Gefangene der Welten: Weltentrilogie Bd.1 (German Edition)
hier vorgeht!“ Der alte Mann seufzte und setzte sich wieder. „Es ist eine etwas längere Geschichte, fürchte ich…“ Sydney wartete. Auf Lan’tash wirkte ihre Gestalt ruhig und abwartend, doch Damian vermochte sie nicht zu täuschen. Er warf ihr einen Blick zu und erkannte die schwelende Glut unter der Oberfläche. Sie hielt ihre Arme fest umklammert, als böte ihr dies mehr Halt in einer Welt, die ihr vollkommen unbekannt war. Lan’tash fuhr fort: „Die Überlieferung der Geschichte geht mehrere Jahrtausende zurück.“ Sydney stutzte einen Moment. Jahrtausende? Überlieferung? Was hatte das nun wieder zu bedeuten?
„
Es war einmal ein König. Sein Name war Jamakal. Sein Volk ehrte ihn und sie alle lebten glücklich und zufrieden
.“ Sydney überlegte, ob sie den Alten unterbrechen sollte, damit er endlich zum Kern der Sache voranschritt, doch ein leises Gefühl in ihrem Innern ließ sie schweigen.
„
König Jamakal war ein äußerst fairer Mann. Stets hörte er sich das Leid seiner Bürger an und schlichtete ihre Streitfälle. Eines Tages jedoch betrat ein Reisender das Königreich und bat den König um eine Audienz, die ihm nicht gewährt wurde.
Man erteilte keine Audienzen für Fremdlinge müsst Ihr wissen.
“
Lan’tash lächelte traurig
. „Diese Fremden, wie der Reisende einer war, mussten sich für gewöhnlich einer Audienz beim König würdig erweisen
.“ Lan’tash machte eine kurze Pause und sah sie beide an. „
Dieser Reisende jedoch war ein außergewöhnlicher Fremdling
.
Er bestand darauf, dem König vorgestellt zu werden und sagte etwas, was niemand wissen konnte. Er sagte: ‚Hört auf mich! Der König muss mich empfangen, sonst wird es ihr noch viel, viel schlechter ergehen‘. Zunächst wusste niemand, was der Mann damit meinte. Doch der König wurde dieser Worte hörig und gewahr dem Reisenden eine Audienz.
“ – „Wem sollte es viel schlechter gehen?“, unterbrach Sydney ihn ungeduldig. „Des Königs Tochter
. Es war kein Geheimnis, dass seine Tochter kränkelte, doch der Zustand war weitaus schlimmer, als das Volk wusste. Es heißt, sie habe an einer unheilbaren Krankheit gelitten. Als nun der König den Reisenden empfing, zeigte sich, dass es sich um einen mächtigen Propheten handelte.
Er vermochte, dem König Fakten zu nennen, die sonst niemand wusste, und der König glaubte ihm, als der Mann sagte, was ich Euch jetzt sage, Madame
.“
Lan’tashs Blick nahm an Intensität zu und Sydney hatte auf einmal das sichere Gefühl, dass ihr kaum gefallen würde, was nun kam. „
Der Mann kündigte einen Krieg an; einen schweren, blutigen und verlustreichen Krieg. Er sagte, es würde keineswegs sicher sein, dass des Königs Truppen diesem Krieg standhalten würden. Stattdessen würden seine Männer fallen. Einer nach dem anderen. Und eine Zeit des Mangels bräche über das Volk herein.“
Seine blauen Augen hielten ihren Blick gefangen, als er weitersprach:
„Doch es gab eine Hoffnung, das Schicksal abzuwenden. Eine Frau. Eine Frau, die als Einzige in der Lage war, die Welten zu beschreiten. Eine Frau, die den einzig wahren Abkömmling des Königs auszutragen und damit des Königs Volk zu retten vermag.“
Die Stille, die auf seine Worte folgte, breitete sich aus und legte sich wie ein Kokon um die Anwesenden. Sydney blieb der Mund offen stehen. Weit aufgerissenen Auges starrte sie ihn an, als seine Worte zu ihr durchdrangen: „Ihr seid die Auserwählte. Es ist Euer Blut und Eure Abstammung, die Euch zu der Frau machen wird, die dieses Volk bitter nötig haben wird.“
Erneut brach Stille über sie herein. Damian fragte sich, ob Sydney den Sinn der Worte verstanden hatte. Sie stand da, die Arme noch immer verschränkt, und starrte Lan’tash einen Augenblick lang an. Dann schloss sich ihr Mund und sie schluckte einige Male, ehe sich ihre starre Haltung aufzulösen begann. „Ich verstehe.“ Mehr nicht. Einzig und allein diese beiden Worte kamen ihr über die Lippen und sowohl Damian als auch Lan’tash warfen sich einen überraschten Blick zu. Meinte sie das ernst? Verstand sie wirklich? Lan’tash räusperte sich. „Nun, Madame, es freut mich zu hören, dass Euch die Situation bewusst ist. Lasst mich noch eines erklären: In jeder Generation seit des Königs Herrschaft gab es eine einzige Frau, die sich in der Lage sah, die Welten zu durchqueren. Eure Mutter war eine davon.“ Sydney blinzelte. Ihre Mutter? Was hatte sie damit zu schaffen? „Es ist nun bereits ein
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