Gefangene der Welten: Weltentrilogie Bd.1 (German Edition)
ein Sohn gewesen und wenn ich einmal meine sterbliche Hülle aufgebe“, seine Hand fuhr gebieterisch in die Höhe, als Damian widersprechen wollte, „so wünsche ich mir nichts mehr, als dass mein Land von einem rechtschaffenden Manne regiert wird, der das Herz der Auserwählten als das Seine bezeichnen kann.“ Damian fühlte sich geneigt zu protestieren, doch der Respekt hinderte ihn daran und Lan’tash fuhr fort: „Ich sah, wie sie dich ansieht, mein Sohn.“ Damians Blick flog zum Gesicht des alten Mannes. Dieser lächelte wissend. „Und ich sah auch, wie du sie ansiehst.“ Lan’tash zwinkerte vergnügt und beobachtete, wie Damian verlegen durch sein Haar strich. „Das Band, das zwischen zwei Auserwählten besteht, ist empfindlich wie Seide und zugleich robuster und stärker als jedes Schiffstau.“ Lan’tashs Blick verlor sich in den Flammen, als er der Verbindung gedachte, die zwischen ihm und Sydneys Mutter, Kassandra, bestanden hatte. „Sie ist wie ihre Mutter. Kassandra hatte ebensolch ein feuriges und leidenschaftliches Naturell wie ihre Tochter. Allerdings hatte sie einen eisernen Willen und den vermochte sie auch oft genug durchzusetzen.“ Er lachte leise, als er sich an die gemeinsame Vergangenheit erinnerte. Dann schaute er auf und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Damian. „Ich rate dir eins, mein Sohn. Sei geduldig und gib ihr Zeit. Doch vergiss dabei nicht, was auf dem Spiel steht. Ich habe den Fehler einmal gemacht, dass ich aus Liebe die Auserwählte gehen ließ und darauf vertraute, dass sie wiederkäme. Mach du nicht denselben Fehler!“
Damian neigte den Kopf. „Sehr wohl, mein Herr.“
Seine Gefühle waren ein verräterischer Freund und er durfte keinesfalls zulassen, dass eben diese Gefühle Macht über ihn gewannen. Die Prophezeiung musste erfüllt werden.
So stand es geschrieben, so sollte es sein.
20.
In stiller Eintracht ritten ihre Pferde leise schnaubend nebeneinander her und Jack genoss das Gefühl der Frau an seinem Rücken. Richard räusperte sich. „Es ist nicht mehr weit bis zur Burg.“ Sein Blick fiel auf Natalia. Bisher hatten sie noch kein Wort gewechselt; Jack, weil er nicht sicher war, was er zuerst fragen sollte, und Richard, der nicht ihren Verdacht erregen wollte, sollte sein Misstrauen unbegründet sein. Erneut räusperte er sich. Jack warf ihm einen Blick zu. „Alles in Ordnung?“, fragte er. Richard nickte. „Ja, mir geht es gut…“ Er zögerte noch einen Moment, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf Natalia. „Verzeiht bitte, doch woher, sagtet Ihr, stammt Ihr?“. Freundlichkeit lag in seiner Stimme und nichts wies darauf hin, dass er misstrauisch war, hinsichtlich der Rolle, die Natalia bei dem Handel mit dem Sklavenhändler einnahm. Die junge Frau hob ihren Kopf von Jacks Schulter und richtete ihre blauen Augen auf Richard. „Ich bin eine Bakram, solltet Ihr das gemeint haben, Herr.“ Jack runzelte die Stirn. Ihr Tonfall klang nicht sonderlich unterwürfig. Sprach so eine Sklavin? Und bevor er es vermeiden konnte, fragte er: „Wie sind Sie an den Sklavenhändler geraten?“ – „Es gab einen Überfall auf das Haus meiner Familie. Dort hat man mich entführt.“ Richard bemerkte, dass sie nicht gesprächig zu sein schien. Jedoch schien ihm das nicht ungewöhnlich, berücksichtigte man diesen Hintergrund. Daher verfolgten weder er, noch Jack, das Thema weiter. Stattdessen lichtete sich der Wald und sie zügelten ihre Pferde.
Die Felder und das massive Gemäuer der Burg breiteten sich friedlich vor ihnen aus. „Wir sind da.“ Freude schwang in Richards Stimme mit, als er dem Pferd die Fersen in die Flanken stieß und sie der Burg entgegentrabten.
21.
Sydney erwachte. Ihr Kopf schmerzte und als sie die Augen aufschlug, herrsche bereits tiefste Nacht im Zimmer. Einzige Lichtquelle war eine dicke Kerze, die einsam auf dem Waschtisch neben dem Krug stand und schwachen Lichtschein ausstrahlte. Noch immer trug sie das Samtkleid, stellte Sydney fest, als sie die Decke zurückschlug. Der Stoff war zwar zwischenzeitlich getrocknet, doch fühlte sich das Kleid nun steif und unbequem an und kratzte schwach auf der Haut. Am liebsten hätte sie es ausgezogen, doch sie war sich nur allzu bewusst, dass dies nicht ihr Zimmer war; geschweige denn ihre Welt.
Das hast du ja wieder prima hingekriegt
, schalt sie sich, während sie die Beine über die Bettkante schwang. Dabei hatte alles so gut angefangen! Ihre Gedanken wanderten zu den Wölfen
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