Gefangene der Welten: Weltentrilogie Bd.1 (German Edition)
„Dann hättest du nicht mein Pferd entwenden sollen.“ – „Das Pferd wollte ich auch gar nicht!“, zischte sie. Er war ihr nun so nah, dass sie gezwungen war, ihm in die Augen zu sehen und Sydney spürte, wie die Emotionen ihr die Röte ins Gesicht steigen ließen. „Du hättest nicht versuchen dürfen zu fliehen.“, knurrte er. „Aber –“, begann sie, doch Damian hob abwehrend seine Hand, zog sich zurück und sagte: „Genug jetzt. Morgen wirst du meine Frau sein und dann wirst du keinen Anlass mehr haben, solch törichten Ideen nachzugehen.“ Damit ergriff er ihren Arm und setzte den Weg fort. „Ich war nachlässig mit deiner Bewachung, doch das wird sich die nächsten Stunden ändern. Angefangen damit, dass ich persönlich dich im Auge behalten werde, bis die Sonne aufgeht.“ Schockiert hielt Sydney in ihrem Schritt inne, wurde jedoch sogleich weitergezogen. „Das kannst du nicht machen!“, entgegnete sie ihm, woraufhin Damian müde lächelte angesichts dessen, dass sie die formelle Anrede scheinbar endgültig abgelegt hatte. „Oh, doch! Ich kann und ich werde, mein Herz!“ Als er ihr einen Seitenblick zuwarf, hätte Sydney schwören können, dass sie Vergnügen in seinen dunklen Augen funkeln sah, doch das konnte doch nicht sein? „Es ist deine eigene Schuld, Sydney. Hättest du nicht diese lächerlichen Fluchtversuche unternommen, so wäre diese Maßnahme jetzt unnötig.“
„Meine Schuld?“, quiekte Sydney aufgebracht. Ihre Stimme versagte ihr fast den Dienst vor Wut. „Wer hat hier denn wen entführt?“ Sie betraten sein Zimmer und als Damian die Tür hinter sich geschlossen hatte und sich wieder ihr zuwandte, sagte er mit einem Unterton leichter Gereiztheit: „Das hatten wir doch alles schon.“
„Was hast du vor?“ Weiß traten ihre Fingerknöchel hervor, als Sydney die Lehne des hohen, dunkelroten Ohrensessels neben sich umklammerte. Ihr gegenüber stand Damian und blickte sie düster an. Seine dunklen Augen schimmerten schwarz vor unterdrücktem Zorn. Ihr war klar, dass sie für seine Wut die Verantwortung trug. Doch hatte sie denn eine andere Wahl? Sie musste fliehen! Doch das verstand Damian natürlich nicht. Wie sollte er auch? Schließlich war er der Machthaber. Er war derjenige, auf dessen Worte sie hören sollte. Er war der Mann.
Ihr Mann
.
Die Klauen des Entsetzens griffen nach ihr. Sydney schluckte. Ihr Mund war trocken und ihre Augen starrten Damian an. Dieser bewegte sich auf sie zu, sodass der Abstand zwischen ihnen kleiner wurde. Sydney unterdrückte den Hilfeschrei. Es würde sie ja doch niemand hören. Und falls doch, so würde ihr kaum jemand helfen. Unmöglich konnte sie zulassen, dass dieser Mann ihre Zukunft und damit ihr ganzes Leben ruinierte.
„Willst du mich denn nicht verstehen?“, versuchte sie, ihn aufzuhalten. Damian hielt inne. Nur wenige Schritte trennten ihn von seiner Braut und Sydney glaubte fast, so etwas wie Mitgefühl in seinen Augen zu erkennen. Doch wie konnte sie da sicher sein? „Ich verstehe, dass du dich fürchtest und auch dass du womöglich Heimweh verspürst.“ Er trat einen weiteren Schritt näher. „Darum geht es aber nicht!“, entgegnete sie ihm frustriert und machte einen Schritt um den Sessel herum. „Worum sonst, Sydney?“ Damians dunkle Augen folgten ihr. Sydney schnaufte gereizt und erwiderte: „Na, um alles natürlich!“ Sie sah, wie sich seine Brauen nachdenklich zusammenzogen. „Um Alles?“, wiederholte er. Offensichtlich verstand er nicht, was ihr Problem war, erkannte Sydney. Seufzend versuchte sie, es ihm klar zu machen: „Man entführt nicht einfach Leute, um sie zu heiraten – gegen ihren Willen! –, sie zu vergewaltigen und ein Kind zu zeugen!“ Unsicherheit flackerte in seinem Blick auf. Verstand er sie? „So siehst du das also?“, fragte er und Sydney war überrascht angesichts des Erstaunens, das in seiner Stimme lag. Frustriert und genervt warf Sydney die Arme in die Luft. „Was denkst du denn?“, fuhr sie ihn an.
Ohne Sydney weiter zu beachten, trat er ans Bett heran und begann, seinen Mantel aufzuknöpfen. Entgeistert starrte Sydney ihn an. „Du bist die Auserwählte und es ist dein Schicksal, mein Weibe zu sein. Es macht folglich keinen Sinn zu fliehen.“ Damian legte seinen Mantel ab und fing an, das Hemd ebenfalls aufzuknöpfen. „Was tust du da?“, flüsterte Sydney. Fassungslos beobachtete sie, wie er Knopf um Knopf öffnete; unfähig den Blick von seinen Händen zu lösen.
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