Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)
mein Volk heißen dich willkommen. «
Erneut schüttelte sie den Kopf. »Lass das Syrils Aufgabe sein.«
Der bronzefarbene Terralon kam näher, begleitet von Syrils Bruder Lern.
»Du verbrachtest deine Kindheit in meinem Land, große Aeriel«, sagte der Greif von Terrain. »Kehre nun zurück! Sei die Sibylle auf dem Hochaltar von Orm, vor der sich selbst der Statthalter verneigt.«
Freudlos schlug Aeriel die Augen nieder. »Die Sibyllen von Orm, fürchte ich, weilen nicht mehr unter uns, und deine Gefährtin, die Sphinx, hat den Statthalter entthront, da er Sklaven feilbot. Setze Lern an meiner statt als Herrscher ein.«
Mit Ranilon an seiner Seite kam Poratun in purpurfarbener Robe auf sie zu.
»Du hast mein Land nie gesehen«, sagte der geflügelte Salamander. »Doch es ist großartig und schön. Mach dir dein eigenes Bild und sei seine Königin.«
Schweren Herzens drehte sich Aeriel weg. »Gib die Krone Poratun.«
Als Letzter trat ihr eigener Bruder Roschka neben dem bronzenen Hirschen Pirsalon vor. Hadin, der während der Schlacht dessen Reiter gewesen war, blieb im Hintergrund, die Zügel von Nachtwanderer, Roschkas Ross, in Händen. Diesmal war es der Mann, der sie ansprach, nicht der lon .
»Erryl, meine Schwester«, sagte Roschka, »nun unter dem Namen Aeriel bekannt, du bist die Erstgeborene unseres Vaters und die rechtmäßige Erbin von Pirs. Kehre mit mir zurück, und nimm deinen Platz als Fürstin ein.«
Zu ihrem bisher größten Kummer schüttelte Aeriel den Kopf. »Fürwahr, ich bin Pirs’ rechtmäßige Erbin. Aber du warst während all der Jahre, in denen ich verschollen, eine Sklavin in Terrain war, der Kronprinz. Sei an meiner statt Fürst, Bruder. Das ist mein Wunsch.«
Roschka verbeugte sich und trat einen Schritt zurück, wie die anderen vor ihm. Da kam noch jemand, lachend, auf Aeriel zu.
»Nun denn, meine kleine Weißhäutige«, rügte Orroto-to, ihren Wüstenstab in Händen. Aeriel musterte die zimtfarbene Stammesfürstin der Ma’a-mbai und spürte, wie sich ihr Gemüt eine Spur aufhellte. »Du verweigerst jegliche Ehrenbekundung und Krone. Könnte es sein, dass du dich jetzt, nach Erfüllung deiner Aufgabe, etwa nach Ruhe sehnst?«
Ermattet schloss Aeriel die Augen. Wäre es ihr nur vergönnt, zu ruhen! Die dunkelhäutige Stammesfürstin berührte sie an der Wange.
»Komm mit mir«, sagte sie. »Durchquere die Dünen von Pendar,
wie du es einst tatest. Dort wandelt jeder, wie es ihm beliebt, und jeder ist frei.«
Doch Aeriel kam nicht umhin, den Kopf zu schütteln. »Stammesfürstin, meine Aufgabe ist nicht beendet, und ich bin noch nicht frei.«
In die Augen der anderen trat ein schwermütiger Ausdruck, aber auch sie machte schließlich einen Schritt zurück. Talb, der Magier, riss das Wort an sich.
»Tochter, ich muss ebenfalls von dannen ziehen. Nun da das Wasser zurück in der Welt ist, werden die mächtigen Ströme von Aiderlan wieder schwellen, und jemand mit einem bescheidenen Wissen an Zauberei …« – an dieser Stelle lächelte er süffisant – »… sollte von Nutzen sein. Ich würde dich bitten, mich zu begleiten und mir mit helfender Hand zur Seite zu stehen, hegte ich auch nur die geringste Hoffnung, dass du zustimmtest.«
Seine Wehmut zauberte beinahe ein Lächeln auf Aeriels Antlitz, obschon ihr Herz schmerzte. Auf einmal teilte ein Tumult die Reihen von Syllvas Bogenschützinnen. Die Isternerinnen traten hastig beiseite, um ein geschlossenes Trüppchen an hüfthohen Gestalten durchzulassen. Keiner von ihnen überragte Talb.
»Zauberei!«, schnaubte die Zwergin an der Spitze der Meute. Das rote Haar fiel ihr in vier dicken Zöpfen herab, jeweils einer vor und einer hinter jedem Ohr. »Wir können Aiderlan allein mit Hilfe der Maschinen retten, Bruder. Du kannst deine Zauberei für dich behalten.«
Maruha stand entrüstet vor dem kleinen Magier. Sie war vollständig in gefüttertes Leder gewandet, ein runder Schild hing an ihrer Schulter herab, ein Kurzschwert an ihrem Gürtel. Hinter ihr
erblickte Aeriel Collum und Brandl sowie andere in Kampfmontur, doch viele trugen lediglich die grauen Lumpen der Sklaven. Wunden an Hals und Handgelenken zeugten, wo die Eisenketten und Fesseln ihnen die Haut aufgescheuert hatten, auch wenn diese längst entfernt waren. Sie sahen dünn aus, allerdings von Triumph beseelt, immer noch benommen vor Fassungslosigkeit. Dies also waren Oriencors Gefangene gewesen, vermutete Aeriel, nun durch ihr Volk befreit. Talb schreckte
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