Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)
die Aeriel suchte. Sie fand
Erin inmitten der Menschenmenge. Das Flammenschwert steckte in ihrer Scheide, und dennoch erkannte Aeriel das Feuer der Klinge, das züngelnd aufloderte, ihrem eigenen antwortete. Ohne zu zögern, trat das dunkelhäutige Mädchen vor.
»Und was ist mit dir, Erin?«, erkundigte sich Aeriel. »Jeder außer dir hat mir seine Pläne anvertraut. Wirst du mit dem Seevolk ziehen, deinen Schwestern und Brüdern, zurück zu ihren Inseln im Staubmeer?«
Mit einer Hand auf dem Knauf der Gleve schüttelte das dunkelhäutige Mädchen den Kopf. »Das werde ich nicht. Vielleicht in ferner Zukunft. Ja, ich bin dort geboren, das bezweifle ich nicht. Doch ich wurde in anderen Ländern großgezogen und fühle mich unwohl bei meinem eigenen Volk, dessen Sprache ich nicht mächtig bin, oder bei den Zambulanern, die mich einst versklavten, oder jedem anderen Stamm. In meinem ganzen Leben besaß ich nur eine einzige wahre Freundin.«
Einen Moment huschte Erins Blick zu dem Schwert, das an ihrer Seite summte, bevor sie kühn das Kinn reckte.
»Es kümmert mich nicht, ob dich einige nun Ravennas Tochter nennen oder dass du keinen Schatten besitzt und eine brennende Krone trägst. Du bist das einzige Licht, das ich kenne. Ich begehre keine andere Gesellschaft als die deine. Allem Anschein nach bin ich von all den vielen Menschen die Einzige, die ihren Weg selbst bestimmen darf. Aeriel, ich will mit dir gehen.«
Aeriel schloss die Augen. Sie wäre nun doch nicht allein. Hier, zumindest am Anfang, würde eine Gefährtin sie begleiten.
»Die Flamme in Orm hat mich meines Schattens beraubt«, flüsterte sie, »aber ich war nie ohne, niemals. Wenn es dich
nicht gäbe, Erin, wäre ich verloren.« Unerschrocken legte das dunkelhäutige Mädchen die Arme um sie.
»Meine Dunkle«, hauchte Aeriel.
Erin erwiderte: »Mein Licht.«
Aeriel wandte sich um und trat allen entgegen.
»Lebt wohl«, rief sie. Ihr blieb nichts weiter zu sagen.
Mit aneinandergelegten Händen verneigten sich Syllva und ihre Isterner Söhne vor ihr. Talb, Roschka und die Zwerge bezeigten Respekt. Die Inselbewohner, die Bogenschützinnen, sogar Sabrs abgesessene Reiterbriganten knieten vor ihr nieder. Orroto-tos Wüstenvolk nickte ernst. Selbst Pendarlon und der Avarclon und die anderen lons verbeugten sich. Alle erwiesen ihr diese Ehrerbietung, außer der König von Avaric, der unverhohlen weinte, und die Banditenkönigin, die ihn nicht trösten konnte.
Erin hielt immer noch Aeriels Hand. Das Feuer der brennenden Krone schien sie ebenso wenig zu berühren wie das Feuer des Schwertes. Aeriel war selig, jemanden an ihrer Seite zu wissen, der einen solchen Mut zeugte, sie nicht alleine ziehen zu lassen. Es war eine lange Reise nach NuRavenna. Das Licht der Krone zeichnete sich hell funkelnd gegen die Nacht ab. Als sie und Erin aufbrachen, vernahm sie Brandls wohlklingende Harfe hinter ihnen, seine glockenreine, junge Stimme, die ein Lied anstimmte:
»Durch Avarics flache Länder,
darüber der dunkle Engel fliegt
Hinan auf Terrains Gipfelränder,
vom Königsturm, der abseits liegt,
Und zweimal sieben Mägdelein,
als Bräute holt er sie herbei:
Ein langer Weg aus trautem Heim;
vom Himmel tönt ein ferner Schrei –
Dann wird der Zauberhuf des Sternenpferds
ihn unvermutet heiligsprechen,
Und eine Diamantenklinge
seine kalte Brust durchstechen.
Allein dann erheben sich des Krieges
Held und Schimmel,
Die Kampfgenossen alle,
und beben wird der Himmel.
Doch zuerst müssen sie sich vereinen,
die Feinde der Engel der Nacht,
Eine Braut, die im Tempel durch Feuer schreitet,
hat teil an der Schlacht,
Weit jenseits des Sandmeers
kommen Streitrösser für die Zweitgeborenen,
Und neu geschmiedete Waffen,
ein geflügelter Stab –
Dann kostet die königliche Prinzessin
von dem Baum –
sonst wär’ sie verloren.
Also geschehen die Dinge,
von der Stadt Esternesse weitab:
Eine Zusammenkunft von Gargoyles,
ein Fest auf dem Stein,
Der Weißen Hexe Helferin
wird nicht mehr sein.
Hieran wird ein grausamer, blut’ger
Krieg ausbrechen,
um ein Land, öd und verbrannt,
zu rächen.
Mit einem leuchtend Flammenschwert,
wird ein Schatten, schwarz wie die Nacht,
aus dem Exil zurückgekehrt,
sich stürzen in die Schlacht.
Aus Liebe zu jener,
die einsam steht, die Flagge hält,
in Händen die Perle
mit der Seele der Welt.
Wenn Feinde in Fluten untergehen,
Winterasche in Wasser mündet,
dann wird die erlösende Krone
von
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