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Geflüster auf Burg Schreckenstein

Geflüster auf Burg Schreckenstein

Titel: Geflüster auf Burg Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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werden.“
„Und wieso übt ihr hier?“ kam die unvermeidliche Frage.
Beatrix lächelte sie an und war plötzlich wieder ganz die alte. „Der Flügel auf der Burg wird frisch gestimmt.“
Die Zwangslage, zumal sie mit einer Überraschung verbunden war, leuchtete der Leiterin ein, doch die Sorge blieb: „Und wie kommt ihr nach Hause?“
„Wir bringen sie selbstverständlich!“ tönte Dampfwalze, und alle Ritter brummten zustimmend.
Etwas Wundersames geschah. Fräulein Doktor Horn lächelte. „Sehr nett von euch. Aber das wäre zu viel des Guten. Fräulein Waldmann und ich werden das übernehmen. Wir fahren hinter unseren Mädchen her, wir haben ja denselben Weg.“
„Dann müssen wir ausmachen, wann wir wieder proben“, sagte Ingrid.
„Gar nicht“, entschied die Leiterin. „Ihr wolltet mir eine Freude machen, und ich habe mir die Überraschung selbst verscherzt. Geht jetzt zu euren Rädern.“ Zufrieden verließ sie das Nebenzimmer.
Sonja atmete auf. „Ich habe Blut geschwitzt…, ein toller Einfall, ich danke euch.“
„War Beas Idee!“ sagte Florian.
Sie saß ja mit im Boot“, schränkte Ingrid ein. „Bea denkt immer an sich.“
Dampfwalze schaute grimmig. „Im Schwindeln ist sie unerreicht.“
     
     
     

Teegflüster
     
Für einen Neuen gibt es in jeder Schule gewisse Schwierigkeiten. Bis ihn alle kennen und er seinen Platz in der Gemeinschaft gefunden hat. Je geschlossener eine Gemeinschaft, desto schwieriger. Bei einer so verschworenen Gemeinschaft wie die der Ritter auf Burg Schreckenstein, die nach eigenen Regeln lebt, bedurfte es eines gesunden Selbstbewußtseins. Kamen gewisse Fähigkeiten und ein gewinnendes Wesen hinzu, wurde es nicht leichter. Im Gegenteil. Je mehr Qualitäten einer mitbrachte, um so länger konnte es dauern.
Diese Erfahrung hatte Florian schon gemacht. Als überlegenen 400-Meter-Läufer kannten ihn die Ritter bereits. Hier konnte er der Burgschule nützen. Das war in Ordnung, und niemand sprach mehr darüber. Anders bei seinem Trompetenspiel. Bis jetzt hatte Andi als bester Trompeter gegolten. Nun war Florian da und setzte neue Maßstäbe. Darüber hatten sich die Gemüter noch nicht beruhigt, bis auf Andi, der ihn neidlos anerkannte.
Eines war Florian klargeworden: Erst wenn alles, was du tust und kannst, ein alter Hut ist, bist du drin. Solang du sie noch mit etwas überraschen kannst, mußt du ganz leise traben!
Gestern abend zum Beispiel. Normalerweise hätte er Beatrix verteidigt, immerhin war er mit ihr gekommen. Aber er wollte Dampfwalze nicht ins Gehege kommen, mit dem sie davor zusammen war und den sie obendrein angepumpt hatte. Dampfwalze sah Florian sowieso als Angeber und Besserwisser.
Das schlimmste aber war die Sache mit dem Anhänger. Beatrix mochte Florian, darüber hatte sie ihn nicht im unklaren gelassen. Ingrid mochte ihn auch, und er sie. Ingrid war herzlich, schnell und witzig. Mit ihr unterhielt er sich am liebsten. Und da funkte Beatrix mit dem Anhänger dazwischen, aus heiterem Himmel! So was schenkt man einem Freund, den man lange kennt, und nicht quasi als Belohnung für ein zurückgebrachtes Fahrrad. Das hatte Florian ihr noch schonend beibringen wollen, doch dann war alles anders gekommen.
War ihm die Sache mit dem Rad vor den Rittern schon peinlich genug, wußten sie jetzt auch noch alle von dem Anhänger. Wie stand er da?
Ein Angeber, der sich auf der Burg mit Trompete und Rechthaberei interessant macht, der den Schulkapitän belügt, er gehe zum Haareschneiden, um statt dessen auf Rosenfels den Fahrradretter zu spielen und sich mit einem Mädchen zu treffen, das gerade einen Ritter ausgenommen hat.
Ohne etwas getan zu haben, steckte er plötzlich in Teufels Küche. Und warum das alles? Weil er sich im Grunde nur ritterlich verhalten hatte. Hatte er? Ja, von wegen! Eine miese, aufschneiderische, unkameradschaftliche Ritterattrappe! Florian hätte sich am liebsten verkrochen. So schwierig hatte er sich den ersehnten Umstieg nach Schreckenstein nicht vorgestellt.
Und was jetzt? Einen Streich machen, daß alle staunen? Um noch mehr aufzufallen? Er sah keinen Ausweg.
Das Extrablatt der Schulzeitung, das im Eßsaal am Schwarzen Brett hing, als die Ritterschaft zum Frühstück kam, nahm Florian auch für sich als Warnung.
 
Auf unserer Burg ist eine Flüsterepidemie ausgebrochen. Besonders nach dem Abendessen. Aber auch am Tag und in der Telefonzelle. Das Zentrum des Geflüsters befindet sich jedoch außerhalb — in der Gastwirtschaft von

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