Geflüster auf Burg Schreckenstein
lobte Amanda.
„Wir wollen uns doch den Auftritt nicht entgehen lassen“, erwiderte Andi genau im richtigen Moment. Drinnen wurde gerade die Tür geöffnet, Dampfwalze und Beatrix traten ein.
„Guten Abend!“ tönte der Muskelprotz.
Köpfe fuhren herum, Gespräche stockten – die Über-Überraschung war komplett. Das absichtsvolle Paar genoß das Aufsehen sichtlich. Sie nickten mit geronnenem Lächeln wie Schauspieler, die sich im rauschenden Beifall verbeugen.
„Mir geht ein ganzer Christbaum auf!“ sagte Amanda. Wenn die sich jetzt noch…“
„Was dachtest du denn?“ brummte Andi sicher.
Obwohl es freie Tische gab, steuerte Beatrix schnurstracks auf ihr Ziel zu. „Hallo Stephan!“
Ehe der etwas sagen konnte, saß sie neben ihm. Dampfwalze machte sich an Ankes Seite breit.
„Hallo Anke!“ fuhr der Wuschelkopf im Zuckerton fort. „Na, hab’ ich euch zuviel versprochen? Amandas Idee, ultra!“ Sie sah sich um. „Wo steckt sie überhaupt?“
Ohne Beatrix anzusehen, sagte Stephan: „Vielleicht sind die beiden in ein anderes Lokal, wo sie nicht gestört werden.“
Dampfwalze hatte Ingrid entdeckt. Den Arm hinter Anke auf die Stuhllehne gelegt, winkte er ihr mit der anderen Hand. „Hallo Ingrid! Komm rüber. So allein ist doch langweilig…“
Hier wurden die Beobachter abgelenkt. Schlagartig ging das Nieseln in prasselnden Regen über. Nordwestlicher Wind drückte das Naß unter den traufseitigen Dachüberstand bis gegen die Hauswand, so daß Amanda und Andi eilig ihr Wichtelzeug überzogen.
„Du, schau mal!“ Sie deutete an ihm vorbei zur Straße, die plötzlich mit Lichtfunken übersät schien. „Kennst du die auch alle?“
„Eine wahre Milchstraße!“ staunte er.
„Ich ahne Köstliches!“ Amandas blaue Augen strahlten. „Aber wohin jetzt mit uns?“
„In der Flaschengarage dürfte es am trockensten sein“, überlegte Andi. Der Regen machte ihnen Beine. Der Regen machte es auch möglich, daß Andi durch den Türspalt hinausschauen konnte, ohne fürchten zu müssen, man werde ihn entdecken. Nichts rührte sich, keine Stimmen waren zu hören in dem Geprassel. Dabei mußte der Lichterpulk längst dasein.
„Die sind wohl weitergefahren, weil sie sich mit den Hühnern treffen.“
Amanda zappelte. „Ich muß Beatrix’ Gesicht sehen! Und wenn unsere Zehen eigens schwimmen lernen – das laß ich mir nicht entgehen.“ An ihm vorbei drängte sie hinaus, er folgte ihr, überholte sie instinktiv und wäre an der Hausecke fast mit einem Wichtelzwerg zusammengestoßen, der ein ganzes Rudel anführte.
„Da ist frei! Los, weiter!“ flüsterte Andi, drehte Amanda um und rannte als vermeintlicher Vorposten dem Rudel voraus zur anderen Hausecke.
Dort wiederholte sich der Beinah-Zusammenstoß. Ein zweites Rudel schickte sich gerade an, ums Haus zu schleichen. „Alles klar. Los kehrt! Und rein jetzt!“ sagte Andi ebenso schlagfertig wie energisch. Helles Gekicher im prasselnden Regen bestätigte ihm, was er vermutet hatte: Kapuzinerhühner.
„Und vergeßt nicht, was wir abgemacht haben!“ rief eine Stimme. Sie mochte Klein-Eberhard gehören. Überall lehnten Räder.
Im Gedränge vor dem Eingang hielt Andi Amanda zurück. Sie ließen sich überholen, blieben schließlich stehen. Kein Kapuziner bemerkte es. Der Rückweg war frei. Andi holte seine Rennmaschine aus der Garage.
„Los, beeil dich!“ Amanda fuchtelte mit der Hand vor dem gekippten Fenster.
„Dosenspargel!“ stellte er fest. Der Anblick war in der Tat bemerkenswert. Die Gaststube stand voll tropfender gelber Schmalgewächse.
„Das hat sie jetzt von ihrem Gequatsche!“ freute sich Amanda. „Geschieht Bea ganz recht. Der alten Kanaille.“
Von Paaren an Tischen war nichts mehr zu sehen.
„Also, das geht zu weit!“ Bürgermeister Kress ruderte seine Leuchtkugel durch die Menge. „Wer keinen Stuhl mehr findet, bitte ins Nebenzimmer. Wer nichts konsumieren will, kann gleich wieder gehen.“
„Sehr zahlungskräftig sehen die Gäste ja nicht aus“, meinte Andi. „Aha, unsere Minis sind auch dabei.“
„Und unsere Zwerghühner“, ergänzte Amanda. „Und die Kratzbürsten…“
Wellenartig kam Bewegung in das unbeschreibliche Gedränge. Andi erkannte den neugierigen Wolf, Beni, Dolf, Rolf und Olf, den jähzornigen Martin, Emil, Armin und Ralph. „Gut drei Dutzend Figuren“, schätzte er.
Alle schoben, wurden geschoben, redeten durcheinander und wollten sich zu den Paaren an die Tische setzen. Bei der Tür leuchtete die Kresssche
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