Geflüster auf Burg Schreckenstein
Kugel. Eigenhändig bugsierte er Überzählige hinaus. Die Kellnerin kam nicht mehr durch. Sie deutete in verschiedene Richtungen und ließ Gläser von Hand zu Hand weiterreichen.
„Wer hat denn Geld dabei?“ rief Karin. „Ich hab’ Durst.“
Langsam ebbte die Besucherflut ab, zurück blieb eine bis auf den letzten Platz besetzte Gaststube. Manche Stühle sogar doppelt.
„Schau!“ Andi lachte. Mini Herbert hatte die kleine Johanna auf dem Schoß.
„Hauptsache, sie giftet sich, die alte Kanaille!“ höhnte Amanda.
Sie giftete sich. Unter dem Wuschelkopf blitzten die Augen. „Was soll denn das?“ herrschte sie Oskar an, der sich neben sie gequetscht hatte. „Ihr kommt euch wohl sehr witzig vor?“
Vom Nebentisch rief Martina dazwischen: „Du hast uns selber gesagt, hier gäb’s heute gemütliches Schummergetuschel.“
„Hummergenuschel“ brummte Dampfwalze.
Umsitzende lachten.
Wieder redeten alle durcheinander. Beatrix wurde mehr und mehr zur Zielscheibe von Unmut.
Draußen ließ der Regen nach.
„Gehen wir!“ sagte Andi. „Es zerläuft. Nur stören wollen ist noch kein Streich.“
Amanda nickte verschmitzt. „Das I-Tüpfelchen fehlt. Ich wüßte ja eins…“
Groß sah Andi sie an.
„Mach ‘ne Trittleiter!“ forderte sie ihn auf, hob den Fuß und stieg in seine gefalteten Hände. Ihr Kopf reichte genau bis zum oberen Fensterrand, wo der gekippte Flügel die weiteste Öffnung bot. Amanda holte tief Luft, steckte den Kopf in den Spalt und rief, so laut sie konnte: „Schnell weg! Die Horn kommt.“
Ein Aufschrei, als habe jemand ein brennendes Streichholz in einen Heuhaufen geworfen. Ritter und Hühner sprangen auf, schimpften, schoben, zogen, stolperten übereinander, Gläser fielen um, bekleckerten fremde Gäste, ein Mini wurde mit dem Kopf gegen das Tablett der Kellnerin gestoßen, daß es Scherben gab, und überall fuchtelte die Leuchtkugel dazwischen: „He, was ist mit der Bezahlung? Was ist mit der Bezahlung?“
Still radelten Andi und Amanda davon. Aus dem Gasthaus quollen Wichtel wie Mayonnaise aus der Tube. Matte Beleuchtung erhellte die Wege des Campingplatzes, aus Wohnwagen drangen Musik, Gelächter, Fernsehnachrichten. Es regnete noch immer, der See lag rabenschwarz.
Am Steg machte Amanda die Leine los, Andi sprang mit geschulterter Rennmaschine ins Boot, legte sie quer über den Rücksitz. „Komm!“ Er streckte Amanda die Hand entgegen. „Ich laß dich doch nicht allein in der Dunkelheit rumkurven.“ Beruhigend leuchtete er mit der Taschenlampe.
„Lieb von dir“, sagte sie.
Der Elektromotor begann zu tuckern, emsig plätscherte die kleine Bugwelle.
„Was überlegst du?“ fragte Amanda nach einer Weile des Schweigens.
„Ich hab’ heute abend etwas dazugelernt“, antwortete er.
„Und was? Oder ist das geheim?“
„Etwas über dich.“
„Über mich?“ Ihr Lachen klang zaghaft.
„Ja. Über dich. Du bist die Kanaille!“
Bettgeflüster
Pünktlich zum Schlafengehen waren die Mädchen nach Schloß Rosenfels zurückgekehrt. Mit langen Gesichtern, so daß die Dagebliebenen ein Schmunzeln nicht unterdrücken konnten. Für gewöhnlich war das umgekehrt.
Wie Sonja, die jüngste Lehrerin des Internats, berichtete, war Fräulein Doktor Horn zum Lehrerstammtisch nach Neustadt gefahren und noch nicht zurück. Wer den falschen Alarm in der Wirtschaft ausgelöst hatte, blieb ungeklärt. In dem Durcheinander hatte niemand die Stimme erkannt. Über Beatrix aber waren sie sich einig.
„Macht uns den Mund wäßrig mit ihrem Schummergeflüster! Dabei wollte sie nur Stephan ärgern, die Kanaille!“ schimpfte Amanda und boxte in ihr Kopfkissen.
„Wo warst du überhaupt?“ fragte Esther.
„Ja!“ pflichtete Martina ihr bei. „Wo? Durch dich hat doch alles angefangen.“
„Ich hab’ Andi besucht, mit dem Elektroboot“, antwortete Amanda und schaute treuherzig mit ihren schönen, blauen Augen. „Wir sind frühzeitig gegangen.“
„Als Bea kam!“ schloß Kratzbürste Doris. „Da war ja vorauszusehen, daß es Stunk geben wird…“
Oberkratzbürste Martina lachte. „Bea und Dampfwalze, ein komplett schwachsinniges Paar.“
In Sophies Zimmer blieb das Bett von Beatrix leer.
„Hoffentlich ist ihr nichts passiert?“ sorgte sich die besonnene Freundin.
„Ach was“, erwiderte Isabella in bester Laune. „Die traut sich nur nicht mehr heim nach der Pleite. Mich betrafs ja nicht, dank Klaus. Bei dem kommst du aus dem Lachen nicht mehr heraus!“
„Vielleicht hat sie
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