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Gefrorene Seelen

Gefrorene Seelen

Titel: Gefrorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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wieder bis an Keiths Kinn hoch. »Ich bin gespannt auf diesen Film, Keith. Edie geht es genauso. Du bist genau der Richtige für die Rolle. Du hast gesagt, du machst gern Erfahrungen. Der Film wird eine ganz neue Erfahrung für dich sein.«
    Keith brachte schließlich doch seine Zunge zum Sprechen. »Was ist mit mir los? Ich kann mich kaum bewegen.« Dann versank er wieder in tiefes Vergessen. Daher wusste er auch nicht, ob er nur phantasierte, dass Eric Fraser sich über ihn beugte, ihm die Stirn küsste und flüsterte: »Ich weiß.«

23
    S agen Sie mir, dass ich ein guter Mensch bin, Cardinal. Das Tonband liegt hier vor mir, und ich habe es nicht angerührt. Sie hätten bestimmt nicht gewartet. Sie hätten sich das Band schon fünfmal angehört.«
    »Das ist meine Charakterschwäche«, sagte Cardinal, der sich noch den Schnee von den Stiefeln stampfte. »Hat Len Weisman schon angerufen?«
    »Nein. Mir schien es so, als wollten Sie nicht, dass ich ihm noch mehr zusetze.«
    »Schon zwei Tage. Wie lange kann so ein Abgleich mit zahnärztlichen Unterlagen denn dauern?«
    Delorme zuckte nur mit den Schultern. Cardinal wurde plötzlich gewahr, dass sie Brüste hatte, und wurde rot. Verdammt noch mal, rügte er sich selbst, Catherine ist in der Psychiatrie. Außerdem mag Detective Lise Delorme eine hübsche Figur und ein sympathisches Gesicht haben, aber sie versucht auch, mich festzunageln, und deshalb kann ich es mir nicht erlauben, mich zu ihr hingezogen zu fühlen. Wenn ich einen festeren Charakter hätte, würde mir so etwas nicht passieren.
    Delorme reichte Cardinal ein Postpaket von der Größe eines Schuhkartons. Darin lag, in luftgepolsterte Verpackungsfolie eingehüllt, eine neue Tonkassette. Über den CBC-Aufkleber hatte jemand in Leuchtschrift »Digital aufbereitet« geschrieben.
    »Ich habe mir Flowers Walkman ausgeliehen«, sagte Delorme. »Der hat zwei Anschlüsse für Ohrhörer.« Sie reichte ihm ein Paar, und beide stöpselten sich die Hörer ins Ohr.
    Cardinal machte einen Platz auf ihrem Schreibtisch frei und setzte sich, in der Hand die Schnur, die sie, siamesischen Zwillingen gleich, an den Ohren verband. Er schaltete das Gerät ein und sah aus dem Fenster in das dichte Schneetreiben draußen. Kurz darauf drückte er die Pause-Taste. »Die Aufnahmeist jetzt viel klarer. Das Düsenflugzeug konnte man früher nicht hören.«
    »Meinen Sie, es könnte am Airport Drive sein?« Wenn Delorme aufgeregt war, belebte sich ihr Gesicht auf wunderbare Weise. Cardinal sah das Mädchen in ihr, das sie einst gewesen war. Für einen kurzen Augenblick glaubte er, sich getäuscht zu haben: Nein, es konnte einfach nicht sein, dass sie sich mit Beamtendelikten befasste und in seiner Sache ermittelte. Dann holte ihn der Horror auf dem Tonband wieder ein.
    Das Rauschen war nicht mehr zu hören. Wenn die Fenster klapperten, schien es, als könne man in das Zimmer hineinreichen und sie schließen. Die Schritte des Mörders klangen so laut wie Gewehrschüsse. Und die Angst des Mädchens war ja schon in der ersten Fassung deutlich herausgekommen. Sie hörten Katie Pines letzte Schluchzer. Die Schritte des Mörders entfernten sich vom Mikrophon.
    Dann war ein neues Geräusch zu hören.
    Delorme nahm die Hörer ab. »Cardinal! Haben Sie das gehört?«
    »Spielen Sie es noch einmal vor.«
    Delorme spulte zurück. Wieder hörten sie das Weinen des Mädchens und die Schritte. Dann aber, da gab es keinen Zweifel, war unmittelbar vor dem Abschalten des Bandes das Schlagen einer Uhr zu hören. Beim dritten Schlag war der Rekorder ausgeschaltet worden, danach herrschte Stille.
    »Phantastisch«, begeisterte sich Delorme. »Das hat man auf dem Original nicht hören können.«
    »Ja, das ist toll, Lise. Jetzt brauchen wir nur noch das Band mit der Uhr des Tatverdächtigen zu vergleichen. Das einzige Problem dabei ist, dass wir bis jetzt keinen Verdächtigen haben.«
    Cardinal benutzte Delormes Telefon, um bei der CBC anzurufen.
    »Ich nehme an, Sie haben das Band bekommen.« Fortiers Rundfunksprecherstimme drang klar und sonor aus der Leitung, als wäre sie ebenfalls digital aufbereitet worden.
    »Sie haben hervorragende Arbeit geleistet, Mr. Fortier. Ich fürchte fast, Sie haben des Guten zu viel getan.«
    »Es ist nichts hinzugekommen, was nicht schon vorher auf dem Band war, falls Sie das meinen. Bei analoger Filterung kann man nur bestimmte Frequenzen verstärken oder unterdrücken. Bei digitaler Bearbeitung kann man hingegen mit

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