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Gefuehlschaos inklusive

Gefuehlschaos inklusive

Titel: Gefuehlschaos inklusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Richling
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Bartstoppeln und ziehe mit dem Zeigefinger die kleinen Fältchen in seinem Gesicht nach. Ich zeichne eine Linie von seiner Nase zu seinem Kinn und mache dann einen Abstecher in sein leicht geöffnetes Hemd, um seinen warmen Oberkörper zu fühlen. Christian senkt seinen Kopf und berührt mit seinen Lippen meine Nasenspitze. Mir ist klar, dass ich es verhindern muss, aber das möchte ich nicht. Mein Mund sucht seinen und wir küssen uns berauscht von dem Moment. Ich könnte ihn ewig so weiterküssen, doch er löst sich von mir und nimmt meine Hände in seine.
    „Claudia, ich möchte mit dir zusammen sein. Beruflich und privat. Ich möchte jeden Morgen mit dir aufwachen, in dein hübsches Gesicht blicken und wissen, dass du zu mir gehörst.“
    Dass ich genauso zu ihm gehöre wie die andere? Wo wird sie schlafen? Zwischen uns? Und wieso kündigt er mir dann, wenn er auch beruflich mit mir zusammen bleiben will? Kann mir mal jemand den Knoten im Kopf lösen, ich komm nicht drauf, was seine Worte zu bedeuten haben!
    Wie eine Taubstumme erwidere ich seinen Blick, als hätte ich nichts von dem verstanden, was er gerade zu mir sagte. Hab ich eigentlich auch nicht.
    „Und was wird aus deiner Freundin? Welchen Platz hast du ihr zugestanden oder besser, welchen mir?“, entgegne ich ihm voller Skepsis. „Hast du schon vergessen, dass du mir heute meine fristlose Kündigung auf den Tisch gelegt hast?“
    Christian sieht aus, als hätte er gerade erfahren, dass er enterbt wurde. Aber ich sehe wahrscheinlich nicht anders aus, zumal mich etwas Derartiges tatsächlich noch erwarten könnte.
    „Herrgott noch mal, du glaubst doch wohl nicht, dass ich …“ Plötzlich klingelt das Telefon und reißt ihn aus seinem Satz heraus, den er nicht gerade freundlich eröffnete. „Warte, ich bin gleich zurück.“
    Ja, ich warte, was sollte ich auch sonst tun? Ich könnte ihm zum Beispiel folgen und heimlich mithören. Aber das ist nicht nötig, denn ich höre auch aus dem Wohnzimmer recht gut, was Christian in die Sprechmuschel gurrt.
    „Bianca, wie schön, von dir zu hören.“ Oh bitte, kühl dich wieder ab. Dieser Freudenausbruch ist ja kaum zu ertragen. Warum lebt sie überhaupt noch? Ach ja, ich hatte ganz vergessen, sie zu ermorden. Dafür fehlte mir bis jetzt die Zeit. „Aber sicher bleibt es dabei. Morgen Nachmittag. Ich freu mich auf dich.“ Dann freu dich mal fein. So ein Zufall, ich plane für morgen Nachmittag auch ein Rendezvous. Vielleicht rufe ich Stefan an und bekehre ihn zur Heterosexualität. Das sollte mir doch gelingen.
    Christian hat sein Gespräch beendet und kehrt zu mir zurück. Ich warte nicht so lange, bis er sich wieder setzt und stehe auf.
    „Ich habe ganz vergessen, dass ich heute noch einen Termin habe. Das fällt mir gerade wieder ein.“ Das hätte mir schon viel eher einfallen sollen.
    „Jetzt? Um diese Uhrzeit? Es ist halb elf!“
    Er kann die Uhr richtig lesen. Ich bin ja selbst überrascht, dass ich noch einen Termin habe, aber was soll ich machen?
    „Ja, das hatte ich ganz vergessen. Ich muss jetzt los.“
    „Du kannst doch jetzt nicht einfach so gehen.“ Warum nicht? „Ich gestehe dir meine Gefühle, offenbare mich dir und du willst wieder einmal davonrennen.“
    „Ich laufe nicht davon, ich …“
    „Verstehst du es wirklich nicht oder willst du es vielleicht nicht verstehen?“
    Also da hat er den Nagel mal auf den Kopf getroffen. Ich verstehe in der Tat nur Bahnhof.
    „Du sagst, du offenbarst dich mir! Warum weiß ich dann nichts von dir? Meine Eltern wissen inzwischen mehr aus deinem Leben als ich. Ich wusste ja nicht mal, dass du bereits verheiratet warst.“
    „Siehst du, und genau das ist der Punkt“, geht er wütend dazwischen. „Du gibst mir ja überhaupt keine Gelegenheit, dir was von mir zu erzählen, weil du es vorziehst, dich immer gleich aus dem Staub zu machen.“
    Natürlich, jetzt bin ich mal wieder schuld. Wer hat mir denn heute in den Allerwertesten getreten und mich hochkant aus der Firma geworfen? Soll ich mich da etwa noch ruhig verhalten und ein langes Gespräch unter Freunden mit ihm führen?
    „Dann frag dich doch mal, warum!“ Eine kleine Denksportaufgabe am Abend kann ja nicht schaden.
    „Also schön, es hat keinen Sinn. Meine Worte erreichen dich anscheinend nicht“, stellt er nun fest und reibt sich verzweifelnd die Augen. Er tut ja fast so, als wäre er derjenige, der heute rausgeschmissen wurde. „Tu mir bitte den Gefallen und komm morgen Abend

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