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Gefuehlsecht

Gefuehlsecht

Titel: Gefuehlsecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Russo
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dem Kühlschrank holen, damit sie beim Gebrauch wohltemperiert ist. Außerdem sollte man sie vorher schälen. Isst du gerne Gurkensalat? Der von meiner Mutter schmeckt mir persönlich am besten. Bei Gelegenheit musst du ihn unbedingt mal probieren.
    Einer Banane gehört im ungeschälten Zustand ein Kondom übergestülpt. Und man darf sie nicht schälen. Sonst hast du irgendwann die ganze Matsche in dir. Und wenn du Pech hast, bekommst du nicht mehr alles raus. Ist Maja, meiner besten Freundin, schon mal passiert. Hat sie mir erzählt.
    Was mich aber eigentlich interessieren würde: Hast du deine Mutter schon mal gefragt, was sie während der Schwangerschaft so alles getrieben hat? Solltest du. Dann weißt du nämlich ganz genau, warum du bist, wie du bist.
    Hat dir deine Mutter auch schon mal das Buch »Die perfekte Liebhaberin« empfohlen? Hast du schon mal einer Frau an die Silikonbrust gefasst? Entschuldigung, ich bin etwas betrunken … Magst du Whiskey? Ich darf nicht mehr so viel trinken. Normalerweise tue ich das auch nicht. Aber momentan ist sowieso nichts normal.
    Kannst du ein Geheimnis für dich behalten? Ich habe heute schon wieder Eistee geklaut! Ich muss unbedingt damit aufhören, immerhin will ich mal Richterin werden.
    Was meinst du? Ob ich Bruno heute noch anrufen soll? Oder soll ich mich doch einfach bei Jürgen melden?
    Aber du kennst sie ja beide gar nicht.
    Schade, dass du jetzt nicht hier bist, sonst könnten wir gemeinsam ein Gläschen trinken.
    Liebe Lotte, bist du glücklich?
    Deine Barbara
    Sorgfältig pinne ich das Schreiben an meinen Kühlschrank, genau neben den Brief von Jürgen. Den habe ich die letzten Tage bestimmt schon zwanzigmal gelesen. Und genauso oft habe ich mich über diese Sätze geärgert: Ich jedenfalls habe mir das alles ganz anders vorgestellt. Aber mein Angebot steht. Ich gebe dir dreißig Tage Zeit. Danach möchte ich eine Antwort haben auf die Frage, ob du meine Frau werden willst.
     
    Was denkt er sich eigentlich? Er hat sich das also alles ganz anders vorgestellt. Und ich? Ich habe immer davon geträumt, einen ganz besonderen Heiratsantrag zu bekommen. Einen, bei dem mir das Herz überläuft. Einen Antrag, der mir zeigt, dass ich eine ganz besondere Person bin. Eben die »Eine«, für die es sich lohnt, wenigstens einmal im Leben in die Knie zu gehen. Aber Jürgen hat es sowieso nie verstanden, mir dieses Gefühl zu geben. Außer ganz am Anfang, als wir beide knackig ineinander verliebt waren. Jürgen denkt eben mehr anstatt zu fühlen.
    Ich kann mich noch lebhaft an die Diskussion darüber erinnern, ob es überhaupt so etwas wie eine Bestimmung füreinander gibt. Das ist jetzt fast ein Jahr her, aber ich werde es niemals vergessen. Es lief gerade das Lied »Die Eine« im Radio. Die Eine oder keine. Und ich blöde Kuh hatte nichts Besseres zu tun und habe Jürgen gefragt, ob das auf mich auch zuträfe. Die Eine gäbe es nicht, meinte Jürgen. Außerdem müsste er alle Frauen der Welt kennen, um dies überhaupt beurteilen zu können. Nun, rein theoretisch gesehen hat er natürlich Recht. Aber welche Frau will so etwas Technisches hören? Ein schlichtes Ja hätte mir besser gefallen. Und weil Jürgen weiß, dass ich anders und viel bildhafter denke als er, hat er versucht, mir seine Antwort anhand eines Beispiels zu erklären. Das sei nämlich wie mit der Suppe, die seine Oma immer für ihn kocht. Es könnte die beste Suppe der Welt sein, denn es ist seine absolute Lieblingssuppe. Aber was wäre, wenn er irgendwann, natürlich rein zufällig, eine Suppe kostet, die ihm noch besser schmeckt? Vielleicht, weil eine klitzekleine Zutat hinzugefügt wurde und ihr den ultimativen Geschmackskick gibt?
    Dass Jürgen nicht an »die Eine« glaubt, hätte ich ja noch verkraftet. Dass er mich in dem Moment mit einer Suppe verglichen hat, hat mich schwer getroffen. Jürgen hat meine Empörung damals nicht verstanden. Auch nicht, als ich ihm am nächsten Tag sämtliche Tütensuppen des Maggi-Sortiments als Abendessen serviert habe. Es waren immerhin acht Stück, die ich ihm milde lächelnd vor die Nase gesetzt habe. Jürgen mag keine Tütensuppen. Das wusste ich schon vorher. Er war sauer. Und ich war verletzt. Verziehen habe ich ihm das nie. Es gibt Dinge im Leben, die vergisst man eben nicht so leicht.
    Nun, vielleicht hat Jürgen ja Recht. Es gibt wirklich viele leckerere Suppen auf der Welt. An einer neuen Sorte habe ich ja schon genascht. Hat verdammt gut geschmeckt. Ob ich

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