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Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Hilje Nora Roberts
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zwingen. „Du hast zehn Minuten. Und heute Abend deine erste Schicht.“
    Gegen sieben Uhr erging Rachel sich in einer Fantasie, wie sie in ein duftendes warmes Schaumbadstieg, mit einem Glas gekühlten Weißweins und einem guten Buch. Es half ihr dabei, die Unbequemlichkeiten in der überfüllten U-Bahn zu ignorieren.
    Sie stemmte die Beine fester auf den Boden, um das Gleichgewicht besser halten zu können, und schaute blicklos vor sich hin. Hier fuhren ein paar fragwürdig aussehende Gestalten mit, solche, die man besser auf Abstand hielt. Hinter ihr auf dem Sitz schnarchte ein Mann, eine Zeitung über das Gesicht gelegt. Offensichtlich ein Betrunkener, denn er roch wie eine ganze Kneipe.
    An der Haltestelle kämpfte sie sich zum Ausgang durch und legte die kurze Strecke bis zu Zackarys Bar durch Regen und Wind zu Fuß zurück.
    Sie öffnete die schwere Glastür und betrat den großen, holzgetäfelten Raum. Ihr Blick fiel auf die spiegelblanke Mahagonitheke. Die lederbezogenen, burgunderroten Barhocker waren besetzt. Zierliche Tische, die im ganzen Raum verteilt waren, boten zahlreichen Gästen Platz. Es roch nach Whisky, Bier und Zigaretten. Der Duft gebratener Zwiebeln lag in der Luft. Aus einer Musikbox ertönte ein Blues, der die Gespräche der Gäste überdeckte.
    Zwei Kellnerinnen in weißen Hosen und Matrosenhemden bahnten sich ihren Weg durch die Reihender Kundschaft. Rachel war einigermaßen beruhigt. Also immerhin keine Netzstrümpfe und großzügigen Dekolletees.
    Zackary stand hinter der Theke und zapfte gerade ein Bier. Auch er ähnelte in seinem blauen Rollkragenpulli einem Matrosen. Rachel konnte sich ihn gut an Bord eines Schiffes vorstellen. Immerhin wusste sie aus seinen Akten, dass er eine zehnjährige Dienstzeit bei der Marine verbracht hatte. Die Schiffsglocken und Anker, mit denen die Bar dekoriert war, passten sehr gut zu diesem Image.
    Sie sah Zackary in Uniform an Bord eines Schiffes, das Gesicht in den Wind gedreht. Und fand dieses Bild so faszinierend, dass sie es schnellstens verdrängte.
    Schließlich war sie kein verträumter Typ, wie sie sich ermahnte. Und ganz bestimmt keine Romantikerin. Sie gehörte nicht zu dem Typ Frau, der in eine Bar ging und sich zu irgendeinem an Land gegangenen Seemann mit breiten Schultern und rauen Händen hingezogen fühlte.
    Sie war als Vertreterin des Gerichts hier, das war der einzige Grund. Und wie unangenehm es auch sein mochte, sich für die nächsten zwei Monate mit Zackary Muldoon abgeben zu müssen – sie würde natürlich ihre Pflicht erfüllen.
    Aber wo war Nick?
    „Möchten Sie einen Tisch, Miss?“
    Rachel betrachtete die Blondine, die ein großes Tablett mit Sandwiches und Bier balancierte. „Nein, danke. Ich gehe an die Bar. Ist es hier immer so voll?“
    Die Bedienung sah sich erstaunt im Raum um. „Voll? Das ist mir noch gar nicht aufgefallen.“ Sie lachte laut auf und ging weiter, während Rachel sich der Bar näherte. Sie stellte sich zwischen zwei besetzte Stühle und wartete darauf, dass Zackary sie bemerkte.
    „Na, mein Schatz ...“ Der Mann zu ihrer Linken hatte ein molliges, freundliches Gesicht. Er verschob den Hocker, um seine Nachbarin besser sehen zu können. „Kann mich nicht erinnern, Sie hier schon einmal getroffen zu haben.“
    „Ganz richtig beobachtet.“ Sie lächelte den Mann, der alt genug war, ihr Vater zu sein, an.
    „So hübsche junge Damen wie Sie sollten hier nicht allein herkommen.“ Er klopfte dem Mann, der rechts von Rachel saß, auf die Schulter. „He, Harry, wir sollten der Dame einen Drink spendieren.“
    Harry, der an seinem Bier nippte und in ein Kreuzworträtsel vertieft war, nickte kaum merklich. „Klar, Pete. Bestell schon. Ich brauche ein Wort mit sechs Buchstaben für Gefahr oder Wagnis.“
    Rachel sah auf. Zackary betrachtete sie regungslos. Sie spürte, wie es ihr eiskalt den Rücken hinunterlief. „Risiko“, flüsterte sie und schüttelte sich.
    „Klar! Besten Dank!“ Harry setzte die Lesebrille auf und sah Rachel erfreut an. „Der erste Drink geht auf meine Rechnung. Was möchten Sie haben, Süße?“
    „Pouilly-Fumé.“ Zackary stellte ein Glas Weißwein auf die Theke. „Und der erste geht auf Kosten des Hauses.“ Er hob eine Augenbraue. „Ist es Ihnen genehm, Frau Anwältin?“
    „Ja, danke.“
    „Zackary bekommt immer die hübschesten Frauen ab“, erklärte Pete seufzend. „Gib mir noch einen aus, Junge. Das ist das Mindeste, was du für mich tun kannst, nachdem du

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