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Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft
Autoren: Annegret Hilje Nora Roberts
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wirklich das Letzte, mit dem er sich beschäftigen sollte. Schließlich ging es hier um Nick.
    Offenbar war Rachels Bruder nicht begeistert, sich einzuschalten. Sie redete hitzig auf Ukrainisch auf ihn ein. Zack griff nach einer kleinen Statuette, die auf dem Kaffeetisch stand, und betrachtete sie mit zusammengezogenen Brauen. Es machte ihn wahnsinnig, wenn sie ukrainisch sprach.
    Aber offenbar hatte sie damit mehr Erfolg. „ Tak “, erwiderte sie zufrieden. Alex hatte nachgegeben. „Ich schulde dir was, Alexej.“ Sie lachte, ein herzliches, sattes Lachen, ein Klang, der Zack direkt in die Lenden fuhr. „Na schön, ich schulde dir viel.“ Sie legte den Hörer auf. „Alex sieht sich mit seinem Partner ein wenig um. Er benachrichtigt uns, falls er etwas herausfindet.“
    „Dann warten wir einfach?“
    „Wir warten.“ Rachel nahm ein Notizbuch vom Schreibtisch. „Um uns die Zeit zu vertreiben, sollten Sie mir etwas über Nicks Werdegang erzählen. Sie sagten, seine Mutter starb, als er ungefähr fünfzehn war. Was ist mit seinem Vater? Hat er danach für Nick gesorgt?“
    „Seine Mutter war nicht verheiratet.“ Zackary griff automatisch nach einer Zigarette, dann fiel es ihm wieder ein, und er ließ den Arm wieder sinken. Rachel hatte die Geste bemerkt und holte aus einer Schublade den einzigen Aschenbecher hervor, den sie besaß.
    „Danke.“ Erleichtert zündete er sich eine Zigarette an und fuhr fort: „Nadine muss ungefähr achtzehn gewesen sein, als sie schwanger wurde. Der Typ wollte von dem Baby nichts wissen und ließ sie sitzen. Also bekam sie Nick und tat, was sie konnte.Eines Tages kam sie in unsere Bar, auf der Suche nach einem Job. Dad hat sie eingestellt.“
    „Wie alt war Nick damals?“
    „Vier, fünf. Manchmal konnte sie niemanden finden, der während ihrer Arbeitszeit auf den Kleinen aufpasste, also schlug Dad ihr vor, ihn mitzubringen. Ich habe mich dann um ihn gekümmert. Er war ganz in Ordnung.“ Zack lächelte schwach. „Er war still, beobachtete viel und war ziemlich clever. Er konnte schon lesen, bevor er in die Schule kam. Auf jeden Fall ... ein paar Monate danach heirateten Nadine und mein Vater. Dad war gute zwanzig Jahre älter als sie, aber ich vermute, sie beide waren einfach einsam. Meine Mutter war damals schon fast zehn Jahre tot. Also zogen Nadine und der Kleine zu uns.“
    „Wie war es für Sie? Für Nick?“
    „Es schien ganz gut zu gehen. Himmel, ich war doch selbst noch ein halbes Kind.“ Rastlos geworden, stand er auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. „Nadine hat sich überschlagen, um es jedem recht zu machen. Das lag in ihrer Natur. Und mein Vater ... nun, er war kein einfacher Mensch. Und er hat viel Zeit in seiner Bar verbracht. Wir waren nicht gerade eine Bilderbuchfamilie, aber es war okay.“ Er warf einen Blick auf die vielen Familienfotos und war erstaunt über den Stich der Eifersucht,der ihn durchzuckte. „Ich hatte nichts dagegen, dass der Kleine ständig um mich herum war. Dann bin ich zur Marine gegangen, direkt nach der Schule. Das ist so eine Art Familientradition. Es war hart für meinen Vater, als Nadine starb. Noch härter für Nick. Man könnte sagen, sie haben es aneinander ausgelassen.“
    „Und zu dieser Zeit fing das mit Nicks Schwierigkeiten an?“
    „Er hatte vorher schon mal kleinere Probleme gehabt, aber nach Nadines Tod wurde es schlimmer. Bei jedem Landurlaub beschwerte sich mein Vater mehr und mehr über ihn. Der Junge tat dies nicht, dafür das, geriet ständig in Schwierigkeiten, hing mit Gesindel herum ... und so weiter. Und wenn ich mich einmischte und mit Nick darüber reden wollte, fluchte er und beschimpfte mich, und dann haute er meist einfach ab.“
    Rachel begann zu verstehen: Ein kleiner Junge, von seinem leiblichen Vater nicht gewollt, fängt an, in seinem großen Bruder ein Vorbild zu sehen, fühlt sich dann von ihm allein gelassen, als dieser zur See geht. Die Mutter stirbt, und mit dem Stiefvater, der alt genug ist, sein Großvater zu sein, gibt es keinen richtigen Kontakt. Nichts in seinem Leben ist von Bestand – nur die Ablehnung.
    „Ich bin kein Psychologe, Zack, aber mir scheint, der Junge braucht Zeit, um wieder Vertrauen zu fassen. Und ich halte es auch nicht für falsch, wenn Sie streng mit ihm sind. Im Gegenteil, gerade dafür wird er Sie mit der Zeit respektieren lernen. Man muss nur den richtigen Gegenpol finden.“ Sie seufzte und legte den Block beiseite. „Und das ist der Punkt, wo ich
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