Gegen Vaters Willen
Arm nehmen, doch dann würde er wieder gegen seine Prinzipien verstoßen. Also drehte er einen Strohballen um, so dass der nicht mehr längs zum Feuer lag, setzte sich drauf, stützte sich mit den Ellenbogen auf den Beinen ab und nippte an seinem Wein.
Ryan hatte ihn einen Moment beobachtet und schüttelte schließlich sichtlich belustigt den Kopf, worauf Leon ihn fragend über seinen Becher hinweg ansah und wissen wollte, was los sei.
„Nichts. Du bist einfach unglaublich. Entschuldige, wenn ich das sage, aber lass verdammt noch mal deine Gefühle entscheiden, was gut für dich ist und nicht deinen Kopf.”
Leon lächelte. „Und wie würde das dann aussehen?”, fragte er, ohne den Blick vom Feuer abzuwenden. Die Hitze wärmte sein Gesicht und seinen leicht durchgefrorenen Körper.
Ryan stand auf, setzte sich hinter Leon und schob seine Hand sanft auf dessen Bauch. „Entspann dich. Ich bin mit Michelle auch nur befreundet, trotzdem kuschelt sie sich an mich”, sagte er leise. Er stellte seinen Becher neben sich auf den Boden, legte seine andere Hand ebenfalls auf Leons Bauch und zog ihn leicht an sich.
Noch war Leon etwas verkrampft, doch er schmolz in Ryans Armen förmlich dahin. Was hatte der Kerl nur für eine unglaubliche Wirkung auf ihn? In seinem Kopf rasten die Gedanken durcheinander, doch er musste sich selbst eingestehen, dass es sich wahnsinnig gut anfühlte, also rutschte er noch ein Stück weiter nach hinten und lehnte sich an ihn.
Ryan legte sein Kinn auf Leons Schulter, streichelte sanft mit seinen Fingern über Leons Arme und schaute einfach nur ins Feuer.
Leon zündete eine Zigarette an, die er zeitweise nach hinten hielt, so dass Ryan auch einen Zug nehmen konnte.
Schweigend kuschelten sie sich unbewusst immer enger aneinander. Ryan hatte seine Hände bereits unter Leons Jacke geschoben und glitt mit seinen Fingern langsam über seinen Bauch.
„Kann ich dich etwas fragen?”, sagte Leon leise.
„Sicher.”
„Was hat Mics Mutter gemeint, als sie sagte, dass dein Vater hier nichts zu melden hat?”
Ryan schwieg einen Moment, trank einen Schluck Wein und legte sein Kinn wieder auf Leons Schulter.
„Naja, dass er hier eigentlich kein Mitspracherecht hat. Der Hof, die Länderein, das Haus und die meisten Tiere gehören meiner Mutter.” Verwundert drehte Leon sich um. „Echt?”
„Ja. Meine Mutter ist hier aufgewachsen. Sie ist in diesem Haus geboren worden, so wie ich.”
„Du bist nicht im Krankenhaus zur Welt gekommen?”
„Nein, in dem Zimmer, wo du heute schläfst. Mein Großvater hat das hier alles nach dem Krieg aufgebaut. Im Laufe der Jahre kam immer mehr Land dazu. Er hatte mit einer Getreidefarm begonnen, doch in den fünfziger Jahren, nach einem richtig üblen Unwetter, war die ganze Ernte verdorben. Da hat er beschlossen, lieber Tiere zu züchten. Sein Argument war, die könne man bei Unwettern in den Stall stellen. Da würden sie nicht verderben.”
Leon lachte leise und schob seine Hände in Ryans Ärmel.
Das brachte den so durcheinander, dass er jegliche Zurückhaltung vergaß und mit seinen Lippen sanft über Leons Hals glitt.
Doch anstatt sich dagegen zu wehren, legte der den Kopf zur Seite und schloss die Augen. „Erzähl weiter …”, bat er leise.
„Mein Vater hat schon während seiner Schulzeit hier gearbeitet. Hat sich etwas dazu verdient. Er war im gleichen Jahrgang wie meine Mutter. Ich sollte vielleicht dazu sagen, dass die McCoys nicht gerade arm sind. Ich denke, das war auch ein Grund, warum sich mein Vater hier so … naja, eingeschleimt hat. Und meine Mutter ist darauf hereingefallen. Ich glaube, mein Großvater hat ihn zwar hier arbeiten lassen, weil er einfach sehr ehrgeizig war, doch ich denke nicht, dass er es gut fand, dass der Typ seine Tochter angebaggert hat.”
Obwohl es ein ernstes Thema war, konnte sich Leon ein Lachen nicht verkneifen. „Tut mir leid. Ich liebe es nur, wie du manchmal redest.”
Ryan lächelte und gab ihm einen Kuss auf den Hals. „Naja, als sie zwanzig waren, haben sie geheiratet, zwei Jahre später kam ich. Mein Großvater war toll. Er hat auch viel gearbeitet, doch er hat dabei seine Familie nicht vergessen. Solche Feste wie heute, die waren für ihn immer wichtiger als die Arbeit. Dafür hätte er sogar den Hof verkauft.”
„Was ist mit deiner Großmutter?”
„Sie starb ein Jahr nach meiner Geburt. Ich hab sie nicht kennen gelernt.” Ryan schwieg einen Moment, kuschelte sich dichter an Leon und
Weitere Kostenlose Bücher