Gegen Vaters Willen
Wochenende mehrmals anrief, ignorierte Ryan hartnäckig sein Telefon. Er war nicht wirklich sauer darüber, dass Leon ihn am Feuer hatte sitzen lassen. Enttäuscht ja, aber nicht wütend. Er war nur sauer, weil er einfach abgehauen war und Ryan mit der Arbeit allein gelassen hatte. Schließlich mussten die Strohballen ja wieder in die Scheune. Ryan musste Lance anrufen, damit der mit seinem Auto kam.
Er konnte akzeptieren, dass Leon mehr Zeit brauchte als er selbst. Obwohl sich Leon seiner Meinung nach selbst betrog, musste Ryan einfach warten. Doch, dass der ihn hängen ließ, ging eine Spur zu weit. Bis Sonntagabend ließ er sein Handy auf lautlos, nahm es nicht einmal in die Hand, und als Eileen ihm das schnurlose Festnetz-Telefon brachte, deutete er ihr stumm an, dass er nicht da sei.
Am Abend war er auf der Westweide und trieb die Kühe in den Stall zurück, als in der Dunkelheit Scheinwerfer auftauchten. Er blieb mit June stehen und wartete. Im ersten Moment dachte er, es sei sein Vater, der ihn kontrollieren würde, doch als er den dunkelblauen PickUp erkannte, zog er an den Zügeln und machte mit June kehrt.
Leon hielt an, stieg aus und sah zu Ryan hinüber, der ihn vollauf ignorierte, also warf er lautstark die Tür zu und ging mit den Händen in den Hosentaschen auf ihn zu.
„Ich trau mich gar nicht zu fragen, wo du mich ja schon das ganze Wochenende ignorierst, aber können wir trotzdem reden?”, rief er laut.
„Rede doch, es hält dich keiner auf”, gab Ryan unfreundlich zurück.
„Mann, Ryan, du weißt, dass es für mich nicht leicht ist. Ich dachte, du könntest es akzeptieren?”
„Oh, bitte! Es geht doch nicht darum, obwohl ich es echt nicht verstehe, schließlich fängst du ständig an. Im Stall, in meinem Zimmer und am Feuer auch. Was ich nicht verstehe, ist, warum du mich einfach hängen lässt!” Ryan zog die Zügel ziemlich heftig herum, so dass June laut protestierte. Beruhigend streichelte er ihr den Hals.
„Du meinst, weil ich nach Hause gefahren bin.” Leon schaffte es nicht, Ryan bei den Worten in die Augen zu sehen.
„Ja! Ich hatte mich darauf verlassen, dass du am Freitag noch da sein würdest. Nur zu deiner Information, falls du es vergessen hast. Ich habe weder einen Führerschein, noch ein Auto. Ich musste Lance anrufen, damit der die Strohballen zurückbringt. Ich konnte sie ja wohl schlecht liegen lassen. Das hätte mein Vater sofort gemerkt.”
„Tu mir einen Gefallen, Snoopy! Komm erstmal vom Pferd runter. Du tust June in deiner Wut noch weh”, bat Leon.
Ryan sprang auf den Boden. „Hör auf mit Snoopy ! Ich bin echt sauer!” Er band das Halfter an den Zaun, drehte sich aber nicht um.
„Das merke ich. Ryan, es tut mir leid. Ich hatte nicht an die Strohballen gedacht. Es war nicht fair, das ist mir klar. Ich habe einfach nicht nachgedacht.”
Ryan wandte sich um und lehnte sich an den Zaun. „Wenn du mir nicht so wahnsinnig wichtig wärst, könntest du dich jetzt zum Teufel scheren. Tu das nie wieder! Ich kann nichts dafür, dass du deine Hormone nicht im Griff hast”, fauchte Ryan.
„Hast du doch auch nicht”, erwiderte Leon kleinlaut.
„Nein, das stimmt. Doch ich steh dazu.” Ryan provozierte ihn bewusst. In diesem Moment war es ihm egal, ob Leon damit zurecht kam. Seine Wut, seine Gier nach dem anderen, seine Sehnsucht trieb ihn immer weiter. „Ich könnte dich ständig küssen! Dich berühren, streicheln!” Er blieb vor Leon stehen, der ihn mit unbewegter Miene betrachtete. „Ich will dich hören. So wie in der Nacht in meinem Zimmer, in meinem Bett …”, hauchte er ihm ins Ohr. „Das war unglaublich. Du warst unglaublich!”
„Hör auf, Ryan. Ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe. Quäle uns nicht noch zusätzlich.”
Ryan trat zwei Schritte zurück. „Ich quäle mich nicht. Der Gedanke an diese Nacht ist einer der schönsten meines Lebens. Du quälst dich, weil du das eine, wichtige, nicht akzeptieren kannst. Du bist schwul, mein Schatz. Sieh es ein!” Ryan band June los, setzte sich drauf und arbeitete weiter.
Leon lehnte sich an seinen Wagen, rieb sich das Gesicht und seufzte. „Das ist nicht wahr!”, rief er laut.
Ryan drehte sich zu ihm um. „Ach, und wie nennst du es sonst?”
„Ich finde Michelle ziemlich heiß. Tara hat mich auch nicht kalt gelassen. Wie kann ich dann schwul sein?”, fragte Leon beinahe trotzig.
„Was weiß denn ich? Meinst du, mich lassen Mädchen kalt? Sie sind mir nur schlicht egal!” Ryan
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