Gegen Vaters Willen
zu. „Kann ich kurz mit dir reden?”
Leon warf Ryan einen Blick zu und entfernte sich ein Stück von seinen Freunden.
„Also, ich … ich wollte dich fragen, ob wir nicht mal etwas unternehmen wollen. Kino oder so”, stammelte Julie und sah Leon, der locker fünfzehn Zentimeter größer war als sie, mit einem gekonnten Augenaufschlag von unten her an.
Ryan beobachtete die zwei aufmerksam. Er konnte jedes Wort verstehen und seine Augen verengten sich, als Julie mit ihren Fingerspitzen über Leons Oberkörper glitt.
Leon hob nur die Augenbrauen und hielt ihre Hand fest. „Julie, es tut mir leid. Ich habe in nächster Zeit viel zu tun und außerdem, na ja … ich glaube, es gibt da jemanden, und die Person würde es gar nicht komisch finden.”
Julie sah in ungläubig an. „Du meinst, du hast eine Freundin?” Es war klar herauszuhören, dass sie, auch wenn dies der Fall sein sollte, den Kampf nicht aufgeben würde.
Leon zögerte, zwang sich, nicht zu Ryan zu sehen und zuckte die Schultern. „Naja, das ist noch nicht so ganz raus. Wir diskutieren noch. Tut mir leid.”
Julie entfernte sich, und Leon lehnte sich neben Ryan an den Schrank.
„Du diskutierst noch? Mit wem?”, fragte Ryan, der kein Problem damit hatte, zuzugeben, wie erleichtert er über dessen Reaktion auf Julies Anmache war.
„Mit meinem inneren Schweinehund!”
„Wer gewinnt?”, wollte Michelle wissen.
„Naja, im Moment steht es eins zu null für mich!” Leon zwinkerte Ryan zu und nahm seine Bücher. Sie mussten zum Unterricht und der würde mehr als spannend werden, schließlich würden sie gleich Kilian sehen.
Als sie in den Biologierraum kamen, ging es schon hoch her.
„Verdammt, Ben! Ich bin nicht schwul!”, keifte Kilian.
„Ach, und wie nennst du das?” Murphy hielt ihm das Blatt unter die Nase.
„Ich habe keine Ahnung.”
Ryan und Leon liefen an ihnen vorbei und betrachteten interessiert, wie verzweifelt Kilian war.
„Mann, ich versteh es doch auch nicht, aber das stimmt nicht. Ich bin nicht schwul!”
„Das ist abartig, Anderson. Du bist abartig!”, spuckte Corbin seinem doch angeblich so guten Freund die Worte fast ins Gesicht.
Kilian stöhnte hilflos auf, doch Mr. Hagemann unterbrach die Diskussion.
„Guten Morgen und ein gesundes neues Jahr!”
Die Klasse grüßte im Chor zurück.
Leon und Ryan hatten an diesem Tag richtig viel Spaß. Michelle war vergessen, ihr Jahrgang sprach nur über das unglaubliche Coming-out des Kilian A., wie DJ Frey es nannte. Er lästerte göttlich über Kilians Freund ab, den dieser doch so herzzerreißend auf dem Bild küsste.
„Ryan?”
„Hm?” Ryan kuschelte sich an Leon, der ihn fragend ansah. Noch immer waren sie ziemlich außer Atem, und obwohl die Uhr Mitternacht zeigte, war an schlafen nicht zu denken. Sie hatten die letzten zwei Stunden mit Küssen, Streicheln und heftigen Berührungen verbracht, die ihnen beinahe die Luft genommen hätte.
„Bist du sicher, dass es richtig war, was wir getan haben?”, fragte Leon leise.
Ryan runzelte die Stirn. „Wir haben es doch schon öfter getan!”
„Was … ach Quatsch, das mein ich doch nicht.” Leon schlug leicht mit der flachen Hand gegen Ryans Stirn. „Ich rede von Kilian!”
Ryan, der sich kurzzeitig aufgerichtet hatte, ließ sich zurück in die Kissen fallen und lachte: „Willst du mir jetzt sagen, dass du ein schlechtes Gewissen hast?”
Leon seufzte und küsste Ryans Hals. „Keine Ahnung. Ich weiß schon, dass ich kein Mitleid haben sollte. Hatte der Typ mit Michelle ja auch nicht. Aber das, was wir getan haben, ist echt hinterhältig!”
„Ja, mag sein, und ich bin noch lange nicht fertig!” Ryans Stimme war so kalt und entschlossen, dass Leon erschrocken die Augenbrauen hob.
„Wie meinst du das?”
„Naja, ich habe auch ein wenig nachgedacht. Ich will, dass er weiß, wer hinter dem Bild steckt. Keine Sorge, ich würde dich da rauslassen …”, versprach er schnell, doch Leon schüttelte lächelnd mit dem Kopf.
„Nein! Bild dir nicht ein, dass du den Ruhm oder die Prügel dafür allein einsteckst. Ich war dabei und dazu steh ich auch.”
„Gut, dann werden wir uns morgen mal etwas mit ihm unterhalten.”
Leon lächelte ihn an. „Kennst du dieses Spiel: Guter Bulle, böser Bulle?”
„Klar. Wer willst du sein?”
„Ich möchte gern Böse sein!”
„Ja? Na los, zeig mal, wie böse du sein kannst!”, grinste Ryan.
Leon beugte sich über ihn und hielt seine Hände fest. „Okay, du
Weitere Kostenlose Bücher