Gegen Vaters Willen
„Ich habe nicht mit Michelle Mackins geschlafen.”
Michelle saß in der Cafeteria, zusammen mit Lauren, Dakota, Rick und Kiron. „Scheiße, das glaube ich nicht!”
„Michelle, es … also, es tut mir leid”, kam es unüberhörbar über den Äther.
Michelle starrte auf den Lautsprecher an der Wand und konnte nicht glauben, dass Kilian sich gerade entschuldigt hatte. Dann änderte sich die Stimme, doch auch die neue kannte sie nur zu gut.
„Hi Leute, hier ist Ryan McCoy. Nachdem sich Kilian gerade so schön entschuldigt hat, müssen Leon und ich jetzt noch etwas klar stellen. Das Bild, was ihr alle so bewundert habt, war eine Fälschung. Ich fand sie allerdings sehr gelungen und wenn jemand Bedarf hat, soll er sich an uns wenden, wir kriegen fast alles hin! Danke für eure Aufmerksamkeit!”
Das Stimmgemurmel in der Cafeteria schwoll an und Michelle, die noch immer auf den Lautsprecher starrte, senkte nun den Blick, als Leon und Ryan fröhlich in die Cafeteria spaziert kamen und zuerst bei Mr. Jones stehen blieben.
„Und? Wie gefällt ihnen unsere Arbeit?”, fragte Leon amüsiert.
„Ich muss ehrlich zugeben, ich bin beeindruckt. Das ist ein perfektes Beispiel einer Fotomontage.”
„Ich finde, das verdient eine Eins!”, setzte Ryan noch eins drauf.
„Ja, vielleicht haben Sie recht, Ryan. Und die sollen Sie auch bekommen.”
Ryan und Leon starrten ihn an und jubelten los. Dafür hatte sich die Arbeit doppelt gelohnt. Sichtlich zufrieden begaben sie sich zu ihren Freunden.
„Was habt ihr getan?”, lachte Dakota. „Habt ihr ihn erpresst?”
„Was? Nein!”, sagte Leon. „Wir haben uns nur mit ihm unterhalten. Ein Gespräch unter Männern. Haben ihm klar gemacht, dass es falsch war, was er getan hat, und er wollte sich unbedingt entschuldigen.”
Ryan sah Michelle lächelnd an, die nur den Kopf schüttelte, aufstand und Ryan in den Arm nahm. „So viel Aufwand nur für mich …”, flüsterte sie.
„Du weißt doch, manche Menschen sind den Aufwand wert.”
Michelle schloss auch Leon in die Arme. „Danke dir!”, sagte sie leise und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Was soll ich sagen? Unserer Michelle tut man nicht ungestraft weh!”
A ngst
In den nächsten Tagen beobachteten die drei Freunde Kilian und seine Truppe sehr genau. Kilian war noch immer damit beschäftigt, den wenigen, die es nicht begriffen hatten, was Ryan der gesamten Schule gesagt hatte, zu erklären, dass er nicht schwul war. Seine engeren Freunde allerdings nahmen es ihm sehr übel, dass er sie belogen hatte, was Michelle betraf. Immer wenn Kilian Leon oder Ryan über den Weg lief, warf er ihnen böse Blicke zu und schwor mal lauter und mal leiser Rache.
Wenn es möglich war, dass Ryan und Michelle sich noch näher waren als vorher, dann war es so.
Michelle war unendlich gerührt, was die beiden für sie getan hatten. Auch ihre Freundschaft zu Leon hatte ein ganz neues Level erreicht. Sie vertraute ihm blind und würde alles für ihn tun, genauso, wie sie es für Ryan tun würde.
Im Februar taute der Schnee und eine ungewöhnliche Wärme ließ die Bewohner von Mountain Creek schwitzen. Wenn es am Morgen verdammt kalt war, schien zum Mittag die Sonne gnadenlos vom Himmel, so dass man nach dem Aufstehen nie wusste, was man anziehen sollte.
„Ich habe kein Problem damit, wenn es wärmer wird, aber das Wetter soll sich mal entscheiden! Heute morgen habe ich mir den Arsch abgefroren und jetzt ist es sauwarm”, beschwerte sich Michelle, die vor Ryan und Leon stand, welche auf der Lehne der Bank saßen, wie in fast jeder Pause.
Ryan, kess wie er war, drehte sie um und starrte auf ihren Hintern. „Also, dafür dass du ihn dir heute Morgen abgefroren hast, sieht er verdammt gut aus!”
Lachend beugte sich Leon ebenfalls vor, so als müsse er sich von Ryans Worten erst überzeugen. „Er hat recht!”
Michelle schüttelte den Kopf. „Ihr seid einfach zu süß!”, grinste sie und folgte Lauren in die Schule zurück, da die Schulglocke erbarmungslos das Ende der Pause angekündigt hatte, während die Jungs draußen blieben. Sie hatten eine Freistunde und wollten sie nicht im Haus verbringen. Also suchten sie sich einen Platz in der Sonne, weitab von der Schule, in einem Park, wo sie sich wieder auf eine Bank setzten, diesmal allerdings auf die planmäßige Sitzfläche, um nicht unangenehm aufzufallen.
Leon sah sich um, verfolgte ein älteres Paar mit den Augen, bis sie außer Sichtweite waren und wandte sich
Weitere Kostenlose Bücher