Gegen Vaters Willen
mitfühlend eine Hand auf die Schulter.
„Nein, Sie haben ja recht. Die Frage stelle ich mir jeden Tag, und wenn ich sie drauf anspreche, schwört sie immer, dass er früher anders war. Das einzig positive ist, dass er sie nicht schlägt. Wenn er das tun würde … ich weiß nicht, wie ich dann reagieren würde.”
Ryan schaute traurig aus dem Fenster. Er liebte seine Mutter über alles, und es war jedes Mal eine Qual für ihn, zu sehen, wie sein Vater sie behandelte.
„Na los, für heute hat sie einen schönen Abend, und Sie können den Ihren genauso genießen”, munterte Mrs. Blake ihn auf.
„Ja, Sie haben recht.” Er wandte sich lächelnd um und wollte schon seinen Rucksack nehmen, doch Leon war schneller.
„Sag mal, Leon, wo soll er eigentlich schlafen?”, fragte sein Vater, der im Türrahmen zum Wohnzimmer stand. „Gästezimmer oder bei dir?”
„Badewanne?”, fragte Leon zurück, worauf ihm Ryan kurz in den Nacken kniff.
„Dann wohl eher in deinem Bett!”
„Okay, aber du weißt, was das heißt!”
„Provozier mich nicht, Blake!”
Leon lachte auf, als er die verwirrten Blicke seiner Eltern sah, die dem kleinen Wortwechsel amüsiert, wenn auch verständnislos gefolgt waren, wurde aber schnell wieder ernst. „Nein, ähm ... willst du im Gästezimmer schlafen oder bei mir?”
„Wir könnten das Gästebett in deinem Zimmer aufstellen”, schlug sein Vater vor. „Wobei Ryan dann allerdings wirklich in deinem Bett schlafen sollte, mit seinem Bein.”
„Na, darauf könnte ich mich einlassen.”
Ryan grinste und stieg langsam hinter Leon und Mrs. Blake die Treppe hinauf. Oben kam ihm Steph entgegen, bereits im rosafarbenen Nachthemd und Riley, der ihn stirnrunzelnd anschaute und neugierig fragte, ob er hier schlafen würde.
„Ja, in deinem Bett!”, antwortete Leon.
„Soweit kommt es noch!”, empörte der kleinere sich lautstark.
„Warum hast du keine ältere Schwester? Die würde mich vielleicht in ihr Bett lassen!”, gab Ryan kess zurück.
Leon lachte und trat beiseite, da sein Vater sich mit dem sperrigen Gästebett durchdrängelte.
Ryan setzte sich aufs Bett und sah zu, wie Leon die Liege aufstellte und Mrs. Blake dunkelblaue Bettwäsche anbrachte.
Als Leon anmerkte, dass er Ryan rausschmeißen würde, sollte er doch schnarchen, brachen beide in Gelächter aus.
„Na, da haben sich ja zwei gefunden”, lächelte Dr. Blake, der auf dem Weg ins Bad an ihrem Zimmer vorbeikam.
Ryan und Leon schauten sich grinsend an.
Als sie endlich allein waren, setzte sich Leon auf das zweite Bett und machte den Eindruck, als wolle er dessen Federung testen. „Das ist cool. Ich glaube, das letzte Mal hat ein Freund bei mir geschlafen, als ich zehn war. Aber es war immer total lustig.”
„Bei mir hat noch nie ein Freund geschlafen”, erwiderte Ryan trocken.
Leon wurde sofort ernst, doch ein Blick zu Ryan ließ ihn erneut lachen. „Tut mir leid”, presste er mühsam heraus. „Es ist eigentlich nicht lustig.”
„Naja, was soll’s. Dann hole ich heute Nacht alles nach, was ich als Kind verpasst habe.”
Dr. Blake kam ins Zimmer und wandte sich an seinen Patienten.
„Ryan, würden Sie bitte noch mal ihre Hose ausziehen? Ich möchte mir noch mal Ihr Bein anschauen. Leon, vielleicht gehst du kurz …”
„Er muss nicht rausgehen”, unterbrach Ryan ihn, „nur weil ich meine Hose ausziehe.” Ryan stand auf, öffnete seine Jeans und zog sie runter. Dann sah er zu Leon.
„Gibst du mir meinen Rucksack? Wenn ich die nun schon mal aushabe, kann ich gleich meine Schlafanzughose anziehen.”
„Hast du eine mit Enten drauf?”, fragte der frech und steckte seine Nase in den grauen Rucksack.
Ryan schaute auf und lachte erneut los. „Nee, mit Snoopy!”
Ungläubig sah Leon hoch, zog jedoch Sekunden später eine schwarze Schlafanzughose aus dem Rucksack, auf dem viele kleine Snoopys drauf waren. Nun war es komplett um ihn geschehen. Er brüllte los und lockte somit seine Geschwister an, doch das war Dr. Blake, der sich über Ryans Bein gebeugt hatte, zu viel, und er schickte alle, einschließlich Leon aus dem Zimmer.
„Es sieht ganz gut aus, nur Sie sollten es jetzt wirklich still halten, und morgen bleiben Sie bis zum Nachmittag auf diesem Bett sitzen!”, ordnete er im ernsten Mediziner-Tonfall an.
„Ja, Sir!”
„Sagen Sie nicht Ja Sir , sondern tun Sie es auch, sonst wird es nur schlimmer, und ich denke nicht, dass Sie auf eine Blutvergiftung aus sind.”
Ryan starrte
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