Gegen Vaters Willen
Taylor Blake, der jetzt durch und durch Arzt war, erschrocken an und schüttelte hektisch mit dem Kopf.
„Dann wissen Sie, was Sie zu tun haben. Stehen Sie nur auf, wenn Sie zum Klo müssen!”
„Versprochen! Vielen Dank, Dr. Blake.”
Leons Vater öffnete die Tür und ließ seinen ältesten Sohn ins Zimmer zurück. Dann hielt er inne, drehte sich um und sagte: „Ich denke, da wir Sie Ryan nennen, können Sie auch das Mr. und Mrs. weglassen, nicht war, Maggie?” Er sah seine Frau, die ebenfalls wartend auf dem Flur gestanden hatte, fragend an, und diese nickte lächelnd.
„Gut, Maggie!”, lächelte Leons Mutter und reichte ihm die Hand.
„Ryan!” gab er amüsiert zurück.
„Du hast gehört, was ich zu deinem Freund gesagt habe?”, wandte sich Taylor an seinen Sohn.
„Nein, du hast mich ja rausgeschickt, bevor es spannend wurde”, entgegnete dieser frech.
Ryan runzelte die Stirn und biss sich auf die Unterlippe, sonst hätte er erneut losgelacht.
„Er hat Bettruhe! Aufstehen nur, wenn er aufs Klo muss!”, erklärte Taylor Blake noch einmal.
„Aber begleiten muss ihn niemand, oder?”, kicherte sein Sohn.
„Leon, kannst du für einen Moment ernst bleiben?”
„Sorry, Dad, ich bin gerade etwas aufgedreht.”
„Ja, das merke ich!”
Leons Eltern wünschten den Jungs eine Gute Nacht und ließen die beiden allein. Ryan stieg etwas umständlich in seine Schlafanzughose und sah dann zu dem anderen, der immer noch auf dem Gästebett saß.
„So, nun zeig mal, was du nachts so anhast!”, forderte er, zog bei dessen Antwort irritiert die Augenbrauen hoch.
„Kann ich nicht!”
„Warum nicht?”
Leon wurde tiefrot und murmelte dann so leise, dass Ryan anfangs wirklich dachte, er hätte sich verhört: „Naja, ich habe nichts an.”
„Was?”, rief Ryan und schlug sich lachend die Hand auf den Mund.
„Aber ich schätze, heute mach ich eine Ausnahme.” Leon musterte Ryan einen Moment, der grinsend schwieg.
Ihre verwirrten Blicke ließen sie kurz grübeln.
„Sie mögen dich. In England ist es nie vorgekommen, dass sie einem meiner Freunde angeboten haben, sie beim Vornamen zu nennen.”
Ryan lächelte verlegen. „Es ist komisch. Irgendwie habe ich das Gefühl, dich schon seit zwanzig Jahren zu kennen.”
„Was nicht mal theoretisch funktioniert, da niemand von uns beiden zwanzig ist. Aber ich weiß, was du meinst. Geht mir auch so.” Leon stand auf und ging zur Tür, um sich im Bad umzuziehen. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Ryan sich das Shirt über den Kopf zog und erhaschte einen Blick auf dessen Rücken.
„Nette Tätowierung!”
„Danke. Dafür habe ich lange gespart. Mein Vater wollte mir partout keine bezahlen.”
Leon ging zurück und schaute sie sich interessiert an. „Sieht wirklich gut aus.”
Ryan blickte ihn an und lächelte leicht. „Danke, Leon!”
Leon riss sich von dem Anblick los, wandte sich wieder zur Tür, wo er anbot, zwei Flaschen Bier mitzubringen und Ryan nahm das Angebot nur zu gern an.
Als er zurückkam, schalteten sie das Licht aus, setzten sich bei weit geöffnetem Fenster nebeneinander aufs Bett und schauten sich einen alten Horrorfilm an. Dabei lästerten sie allerdings so sehr, dass er sie wirklich kein bisschen gruseln konnte. Sie lachten nur. Als es dann auf Mitternacht zuging, humpelte Ryan noch einmal zur Toilette und legte sich dann in Leons Bett.
„Schlaf gut, Leon!”, lachte er leise.
„Du auch, Snoopy!”, murmelte Leon und kicherte dabei leise.
„Jetzt hast du was gefunden, was?”
„Jaah!” Leon lachte in sein Kissen, riss Ryan noch einmal mit, dann wurde es ruhiger, und es dauerte nicht lange, bis sie eingeschlafen waren.
D er Deal zweier Freunde
Der Hof der Familie McCoy lag ruhig im schwachen, morgendlichen Sonnenlicht. Aus den Ställen hörte man nur das leise Grunzen der Schweine, ab und an ein Muhen einer Kuh und gelegentlich wieherte ein Pferd etwas lauter, doch eigentlich schien selbst der Hahn noch zu schlafen. Das war jedoch lange kein Grund für Jonathan McCoy, nicht schon um fünf Uhr Morgens auf den Beinen zu sein. Auch die unumstößliche Tatsache, dass heute Samstag war, hielt ihn nicht davon ab. Er öffnete den Hühnerstall, ließ die Schweine ins Außengehege und trieb die Pferde auf die Koppel. Unentwegt grummelte er dabei vor sich hin.
Ryan stand oben am Fenster seines Zimmers und beobachtete, wie sein Vater von Stall zu Stall ging und mit Sicherheit alle möglichen Schimpfwörter ausstieß, die
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