Gegen Vaters Willen
Eindruck, als sei Leon etwas enttäuscht über das abrupte Ende des Abends. „Du musst aber nicht gleich nach Hause. Mein Vater sitzt eh vor dem Fernseher.”
Leon lächelte und nickte. „Okay. Dann bleibe ich noch einen Moment. Ich kann ja vor dem Tor parken. Dann bekommt dein Vater nicht mit, dass du nicht allein bist.”
„Ja, gute Idee. Mann, ich bin siebzehn und muss meine Freunde verstecken. Das ist unglaublich.” Ryan schüttelte fassungslos mit dem Kopf.
Leon schossen hunderte Dinge durch den Kopf, während er zum Hof der McCoys fuhr. Nervenkitzel, Adrenalin … Himmel, er musste nur an Ryan denken, und sein Hirn war frei von allem anderen.
Leise liefen sie über den Hof in den beheizten Pferdestall, wo Ryan die Box von Ashley öffnete und die Stute sanft streichelte.
„Hi, June”, murmelte Leon zu einer anderen Box gewandt und fuhr mit der Hand über das weiche Winterfell des Tieres.
Ryan trat wieder hinaus und schloss die Tür zur Box. „Ich schätze, wir werden den Tierarzt anrufen müssen, meine Süße”, sagte Ryan zu Ashley.
„Was hat sie denn?”, fragte Leon und folgte Ryan, der sich ins Heu fallen ließ und auf den Unterarmen aufstützte.
„Ich weiß nicht. Ihr Kniegelenk ist etwas geschwollen.”
Leon lehnte sich an einen Holzpfeiler und betrachtete Ryan, der die Augen geschlossen hatte und den Kopf in den Nacken legte. Es war ein heftiger Kampf gegen sich selbst, all das zu unterdrücken, was er so gern tun wollte. Bei dem bloßen Gedanken daran, stellten sich ihm die Nackenhaare auf. „Was, wenn es eine risikofreie Methode gäbe, diesen Nervenkitzel zu erzeugen, das Adrenalin frei zu setzen …”, sagte er leise.
Ryan öffnete die Augen und sah ihn verwirrt an. „Wie soll das gehen?”
Zögerlich atmete Leon tief durch. „Ähm… also, schließ die Augen.”
„Was?” Ryan lächelte irritiert. Erst hob er die Brauen, schloss dann aber die Augen.
Anfangs bewegte Leon sich nicht vom Fleck. Alles in ihm schrie danach, es endlich zu tun, doch seine Beine rührten sich nicht.
„Ich warte und warte …”, murmelte Ryan amüsiert.
Leon gab sich einen Ruck und trat neben ihn. Leise sank er auf die Knie, kam ihm dabei immer näher und spürte, wie sehr er zitterte. Noch nie im Leben war er so aufgeregt gewesen. Leons Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von Ryans entfernt. Er konnte dessen heißen Atem auf seinen Wangen spüren und eine heftige Gänsehaut zog sich über seinen Rücken, dann nahm er allen Mut zusammen und küsste Ryan. Sanft und nur für einen winzigen Moment. Eigentlich lagen seine Lippen nur für zwei Sekunden auf denen seines Freundes.
Ryan zuckte kurz zusammen, erstarrte, öffnete die Augen und blickte in das wunderbare Dunkelblau, welches ihm schon am ersten Tag den Verstand geraubt hatte. Sein Blick glitt hastig und unruhig zwischen Leons Augen und seinen halb geöffneten Lippen hin und her, dann schob er langsam seine Hand in dessen Nacken und zog ihn an sich.
Als sich ihre Lippen erneut trafen, keuchte Leon leise auf und ließ sich von Ryan hinunter ziehen, bis er auf ihm lag. Ryans Hände wühlten sich in die kurzen Haare, während Leon sanft seine Wangen streichelte.
Alles in ihm kribbelte, als würde er unter Strom stehen. Als er Ryans Zunge an seinen Lippen spürte, durchfuhr ihn abermals ein kochendheißer Schauer. Langsam öffnete er sie und vertiefte den Kuss, der leidenschaftlicher war, als alles, was er bisher erlebt hatte. Dann löste er sich von Ryan.
„Oh, Gott”, flüsterte er. Plötzlich spürte er, dass er knallrot wurde und stand hastig auf. „Ähm, ich werde dann mal gehen! Wir … wir sehen uns … morgen … ja … bis dann!” Hastig wandte er sich ab und nahezu fluchtartig rannte er aus dem Stall.
Ryan lag im Heu und starrte Leon hinterher, der so schnell verschwunden war, dass er gar nicht reagieren konnte. „Du hast recht. Das setzt Adrenalin frei!”, murmelte er. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, und seine Hände zitterten, als er den Stall verließ und Leon gerade noch wegfahren sah. Total aufgewühlt blieb er zurück und wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Leise stieg er die Treppe zu seinem Zimmer hinauf, als ihm oben im Flur seine Mutter entgegen kam.
„Sie haben alle zuges… Ryan, stimmt was nicht? Du bist ganz rot im Gesicht!” Sie sah ihn erschrocken an und hob eine Hand, um seine Temperatur zu fühlen. Ryan drehte jedoch den Kopf weg, entschuldigte sich und ging in sein Zimmer.
Verwirrt sank er auf
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