Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)

der Käufer selbst bei einem Asset Deal für arbeitsrechtliche Probleme sowie für nicht bezahlte Steuern und Abgaben haften.
    Ich habe einmal einen Kellner bei der Übernahme des Restaurants beraten, bei dem er gearbeitet hat. Der Wirt wollte seinen Lebensabend daheim in der Türkei verbringen. Der Kellner lieh sich Geld von seiner Familie und zahlte eine kleine Summe sofort und den Rest als Leibrente. Beim Mietvertrag hatte er Glück. Der Vermieter, ein älterer Herr, wohnte im Haus und aß gern türkisch. Er hob die Miete nur leicht an. Andernfalls wäre die Übernahme geplatzt.

Neun Begriffe, die ihr als Unternehmer braucht
    Ihr habt Berührungsängste mit wirtschaftlichen Grundbegriffen. Sie verstärken eure Scheu vor Selbstständigkeit. „Mit Bilanzen und so will ich nichts zu tun haben“, sagt ihr. Dabei gibt es nur neun wichtige Begriffe, und die sind sehr einfach zu verstehen.
    Erstens. Eine Bilanz besteht aus einer Aktiv- und einer Passivseite. Auf der Aktivseite steht alles, was die Firma besitzt. Dazu gehören bei einem Restaurant die Küche, die Tische, die Stühle und die Kaffeemaschine und bei einem Schuhladen die Schuhe in den Regalen und im Lager. Ebenfalls auf der Aktivseite stehen die Forderungen der Firma an Kunden, die noch nicht bezahlt haben, sowie das Bargeld und die Wertpapiere der Firma. Auf der Passivseite stehen ihre Schulden bei Banken, anderen Geldgebern, Lieferanten und dem Finanzamt.
    Zweitens. Zieht ihr von der Summe der Aktiva in der Bilanz die Summe der Passiva ab, habt ihr das Eigenkapital der Firma errechnet. Fällt das Eigenkapital negativ aus, ist die Firma angeschlagen.
    Drittens. Abschreibungen sind Investitionen, die eine Firma tätigt und sofort bezahlen, aber in der Buchhaltung und gegenüber dem Finanzamt über mehrere Jahre verteilen muss. Kauft sie einen Computer für 3.000 Euro, ist der nach Meinung des Finanzamtes nach einem Jahr noch immer zwei Drittel seines Preises wert, nach zwei Jahren ein Drittel und erst nach drei Jahren nichts mehr. Ihr könnt also jährlich nur 1.000 Euro als Aufwand von der Steuer absetzen. Maschinen und Möbel könnt ihr nur auf fünf bis zehn Jahre verteilt abschreiben.
    Viertens. In der Gewinn- und Verlustrechnung werden von den Einnahmen der Firma durch Verkaufserlöse die Ausgaben für den Wareneinkauf, das Personal, die Dienstreisen, die Miete, die Energiekosten, den Fuhrpark, den Steuerberater und so weiter abgezogen. Sie sagt aus, ob die Firma in einem Jahr schwarze oder rote Zahlen geschrieben hat. Dort stehen auch die Abschreibungen und die Steuern.
    Fünftens. Das Finanzergebnis , das ebenfalls in der Gewinn- und Verlustrechnung der Firma nachzulesen ist, besteht aus den Habenzinsen, die sie für das Geld auf ihren Konten bekommt, plus ihren möglichen Einnahmen aus Beteiligungen an anderen Firmen minus ihrer Kreditzinsen. Hat eine Firma Schulden, ist das Finanzergebnis immer negativ, es sei denn, sie hat Beteiligungen, die Gewinne abwerfen.
    Sechstens. Der J ahresgewinn oder -verlust ist das wirtschaftliche Ergebnis eines Unternehmens nach Abzug der Steuern und des Finanzergebnisses.
    Siebtens. Das Ebit (Gewinn vor Zinsen und Steuern) ist der Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Abzug der Steuern und des Finanzergebnisses.
    Achtens. Das Ebitda ist das Ebit plus Abschreibungen.
    Neuntens. Ein Näherungswert für den Cashflow ergibt sich aus dem Ebitda minus Investitionen.

Thema
Investieren für Anfänger
    Das Ende aller Arschkriecherei ist die wirtschaftliche Unabhängigkeit. Ihr haltet sie für einen seltenen Glücksfall, den das Schicksal per Zufall verteilt. Sie hat für euch etwas mit einem reichen Onkel aus Amerika, einem Lotto-Sechser oder reich Heiraten zu tun. Die Sache mit dem Onkel gebt ihr früher oder später auf, Lotto spielt ihr gar nicht richtig und irgendwann seid ihr mit jemandem liiert, der auch nicht reicher ist als ihr. Was wirtschaftliche Unabhängigkeit eigentlich bedeutet, fragt ihr euch nie.
    Wirtschaftliche Unabhängigkeit bedeutet, dass ihr eure Lebenshaltungskosten durch ein passives Einkommen bestreiten könnt. Passives Einkommen entsteht nicht durch Arbeit, sondern durch Vermögen.
    Um ein passives Einkommen zu haben, müsst ihr den Spieß umdrehen. Statt euch Krokodile in Form von Eigenheimkrediten, Leasingraten oder Konsumschulden anzuschaffen, die euch irgendwann auffressen, müsst ihr Kühe in Form von Aktien, Anleihen, Fonds, Immobilien oder Firmenbeteiligungen haben, die Milch in Form