Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)
iPhone für 400 bis 500 Euro brauchen, während Generaldirektoren mit robusten Nokia -Telefonen auskommen, und dann noch die Hälfte ihres Einkommens in Discos versaufen, statt vor dem Ausgehen mit Freunden daheim vorzuglühen und unterwegs mit zwei Bier auszukommen. Von größeren Geldfressern wie neuen Möbeln oder Autos ganz zu schweigen. Dieses Geld verschwindet spurlos, während es sich bei richtiger Handhabung vermehren ließe.
Läuft euer Vertrag mit dem Telefon- und Internetanbieter so lange, dass es inzwischen günstigere Tarife gibt? Habt ihr überflüssige Versicherungen? Lohnt sich die Wahl eines neuen Stromanbieters? Sobald ihr eure Ausgaben optimiert habt, seht ihr auf einen Blick, wann ihr mit dem Investieren anfangen könnt. Wenn das erst in zehn Jahren oder nie ist, lest bitte ebenfalls noch einmal unter „Abendessen eins“ nach.
Zweitens. Auf Pump zu investieren ist meist ein Fehler. Es mag verlockend sein, mit geliehenem Geld aus nichts ein Vermögen zu machen. Versucht es trotzdem nicht. Warren Buffett hat dazu einmal gesagt, dass selbst eine 99-prozentige Wahrscheinlichkeit, mit geliehenem Geld ein besseres Auskommen zu erwirtschaften, nicht das 1-prozentige Risiko rechtfertigt, wegen der Schulden für eine Spekulation in wirtschaftliche Not zu geraten.
Mir war es schon immer ein Rätsel, wie gebildete Menschen in der Hoffnung auf Mehreinnahmen in der Zukunft geliehenes Geld ausgeben können. In sechs Monaten hat euch euer Chef eine Gehaltserhöhung versprochen, also kauft ihr heute eine neue Möbelgarnitur. Ich zumindest weiß nicht, wie die Welt in einem halben Jahr aussehen wird. Vielleicht existiert euer Chef dann nicht mehr oder vielleicht gibt es eure Firma nicht mehr. Solltet ihr mir in diesem Punkt voraus sein, dann macht diese Gabe schnellstmöglich zu Geld.
Wenn ihr trotzdem auf Pump investiert, müsst ihr euch in der Materie außergewöhnlich gut auskennen. Das Investment muss auch in Krisenzeiten wertbeständig sein, es muss laufende Einnahmen produzieren, die die Kreditrate übersteigen, und ihr müsst immer über ausreichende Bargeldreserven verfügen. Eine Wohnung, die ihr mit viel Know-how zu guten Konditionen und in der richtigen Lage gekauft habt, kann so ein Investment sein. Sie produziert Mieteinnahmen, mit denen ihr den Kredit bedienen könnt, und wenn ihr genügend Reserven habt, um auch bei Notfällen wie Mietausfällen oder Reparaturen nicht in eine Krise zu geraten, spricht nichts gegen eine Kreditfinanzierung.
Eure Schulden für Investments sollten auch in solchen Fällen nie mehr als fünfzig Prozent eurer gesamten Vermögenswerte ausmachen. Ein Investor, der vier Wohnungen im Wert von je 50.000 Euro, 50.000 Euro Bargeld und Aktien im Wert von 50.000 Euro besitzt, sollte also nicht mehr als 150.000 Euro Schulden haben. Hat er zu viele Schulden und seine Vermögenswerte entwickeln sich, aus welchem Grund auch immer, negativ, kann die Bank darauf zugreifen und sie zum falschen Zeitpunkt zu einem schlechten Preis verkaufen. Zu viele Investmentschulden zu haben heißt in der Fachsprache „overleveraged“ zu sein. Den ehemaligen Wall-Street-Titanen Merrill Lynch und Bear Stearns ist das passiert. Sie sind pleitegegangen.
Drittens. Legt nie euer gesamtes Vermögen an. Erfolgreiche Investoren halten 20 bis 25 Prozent in bar oder in Form von Anlagen, die sich schnell flüssig machen lassen. Meine Banker meinen immer, ich hätte zu viel Geld auf meinen Konten liegen. Das ist Unsinn. Mein Kontostand verrät mir, dass ich gut verdiene und für Notfälle oder Schnäppchen flüssig bin. Vor Kurzem bot mir ein Privatverkäufer eine Wohnung in Stuttgart an. Zu Beginn der Verhandlungen wollte er einen Finanzierungsnachweis der Bank sehen. Er ging automatisch davon aus, dass ich eine Kreditfinanzierung brauchte, und wollte keine Zeit mit einem Interessenten vergeuden, der am Ende womöglich kein Geld von der Bank bekommen würde. Ich drückte ihm einen Auszug eines meiner Konten in die Hand, auf dem ein Vielfaches des Kaufpreises in bar lag. Er traute seinen Augen nicht. Danach ging alles sehr schnell. Ich konnte den Preis sogar noch von 105.000 auf 90.000 Euro herunterhandeln. Cash is King – nur Bares ist Wahres.
Viertens. Es gibt keine Geheimtipps. Wenn sich auf Partys herumspricht, dass ich Investmentbanker bin, höre ich trotzdem immer gleich die Frage danach. Wie Drogensüchtige auf der Suche nach Stoff sind Menschen, die mit Aktien und Geldanlagen in Berührung
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