Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)
und trotzdem pleitegehen.
Fehler drei. Jungunternehmer überschätzen den Wert ihrer Firma. Sie fragen bei Banken und Investoren wie mir nach Geld und glauben, dass ihre Firma, die noch nicht einmal Umsätze macht, 15 Millionen Euro wert ist. Die möglichen Geldgeber werfen sie hinaus, weil überzogene Vorstellungen ein Indiz für Dummheit sind.
Fehler vier. Jungunternehmer wählen ihre Geschäftspartner zu einseitig aus. Es reicht ihnen, wenn sie nur einen Lieferanten und nur einen Dienstleister für die Erfüllung einer wichtigen Aufgabe haben. Manchmal reicht es ihnen sogar, wenn sie nur einen Kunden haben.
Wenn der Lieferant pleitegeht oder seine Geschäftspolitik ändert, der Dienstleister sein Geschäftsfeld neu definiert oder der Kunde abspringt, in Pension geht oder stirbt, ist die Krise programmiert.
Fehler fünf. Jungunternehmer setzen die Anreize für Mitarbeiter falsch. Bekommt ein Verkäufer als Provision einen Anteil am Umsatz, verkauft er egal was und egal zu welchen Konditionen. Notfalls verkauft er sogar mit Verlust. Ihm ist das egal, der Verlust trifft schließlich nicht ihn, sondern den Unternehmer. Bekommt er als Provision aber einen Anteil am Deckungsbeitrag, verkauft er so, dass der möglichst hoch ausfällt. Der Deckungsbeitrag ist der Umsatz, den ein Geschäft bringt, abzüglich der Kosten, die es verursacht.
Fehler sechs. Jungunternehmer erliegen dem Charme des ersten Geldes. Wenn die ersten höheren Umsätze eingehen, ist es wie bei einem Hund, der lange hungern musste und sich dann überfrisst, bis er tot ist. Wenn sich Jungunternehmer das Geld vom Konto nehmen, um sich ein neues Auto zu kaufen, ist die Firma in Gefahr. Ihr fehlt das Geld dann für Investitionen, Notfälle oder die Forderungen des Finanzamtes.
Fehler sieben. Jungunternehmer vergessen die Steuern. Am Anfang zahlen sie nur einen Mindestsatz, doch wenn die Gewinne steigen, kassiert das Finanzamt kräftig ab. Es holt sich die Steuern rückwirkend, gleichzeitig geht es davon aus, dass sie im nächsten Jahr genauso hoch sein werden, und schickt entsprechende Vorauszahlungsbescheide. Wenn ich in meiner Firma ein gutes Geschäft gemacht habe, beauftrage ich meine Leute, den Teil für die Steuer sofort zur Seite zu legen. Denn das Finanzamt ist erbarmungslos. Kann ein Jungunternehmer die Steuern nicht zahlen, stellt es einen Insolvenzantrag. Dann klebt ein Kuckuck auf euren schönen neuen Computern, obwohl ihr damit gute Geschäfte macht.
Fehler acht. Jungunternehmer achten nicht auf den Cashflow. Wie bereits erwähnt sagt der Cashflow, wie viel Geld ein Unternehmen erwirtschaftet. Wenn es stark wächst und Geld für Investitionen und Waren braucht, aber die Kunden nicht zahlen, kann es trotz hoher Gewinne am mangelnden Cashflow zugrunde gehen. Einer meiner Kunden hat mit hohen Krediten die Firma gekauft, die er zuvor als Manager geleitet hat. Sie entwickelte sich viel besser als erwartet. Wegen der großen Kundennachfrage musste er viel Ware einkaufen und vorfinanzieren. Eines Tages wollten die Banken sein Kreditlimit nicht mehr erhöhen. Er rief mich an und meinte, dass er pleite sei, weil er so erfolgreich sei. Ich vermittelte ihm einen Fonds, der statt einer Bank einsprang. Er musste Firmenanteile abgeben, um an das dringend nötige Geld zu kommen.
Eine Firma zu gründen ist anstrengend und riskant. Es besteht die Möglichkeit des Scheiterns. Doch ihr lebt in einer Welt, in der es nichts mehr gibt, das kein Risiko birgt. Angestellte Führungskräfte haften auch für die Fehler ihrer Firmen, wie die zahlreichen Wirtschaftsskandale gezeigt haben. Ärzte haften für die Fehler, die sie an ihren Patienten begehen, und Chefärzte für die aller anderen Ärzte im Krankenhaus.
Ein Unternehmer hat wenigstens einen großen Teil des Risikos, das er trägt, selbst in der Hand und der Lohn für seine Mühe ist im Erfolgsfall besonders groß. Er besteht in Freiheit, Status, Geld und in der Chance, einmal zurückblicken zu können auf etwas, das man selbst aufgebaut hat. Als Angestellte könnt ihr euch ein Album mit den Fotos jener Leute anlegen, bei denen ihr euch eingeschleimt habt, und den Kugelschreiber betrachten, den ihr als Geschenk bekommen habt, als ihr in die Rente geschickt wurdet.
Thema vier
Sanfter Start
Ihr habt zwei Möglichkeiten, euer Risiko als Jungunternehmer zu senken: Franchise-Ketten und Nachfolgebörsen. Bei Franchisemodellen könnt ihr unter Hunderten Angeboten von McDonald's über Remax bis Pizzahut
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