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Gegensätze ziehen sich aus

Titel: Gegensätze ziehen sich aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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dich nicht umarmen, ich bin ganz verschwitzt. Aber ich konnte nicht einfach hier vorbeilaufen, ohne dir wenigstens mal ganz kurz guten Morgen zu sagen.«
    Ich wusste, dass ich jetzt wirklich ganz genauso guckte wie Sponge Bob. Ich fühlte förmlich, wie mir die Augen aus dem Kopf glubschten. Mein Herz hatte schon mindestens fünf Sekunden keinen Schlag mehr getan.
    »Wenn ich jetzt keine Lava-Lampe kriege«, sagte Julius. »Dann ist das aber ungerecht.«
    »Du ... hier«, flüsterte ich, und eine unbändige Wut auf den unberechenbaren Lauf der Dinge packte mich. Warum konnte denn nicht einmal im Leben etwas so laufen, wie ich es geplant hatte?
    Anton küsste mich und schaute dann auf seine Armbanduhr. »Ich muss wieder los! Emily guckt Ronja Räubertochter, und in genau vierzehn Minuten kommt die Sterbeszene mit Glatzen-Per, da muss ich neben ihr sitzen und ihre Hand halten.« Er küsste mich noch einmal und wandte sich zum Gehen. »Bis nachher. Und denk bloß nicht, ich hätte die Whisky-Flasche nicht gesehen. Mir entgeht nichts!« Er lachte wieder.
    Ich schöpfte noch einmal Hoffnung. Offensichtlich war ihm das Auto meiner Eltern auf der gegenüberliegenden Straßenseite sehr wohl entgangen. Und wenn er jetzt ging, bevor ...
    »Huch!« Um ein Haar wäre er mit meiner Mutter zusammengestoßen.
    »Huch!«, machte auch meine Mutter. Tja, also dann.
    Ich öffnete die Whisky-Flasche und nahm einen großen Schluck.
    Meine Mutter riss die Augen auf und musterte Anton vonden verschwitzten Haaren bis zu den Turnschuhen und wieder zurück.
    »Guten Morgen, Mutti«, sagte ich. »Mutti?«, fragte Anton.
    Der Whisky brannte in meiner Kehle. »Das ist Anton Alsleben. Anton, das ist meine Mutti.«
    »Hast du die Zähne von deinem Vater gesehen?«, fragte mich meine Mutter. Ihre weit aufgerissenen Augen blieben aber auf Anton gerichtet.
    Der erholte sich schneller von dem Schreck. »Freut mich, Sie kennen zu lernen«, sagte er und streckte meiner Mutter seine Hand hin. »Ich dachte, Sie wollten erst heute Nachmittag kommen.« Er lachte ein bisschen verlegen. »Ich wollte eigentlich nicht, dass Sie mich in Joggingklamotten kennen lernen. Warum hast du nichts gesagt, Constanze?«
    »Hab ich doch«, sagte ich. »Gestern am Telefon. Sie haben alles um einen Tag vorverlegt.«
    »Wer sind Sie denn?«, fragte meine Mutter.
    »Anton Aisleben«, wiederholte Anton, obwohl offensichtlich war, dass der Name meiner Mutter absolut nichts sagte.
    »Iff hab fie!«, rief mein Vater von oben.
    Ich nahm noch einen Schluck aus der Whisky-Flasche.
    »Ich bin Constanzes Lebensgefährte«, sagte Anton.
    »Nein!«, sagte meine Mutter.
    »Doch«, sagte Anton und lachte wieder. »Offensichtlich haben Sie sich mich ganz anders vorgestellt. Aber ich trage nicht immer Jogginghosen, ehrlich. Wann müssen Sie denn weiter?«
    »Jetzt gleich«, sagte meine Mutter. Ich fand, dass auch sie durchaus ein wenig Ähnlichkeit mit Sponge Bob hatte, besonders um die Augenpartie.
    »Das ist so schade«, sagte Anton. »Aber können Sie dennnicht auf dem Rückweg noch einmal Halt machen, damit wir uns ein bisschen näher kennen lernen können? Ich muss nämlich jetzt dringend weiter.« Er sah die Treppe hinauf. »Ah, und Sie sind sicher Constanzes Vater. Guten Tag. Ich bin Anton Alsleben, Constanzes Lebensgefährte. Bitte entschuldigen Sie meinen Aufzug. Ich habe erst heute Nachmittag mit Ihnen gerechnet.«
    Mein Vater war wie angewurzelt auf der untersten Stufe stehen geblieben und ließ sich vollkommen überrumpelt von Anton die Hand schütteln.
    »Ich sagte gerade zu Ihrer Frau, dass es doch schön wäre, wenn Sie auf dem Rückweg noch mal in Köln Halt machen könnten«, sagte Anton. »Ich würde uns dann einen Tisch im Restaurant reservieren und meine Eltern dazubitten, damit sich die ganze Familie mal kennen lernen kann. Wann ist Ihr Urlaub zu Ende?«
    »Heute in vierzehn Tagen«, sagte mein Vater immer noch total verdutzt. Wenigstens hatte er seine Zähne eingelegt.
    »Na, das passt doch!«, sagte Anton. »An dem Sonntag hat Constanze Geburtstag, da schlagen wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.«
    »Constanze hat im Februar Geburtstag«, sagte mein Vater.
    »Nein, das bin ich, du Dösbottel«, sagte meine Mutter.
    »Dann klopfen wir das doch direkt mal fest«, sagte Anton. »Ich reserviere für Samstag in vierzehn Tagen einen Tisch.« Er sah wieder auf die Uhr. »Jetzt muss ich aber wirklich los. War sehr nett, Sie kennen zu lernen. Wir sehen uns dann in zwei

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