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Gegensätze ziehen sich aus

Titel: Gegensätze ziehen sich aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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dir auch solche Strampler besorgen«, sagte Paris zu Anne. »Die gibt's in allen Farben.«
    »Mit 16 schon Abi?«, fragte Anne. »Findest du das nicht ein wenig zu optimistisch?«
    »Nein«, sagte Paris. »Das ist frühkindliche Konditionierung. Für mich keinen Kaffee bitte, ich trinke diesen Tee.« Sie schraubte eine Thermoskanne auf und goss sich eine trübe Flüssigkeit in ihre Tasse. »Möchtest du auch, Anne? Er soll Wunder wirken. Ich habe ihn nach einem Rezept aus meinem Schwangeren-Forum beim Apotheker mischen lassen. Hab vergessen, was alles drin ist, aber alles ist supergesund.«
    »Er schmeckt, als habe der Apotheker reingepinkelt«, sagte Anne. »Ich glaube, ich nehme lieber eine Tasse Kaffee.«
    »Haaaallloooo«, sagte Trudi. »Wir wollen hier eine geschäftliche Besprechung abhalten!«
    Paris sah Anne entsetzt an. »Aber du als Hebamme ... Du weißt schon, dass das Koffein nicht gut für das Baby ist?«
    »Meins braucht das«, sagte Anne.
    »Spricht Paris nur mit Schwangeren?«, fragte mich Trudi.
    Ich konnte es nicht lassen, einen Schluck von dem Wunder-Tee zu probieren.
    Mimi holte derweil die Brille aus der Brusttasche ihres Blazers und setzte sie auf. »Also, Paris. Wie du ja weißt, eröffnen wir im Februar einen Schuhladen ...«
    Diesmal war ich es, die den Beginn der Besprechung verzögerte. Ich sprang auf und spuckte den Tee ins Spülbecken. »Was für Wunder soll das Zeugs denn bewirken, bitteschön?«
    »Ach, er ist einfach für alles gut«, sagte Paris. »Man muss als Schwangere ja an so viel denken! Hast du schon angefangen, die Brustwarzen zu bürsten, Anne?«
    Mimi seufzte. Trudi verdrehte die Augen. Anne wurde rot. »Ich habe nur dieses eine Haar auf der Brustwarze. Und das bürste ich nicht, das rupfe ich aus. Wenn ich es finde.«
    »Ich meinte, ob du die Brustwarzen abhärtest«, sagte Paris. »Ich mach's mit einem Sisalschwamm. Manche aus meinem Schwangeren-Forum nehmen auch eine Wurzelbürste.«
    »Möglicherweise bist du ja aus Versehen in ein Sado-Maso-Schwangeren-Forum geraten«, sagte Mimi, und Trudi sagte: »Reden wir bitte endlich übers Geschäft!«
    »Man kann auch mit Salz und Olivenöl eine Art Peeling ...«, sagte Paris, aber Trudi unterbrach sie unwirsch: »Wir brauchen Rabatt auf Manolo-Blahnik-Schuhe, und du sollst sie uns besorgen, Paris.«
    »Bitte«, setzte ich freundlich hinzu.
    Paris setzte ihre Tasse ab und lachte. Sie lachte so sehr, dass ihr die Tränen die Wangen hinunterliefen.
    »Hol doch mal bitte jemand die Wurzelbürste«, sagte Anne nach einer Weile.
    »Ihr glaubt wirklich, hahaha, ihr könntet einfach so Manolos in eurem Laden verkaufen?«, lachte Paris und fiel fast vom Stuhl.
    »Ja, das dachten wir«, sagte Mimi verstimmt.
    »Weil er ja ein Freund von dir ist und dir sicher gern ein paar Kartons im Monat überlässt«, sagte Anne.
    »Und weil du Constanze den Mann ausgespannt hast und ihr noch was schuldig bist«, sagte Trudi.
    »Das ist natürlich Blödsinn!«, sagte ich.
    »Manolo ist kein besonders guter Freund von mir«, sagte Paris. »Man kennt sich halt in der Branche.«
    »Egal, wir wollen seine Schuhe. Nicht so viele, es reichen vielleicht zwei Modelle pro Saison in vier gängigen Größen«, sagte Mimi. »Einfach nur, damit wir was Besonderes anbieten können, etwas, was Neugierige in den Laden lockt.«
    Wieder lachte Paris sich schief. »Da möchte ich aber mal wissen, wie du da rankommen willst!«
    »Na, über dich«, sagte Trudi. »Du hast die Dinger ja auch zu Hause im Schuhschrank.«
    »Da habe ich aber ein Vermögen für ausgegeben«, sagte Paris. »In Manolos Manufaktur werden gerade mal achtzig Paar hergestellt!«
    »Im Jahr?«, fragte Anne.
    »Am Tag, Dummerchen«, sagte Paris. »Aber das ist trotzdem sehr wenig.«
    »Vielleicht auf die Weltbevölkerung gerechnet«, sagte Mimi. »Aber es dürften doch wohl ein paar Kartons für uns drin sein.«
    »Nein«, sagte Paris. »Jedenfalls keine, die bezahlbar wären. Jeder einzelne Schuh ist reserviert.«
    »Unsinn«, sagte Mimi. »Man kann die ja sogar bei eBay kaufen. «
    »Dann mach das doch einfach.« Paris gluckste noch ein bisschen vor sich hin, während sie an ihrem Apothekerpipi nippte. Wir schlürften frustriert unseren Kaffee.
    »Manolos könnt ihr euch ehrlich von der Backe putzen«, sagte Paris.
    »Na, es gibt ja wohl noch andere coole Designer«, sagte Trudi. »Ferragucci und wie die alle heißen. Die kennst du auch alle.«
    »Ich dachte, ihr wolltet einen besonderen Laden«,

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