Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gegensätze ziehen sich aus

Titel: Gegensätze ziehen sich aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
Vom Netzwerk:
mit Fußbodenheizung. Solarzellen auf dem Dach heizen das Warmwasser auf. Die Isolierungswerte sind einmalig.«
    »Das kann ja alles sein«, sagte ich. »Aber in erster Linie muss einem so ein Haus ja gefallen.«
    Frau Hittler drehte sich zu mir um und lächelte säuerlich. »Und Ihnen scheint es nicht besonders zu gefallen.«
    »Mir gefällt es überhaupt nicht«, sagte ich.
    »Aber ...« Anton sah mich enttäuscht an. »Du hast ja noch nicht mal die Hälfte gesehen.«
    »Genug, um zu wissen, dass ich es auf keinen Fall kaufen will«, sagte ich.
    »Na dann ...« Frau Hittler schloss die Tür vom Heizungskeller und sah Anton achselzuckend an. »Wir haben ja da noch einige andere Objekte, die ich Ihnen zeigen kann.«
    »Aber nicht mehr heute«, sagte ich und guckte demonstrativ auf meine Armbanduhr.
    Anton seufzte. Frau Hittler seufzte auch. Das Geseufze machte mich so aggressiv, dass ich auch übertrieben laut: »Ha-puh« machte. Meine Güte!
    »Können wir?«, fragte ich.
    »Wie du willst«, sagte Anton.
    Frau Hittler brachte uns bis zum Gartentor und schüttelte uns wieder die Hände. »Ich schicke Ihnen die Exposes, und Sie können jederzeit einen neuen Termin mit mir vereinbaren.«
    »So machen wir's«, sagte Anton.
    Ich sagte nichts.
    Schweigend gingen wir zurück zum Auto. Anton hatte wieder die Kiefer aufeinandergepresst. Offenbar war er sauer auf mich. Aber diesmal hatte er wirklich keinen Grund dazu. Eher doch wohl umgekehrt.
    Ich brach das Schweigen als Erste. »Danke für diese tolle Überraschung«, sagte ich, während ich mich anschnallte. »Das war natürlich viel besser als Sex.«
    »Bist du etwa sauer auf mich!«
    »Überhaupt nicht«, sagte ich. »Ich fand das superschön, mit dir und Frau Hittler. Das war doch mal was anderes.«
    »Constanze, wir waren uns doch einig, dass wir ein größeres Haus brauchen«, sagte Anton.
    »Ja, irgendwann mal«, sagte ich. »Und ich dachte schon, dass wir die Entscheidung über den Zeitpunkt gemeinsam treffen.«
    Anton ließ den Motor an. »Nicht irgendwann! Jetzt! Dieses Hin und Her zwischen zwei Haushalten ist doch unerträglich. So werden die Kinder nie begreifen, dass wir jetzt eine Familie sind. Gerade für Emily ist es wichtig, dass sie sich nicht immer nur wie Besuch fühlen muss.«
    Ah, Emily. Mein Lieblingsthema.
    »Vielleicht will sie sich ja auch so fühlen«, sagte ich.
    »Kein Kind will sich schlecht fühlen! Sie ist kompliziert. Nicht so robust und anpassungsfähig wie deine Kinder. Und sie ist allein.«
    »Robust? Nur, weil meine Kinder sich nicht querstellen und freundlich zu dir sind?«
    »Ich meine das positiv«, sagte Anton. »Deine Kinder gehen offen mit der neuen Situation um. Aber Emily fällt es nicht so leicht zu akzeptieren, dass es jetzt noch jemanden außer ihr gibt, der mir wichtig ist. Sie hatte es ganz schön schwer, so allein mit mir, ohne Mutter und ohne ihre Schwester. Deshalb will ich diese Ubergangssituation so schnell wie möglich hinter mich bringen. Damit Emily begreift, dass es uns ernst ist.«
    »Also eigentlich willst du nur wegen Emily zusammenziehen«, entschlüpfte es mir. Damit du jemanden hast, der das unzuverlässige Kindermädchen ersetzt. Unentgeltlich!
    Anton sah mich wütend an. »Das habe ich nicht gemeint, und das weißt du auch genau.«
    »Ja, entschuldige.« Ich bereute längst, das ich das gesagt und gedacht hatte.
    Es war kindisch und kleinlich von mir, auf Emily eifersüchtig zu sein. Natürlich kam sie für Anton an erster Stelle. Auch wenn ein Teil von mir gern gehabt hätte, dass es anders gewesen wäre, so wusste ich doch, dass es genau so sein musste. Kinder gingen vor. Meine Kinder waren für mich auch das Wichtigste auf der Welt. Wichtiger als Anton.
    Ich seufzte. Vielleicht konnte man nur eins von beiden sein: entweder gute Eltern oder gute Liebhaber oder wie man das auch nennen wollte.
    Auch Anton schien schwerwiegenden Gedanken nachzuhängen. Als wir in den Hornissenweg einbogen, sagte er: »Tut mir leid, dass ich dich mit dem Haus so überfallen habe. Irgendwie dachte ich, du würdest dich freuen, dass ich die Sache schon mal in die Hand genommen habe.« Er parkte das Auto in unserer Einfahrt, stellte den Motor aus und sah mich ernst und traurig an. »Ich hätte dich vorher fragen sollen.«
    Meine Wut war restlos verraucht. »Tut mir auch leid, dass ich so doof war. Aber musstest du auch ausgerechnet Frau Hittler engagieren? Sie kann mich nicht ausstehen, seit ich gesagt habe, mein Name sei

Weitere Kostenlose Bücher