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Gegensätze ziehen sich aus

Titel: Gegensätze ziehen sich aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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sagte Mimi. »Ja, ich hatte zwischendurch schon Angst, er könne sich künftig dem Designern von BHs zuwenden, so sehr hat er sich für William und Harry interessiert.«
    »Es ist euch schon klar, dass ich kein Wort von dem verstehe, was ihr sagt, oder?«, sagte Anne etwas mürrisch. Dann aber hellte sich ihre Miene auf.
    »Immerhin habe ich auch mal etwas Nützliches für den Laden organisiert«, sagte sie. »Ich habe uns einen funkelniegelnagelneuen Kaffeevollautomaten organisiert. Mit Milchbehälter. Umsonst!«
    »Nicht ganz«, erinnerte ich sie. »Du musstest dafür ein Zeitungsabo kaufen. Aber es ist trotzdem toll.«
    »Es ist überhaupt alles toll«, sagte Anne. »Habt ihr gesehen, wie weit Ronnie und Jo schon mit dem Parkett sind? Es sieht so wunderwunderschön aus. Selbst Herr Moser ist ganz entzückt.«
    »Nächste Woche können wir anfangen zu streichen«, sagte Mimi.
    »Das heißt, wir fangen dann besser jetzt schon mal an, uns über die Farben zu streiten«, sagte Trudi. »Ich bin für einen satten Bernsteinfarbton mit goldenen Einsprengseln.«
    »Ich für samtiges Aubergine, kombiniert mit Gold«, sagte ich.
    »Cremeweiß«, sagte Anne.
    »Und ich fände ein leuchtendes Pink gut«, sagte Mimi. »Zusammen mit sanftem Rosa und Gold.«
    »Seht ihr«, sagte Trudi und lachte. »Es ist gut, dass wir jetzt schon anfangen, uns darüber zu streiten.«
    Ich wagte nicht, Mimi auf Nellys I-Pod anzusprechen, aber da sie mich auch nicht darauf ansprach, konnte ich davon ausgehen, dass Ronnie ihr nichts von meinen ungeheuerlichen Verdächtigungen, Coralie betreffend, gesagt hatte.
    Auch Nelly sagte erstaunlicherweise nichts. Sie fragte nur: »Hast du mir was mitgebracht?«, womit natürlich der I-Pod gemeint sein konnte, aber Mimi dachte, sie meine ein Mitbringsel aus Italien.
    »Oh, an dich hab ich gar nicht gedacht«, sagte sie bedauernd. »Aber ich habe Coralie ein T-Shirt in Mailand gekauft.«
    »Ah, klar.« Nelly sah ein bisschen beleidigt aus.
    »Ich hätte ihr gern mehr gekauft, aber ich weiß nicht, wie ihre Eltern darauf reagieren«, sagte Mimi. »Vielleicht haben sie nichts dagegen, wenn wir Coralie auch ein bisschen materiell verwöhnen, vielleicht finden sie es aber auch anmaßend oder ungerecht den Geschwistern gegenüber. Coralie bekommt ja durch die Teilnahme am Projekt sowieso schon viel mehr. Zoo, Kino, Museum, Theater,Kinderoper, Zirkus ... Wenn man von Hartz IV lebt, ist so was einfach nicht drin. Deshalb finde ich dieses Projekt so sinnvoll.«
    »Hm«, machte ich nur.
    »Ich weiß, du stehst der Sache immer noch kritisch gegenüber, weil es von der Mütter-Society kommt«, sagte Mimi.
    »Ja, genau«, sagte ich. »Man mag sich gar nicht vorstellen, wie es den armen Kindern ergeht, die sie in ihre Familien aufgenommen haben.«
    »Oder den armen Familien«, sagte Nelly.
    * * *
    Donnerstagvormittag klingelte das Telefon.
    »Frau Bauer?«, sagte eine mir unbekannte weibliche Stimme. »Gott sei Dank, Sie sind zu Hause.«
    »Ja, und hier will ich auch bleiben und nicht nach Tunesien verreisen, danke schön.«
    »Hier ist Möller, von der Kanzlei Absieben und Janssen«, sagte die Frau.
    »Ach so. Tag, Frau Möller.« Frau Möller war Antons Sekretärin. Ich nannte sie wegen ihrer geschnitzten Sehhilfe immer nur »Wurzelholzbrille«, natürlich nicht, wenn sie es hören konnte.
    »Ich weiß mir nicht mehr zu helfen«, sagte die Wurzelholzbrille. »Herr Aisleben ist geschäftlich in Hannover, unsere Zweitkraft ist krank, und Herr Janssen ist im Urlaub. Ich kann hier nicht weg, Herr Alsleben hat sein Handy ausgestellt, bei Aisleben senior geht niemand dran, und den Bruder konnte ich auch nicht erreichen ...«
    »Ist was mit Emily?«, fiel ich ihr erschrocken ins Wort. Oh mein Gott! Vielleicht war sie beim Schulsport von der Sprossenwand gestürzt, das zerbrechliche kleine Kind ...
    »Das Kindermädchen ist krank«, sagte die Wurzelholzbrille. »Das fällt der immer erst am selben Tag ein. Und jedes Mal ruft sie bei mir an, und ich habe dann den Arger herumzutelefonieren. Wenn unsereiner so eine Arbeitsmoral hätte, wären wir längst arbeitslos. Na ja, Studentin, sag ich nur! Können Sie Emily von der Schule abholen?«
    Ich war so erleichtert, dass Emily nicht von der Sprossenwand gefallen war, dass ich »Natürlich« sagte und erst beim Auflegen von diesem unguten Gefühl beschlichen wurde. Und wenn das alles nur ganz raffiniert von Anton eingefädelt war? Testhalber rief ich ihn auf seinem Handy an. Aber es

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