Gegensätze ziehen sich aus
Exposes für Sie im Auto. Sehr schöne Liegenschaften, wieder zentral gelegen, aber diesmal mit größeren Grundstücken und ohne Sauna.«
»Ach, das müssen Sie mit Herrn Aisleben besprechen«, sagte ich.
»Herr Aisleben hat mir gesagt, dass Sie ab jetzt dafür zuständig sind«, sagte Frau Hittler.
»Tatsächlich?« Ich seufzte. »Na, dann geben Sie schon her.«
Frau Hittler überreichte mir zwei fette Schnellhefter. »Unsere Kinder könnten sich mal zum Spielen verabreden«, sagte sie und zeigte auf Fritz und Julius.
»Ja, das könnten sie«, sagte ich.
»Wie hat Julius eigentlich bei der Sprachstanderhebung abgeschnitten?«
»Gut«, sagte ich. »Und Fritz?«
»Auch gut«, sagte Frau Hittler. »Zu welchem Logopäden wird Julius gehen?«
»Zu gar keinem«, sagte ich. Hallo? Hörte Frau Hittler vielleicht schlecht?
»Warum nicht?«
»Na, weil er keine Sprachprobleme hat«, sagte ich. Gut, er sagte »Fleischapotheke« statt Fleischtheke und »Marzipantoffel« und »das ist nicht viel genug«. Aber das waren doch keine Sprachprobleme, sondern hübsche kleine Stilblüten, die mir fehlen würden, wenn er erst »richtig« sprechen konnte. »Er ist sprachlich sogar sehr weit. Dafür hat er's nicht so mit Zahlen.«
»Das ist das, was Sie glauben«, sagte Frau Hittler. Sie war offensichtlich nicht ganz dicht. Da ich aber nichts mehr sagte, beschloss sie wenigstens, das Verabreden auf ein anderes Mal zu verschieben. Sie stieg in ihr Auto.
»Rufen Sie mich an, wenn Sie einen Besichtigungstermin festlegen wollen«, sagte sie kühl.
»Ja, das mache ich«, sagte ich genauso kühl. Wenn ich etwas hasste, dann waren das Leute, die »Das ist das, was Sie glauben« sagten.
»Hast du Frau Hittler mal angelispelt oder so?«, fragte ich Julius, während ich ihm den Helm unter dem Kinn zumachte.
»Nein«, sagte Julius. »Ich habe noch nie mit ihr gesprochen. Und ich will mich auch nicht mit Fritz verabreden.«
»Warum nicht? Beisst er?«
»Nein«, sagte Julius. »Aber ich habe schon einen Freund. Jasper.«
»Krümelchen, man kann sehr wohl mehrere Freunde haben. Es ist sogar gut, wenn man mehr als einen Freund hat, glaub mir.«
»Dann will ich aber nicht den Fritz als Freund, sondern den Leon. Oder den Darius. Darf ich mir meine Freunde nicht selber aussuchen?«
»Natürlich! Du darfst dir jedes Kind als Freund aussuchen, das du willst«, sagte ich. »Außer Marlon. Und Fritz. Und Dennis.«
* * *
Mit dem November kam auch das Schmuddelwetter. Obwohl ich es sonst nicht besonders mochte, sah ich dieses Mal durchaus Vorteile darin: An Golfspielen war jetzt nicht mehr zu denken. Mit etwas Glück konnte ich die funkelnagelneue Golfausrüstung bis zum Frühjahr im Keller parken.
Mimis und Trudis Besuch in Mailand war ein voller Erfolg gewesen. Dank Paris' Intervention würde Francesco Georgio Santini uns seine Modelle exklusiv für ganz Deutschland zur Verfügung stellen. Anfang Dezember würden Mimi und Trudi noch einmal hinfliegen und die ersten hundertsechsundzwanzig Paar Schuhe mitbringen. Sechs Modelle in allen Größen und mehrfacher Ausführung. Fürs Erste.
Die sechs Modelle, die Mimi und Trudi jetzt als Muster dabei hatten, ließen Anne und mich in wahre Begeisterungsstürme ausbrechen.
»Wer hätte gedacht, dass die Neue von deinem Ex uns so nützlich sein könnte!«, sagte Anne. »Ich muss sie ja jetzt direkt gern haben, weil sie uns zu diesen Schuhen geführt hat.«
Mimi schwärmte von der Fabrik, von den Materialien, von den Entwürfen, von Santinis Professionalität und sogar von den Schuhkartons, Trudi schwärmte nur von Santini selber. Wie jung und gutaussehend er und wie zauberhaft und unwiderstehlich sein Lachen und wie absolut wundervoll sein Italienisch sei.
»Das sollte es wohl auch sein, bei einem Italiener«, sagte Anne, aber Trudi hörte sie gar nicht. Sie sagte, Santini habe Augen wie Bernstein.
»Als ich ihm das erste Mal in diese Augen blickte, wusste ich gleich, das wird der Vater meiner Kinder«, sagte sie.
»Trudi, du willst überhaupt keine Kinder.«
»Jetzt schon«, sagte Trudi. »Dieser Mann ist mir vom Himmel gesandt worden, damit ich es mir anders überlege. Am liebsten hätte ich mir auf der Stelle die Kleider vom Leib gerissen und ihm William und Harry gezeigt.«
»Ach, Trudi, ich hoffe, du hast uns nicht blamiert«, sagte ich. »Dieser Geschäftskontakt ist immens wichtig.«
»Tatsächlich hatte ich den Eindruck, Santini findet durchaus Gefallen an William und Harry«,
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