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Gegenschatz

Gegenschatz

Titel: Gegenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Moorfeld
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auf mich reagieren? Ob ich mich gleich einer Auseinandersetzung stellen soll? Die Einfahrt und alle Parkplätze um das Haus herum sind besetzt und so parke ich mein Auto in der nächsten Querstraße. Die Flugzeuge in meinem Magen fliegen Loopings, als ich die knarrenden Treppenstufen zu meiner Wohnung empor steige. Oben angekommen halte ich inne und lausche. Es herrscht Totenstille im Haus. Ich schleiche auf Zehenspitzen zu Marcs Tür und lausche wieder. Mit zitternden Fingern drücke ich den Klingelknopf. Das viel zu laute Schellen hallt in meinen Ohren. Ich warte mit klopfendem Herzen, aber nichts rührt sich. Niemand ist zu Hause! Enttäuscht und erleichtert zugleich verschwinde ich in meiner Wohnung. Das Tattoo darf noch nicht nass werden, deshalb erfrische ich mich mit dem Waschlappen, putze mir die Zähne und krieche dann erschöpft ins Bett. Ein kräftiger Niesanfall erinnert mich mal wieder an die Birke vorm Fenster und den Heuschnupfen. Zum Glück geht die Blütezeit der Birke langsam dem Ende zu. Ich schlucke mein Antiallergikum und schlafe ein.

Bedrängt
    Ich erwache von einem lauten Stöhnen, als die Sonne gerade hinterm Horizont hervor scheint. Ich fahre in meinem Bett hoch und blicke mich verstört um. Ich höre das Quietschen des antiken Bettes in der Nachbarwohnung und wieder ein lautes weibliches Stöhnen. Nein! Das darf einfach nicht wahr sein! Wie kann er mir das antun! Tränen der Wut und des Schmerzes vermischen sich gleichermaßen und bahnen sich ihren Weg unaufhaltsam über meine Wangen. Jetzt höre ich Marcs Stöhnen und dann quietscht es wieder rhythmisch. Dieser gemeine, schwanzgesteuerte, verfluchte Mistkerl! Ich ertrage das keine Sekunde länger. Die wilden Rufe des Liebesspiels von nebenan schneiden wie scharfkantige Messer in meine Ohren und treiben mir unerbittlich die Tränen in die Augen. In meinem Geiste tanzen die Visionen von Marc, wie er die rassige Blondine aus dem Proberaum reitet. Ich sehe ihn von oben, mit seinem festen Po, der zwischen ihren Schenkeln auf- und abgleitet. Ein brennender Schmerz durchfährt mich, als die Frau «Du fickst so gut!», schreit. In Windeseile schlüpfe ich in eines meiner dezenten Sommerkleider und verlasse fluchtartig die Wohnung. Dabei knalle ich meine Tür mit aller Wucht hinter mir ins Schloss. Er kann ruhig merken, was er da mit mir anrichtet. Da mein Auto nicht vorm Haus steht, muss ich erst zur nächsten Querstraße laufen. Kaum zu einem klaren Gedanken fähig und wild schluchzend marschiere ich zu meinem Auto, steige rasch ein und parke aus, indem ich die Stoßstangen meiner Nachbarfahrzeuge ramme. Ich fahre aus der Seitenstraße heraus und biege ab, da kommt jemand aus der Tür meines Zuhauses gerannt – Marc, barfuß, mit nackter Brust, nur mit einer engen Jeans bekleidet. Als er mein Auto kommen sieht, rennt er aus der Einfahrt und springt wild mit den Armen fuchtelnd auf die Straße.
    «Warte Julia!», höre ich ihn schreien.
    Ich reiße das Lenkrad herum und umfahre ihn in einem engen Bogen. Im Rückspiegel sehe ich, wie Marc wütend mit der Faust in die Luft schlägt und höre einen zornigen Fluch. Geschieht ihm recht! Was will er noch von mir? Soll er sich doch mit seinen blöden Betthäschen vergnügen! Aber mein Zorn währt nicht lange. Ich brodle noch etwas vor mich hin und dann holt mich der Schmerz wieder ein. Als ich durch die Unterführung fahre, in der wir auf der Radwegstrecke stecken geblieben sind, verliere ich meinen Kampf mit den Tränen und heule hemmungslos. Ich schlage verzweifelt das Lenkrad und sehe kaum noch was von der Straße wegen meiner verweinten Augen. Warum muss er mir so weh tun? Das ist so unfair und gemein! Ich kann mich nicht mehr an den Fahrtweg erinnern, als ich schließlich vor ‘BioYTec’ ankomme. Da das Wetter auch heute wieder schön ist, parke ich lieber vor der Firma als in der muffigen Tiefgarage. Es ist noch sehr früh und fast alle Parkplätze sind leer. Ich begutachte im Rückspiegel mein Gesicht. An den roten, geschwollenen Augen sieht man noch deutlich, dass ich viel geweint habe. Gut, dass ich so früh dran bin. Da sehen mich meine Kollegen nicht. Ich atme ein paar mal tief durch und gehe ins Gebäude. Ich grüße die Empfangsdame, ohne sie anzusehen. Als erstes laufe ich zu den Toiletten, um mein Gesicht mit kaltem Wasser abzuwaschen. Ich rubble mich mit den Papiertüchern trocken und betrachte mich wieder im Spiegel – schon besser! In der Eile heute Morgen habe ich meine Haare offen

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