Gegenschlag Kopernikus
Bilder waren farbig und dreidimensional. Wir hatten unsere modernsten Aufnahmegeräte eingebaut. Wahrscheinlich waren wir den Hypnos in dieser Hinsicht nicht so sehr unterlegen, wie es bei allen anderen technischen Entwicklungen bestimmt der Fall war. Besser konnten die Übertragungen kaum sein.
Die Geräuschaufnahme war eingeschaltet. Trotz der dünnen Marsluft war das ohrenbetäubende Tosen von probelaufenden Triebwerken zu vernehmen. Lohende Feuerströme, blauweiß wie der innere Glutball einer Kerndetonation, schossen aus den Kraftfelddüsen.
Etwa dreißigtausend Männer aus allen Ländern der Erde exerzierten vor marsianischen Schiffen. Sie trugen die neuen Spezialuniformen für den Mars. Es handelte sich um dünne, jedoch thermisch isolierte und absolut druckfeste Raumanzüge. Nur die Rangabzeichen und die fünfzehn Zentimeter breiten Kombinationsgürtel mit Mikrosprechfunkgeräten, Batteriesätzen und Halftern für die Handfeuerwaffen betonten das Militärische.
Die Kombis waren schmucklos und praktisch. Hier hatten wir auf jede Protzerei verzichtet. Die Hypnos waren intelligent genug, um den Unterschied zwischen dem privaten Luxus des Herrschers und der Aufmachung seiner Soldaten zu erkennen.
Ich, Tumadschin Khan, herrschte über »zweiundvierzig Milliarden« harte, erstklassig geschulte, hochintelligente und alles riskierende Elitesoldaten, denen bisher noch kein Volk der Galaxis widerstanden hatte.
So lautete die offizielle Version.
Den Soldaten gehörte mein Mitgefühl. Sie hatten die durchsichtigen Druckhelme der Raumanzüge auf die Schultern zurückgeklappt und atmeten über einfache Luftverdichter mit Feuchtigkeitsanreicherung. Das war auf dem Mars möglich. Sauerstoff war vorhanden; er mußte nur komprimiert, von Fremdgasen entgiftet und über ein Ventilsystem den Atmungsorganen zugeführt werden. Durch diese Zusatzaggregate war mit der neuen Kampfkleidung eine planetarische und gleichzeitig kosmische Ausrüstung entstanden.
Wenn der Helm über den Kopf geklappt und die Luftversorgung umgeschaltet wurde, war der Raumanzug komplett.
Nun warteten wir nur noch auf das Erscheinen des Gegners.
Es war logisch, daß er kommen mußte. Wie er kam, und womit er eintraf – das stand auf einem anderen Blatt unseres dicken Hypothesenbuches.
Zahlreiche Fahrzeuge rollten zu dem vor zwei Stunden gelandeten Marskreuzer »1418« hinüber. Captain Lobral, einer der wenigen Kosmonauten, die ein Marsschiff einigermaßen sicher fliegen konnten, hatte das Schiff zum Roten Planeten gebracht.
Die Wagen hielten unter der Polschleuse der »1418«. Die Männer begannen in größter Eile mit der Löschung von fünfzigtausend Antitron-Helmen.
»Es war ein Flug auf Leben und Tod«, erklärte Reling plötzlich. »Lobral fliegt mit der Ruhe eines Mannes, dem ständige Seelenbelastungen jede Empfindung abgetötet haben. Sie haben mir mitgeteilt, die beiden zum Abfang-Einsatz vorgesehenen Por cupa-Schiffe wären schon dreimal gestartet und auch wieder heil gelandet?«
Er schaute mich prüfend an. »War es schlimm?« erkundigte er sich.
»Grauenhaft, Sir. Wenn man nichts anderes tun kann, als nur auf Knöpfe zu drücken, deren Farbe, Symbolisierung und Anordnung man auswendig gelernt hat, dann kann man schon beim Anlaufen der Titanenmaschinen wahnsinnig werden. Wenn die Hypnos kommen, wenn es uns gelingt, sie schnell genug zu orten, muß ich mit einem Schlachtschiff starten. MA-23 bleibt hier. Er muß meine Nachrichten und Anweisungen an die Besatzung des Stützpunktes
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