Gegenschlag Kopernikus
demütig.
Der geckenhaft gekleidete Hofdichter wischte sich den Schweiß von der Stirn und stieß einige Flüche aus.
Laut Regieanweisung hieß der »Dichter« Bahole Touts, geboren auf einem Kolonialplaneten der Erde. In Wirklichkeit nannte er sich Fred Inchinger. Er war Major der Geheimen Bundeskriminalpolizei und zur Zeit abkommandiert, um zusammen mit mehr als fünfundvierzigtausend Menschen eine Theater- und Zirkusvorstellung zu geben, wie sie die Erde noch nie gesehen hatte.
Die Darsteller waren Wissenschaftler, Techniker, Abwehroffiziere, Soldaten, Spezialhandwerker, Schauspieler, Sänger und Artisten aus allen Völkern der Erde.
Auf Beschluß der terranischen Zentralregierung war der Befehl ergangen, in Topthar das größte Schauspiel der Geschichte ablaufen zu lassen.
Ich war zum Oberkommandierenden Mars ernannt worden; aber auch nur deshalb, weil ich zusammen mit einem Kollegen der einzige Mensch war, der die Hypnos sehr genau kannte.
In der einzigartig hergerichteten Arena hatten wir die vorletzte Probe über die Bühne gehen lassen.
Ich beugte mich über den Rand meiner Loge, die angeblich auf einem Antigravitationsfeld schwebte. Auch das war Betrug! Kein irdischer Wissenschaftler hatte eine Ahnung, wie ein solches Feld aufgebaut wurde, wie man es beherrschen konnte und was es physikalisch darstellte.
Unsere Spezialisten hatten einen Ausweg gefunden. Die Loge und die anderen Schwebemuscheln hingen an hauchdünnen Kunstfaserleinen, die im grellen Licht der Atomsonne unsichtbar wurden.
Die Atomsonnen waren echt! Sie stammten aus der Hinterlassenschaft der ausgestorbenen Marsbevölkerung, die in der Untergrundstadt Topthar vor den Angriffen der Deneber Schutz gesucht hatte. Diese Ereignisse lagen bereits 187.000 Jahre zurück. Wir hatten mit unseren Entdeckungen auf Mond und Mars ein Erbe angetreten, das wir nicht beherrschen konnten.
Unsere Leute nannten sich in treffender Selbstverhöhnung »Knopfdruck-Hausierer«. Wir waren galaktische Hochstapler, denn wir täuschten Dinge vor, die für irdische Begriffe nur den Phantasiegebilden eines Geisteskranken entsprungen sein konn ten.
»Vorsicht, Sie stürzen sonst ab«, warnte Major Inchinger. »Was ist denn mit dem blauen Kugelkopf los?«
Mehr als dreihundert Techniker, im Gegensatz zu uns trugen sie schlichte, graue Arbeitskombinationen, bemühten sich um den Saurier Moolo, den ein Gruselfilmgestalter für uns entwickelt hatte.
Das Ungeheuer, stand jetzt reglos im Sand des Kampfgeländes. In seinem horngepanzerten Leib öffnete sich eine Klappe. Zwei schweißüberströmte Männer kletterten heraus. Es handelte sich um die »Zwei Panolis«, erstklassige Bodenakrobaten, die sich freiwillig zur Verfügung gestellt hatten. Sie saßen in dem vierarmigen »Saurier« und bedienten die komplizierte Steuermechanik.
Die Artisten gestikulierten. Etwas schien nicht geklappt zu haben. Das Moolo-Monstrum besaß wohl noch einige Kinderkrankheiten; der äußere Eindruck war bestechend, nur ließ die Mechanik zu wünschen übrig. Ingenieure kletterten in den Hohlkörper.
Zugleich vernahm ich ein schrilles Geschrei. Das Oberhaupt einer spanischen Liliputanerfamilie, der ehrwürdige Don Esteban de Fereira, kroch aus dem stark beschädigten Puppenkörper des »blauen Kugelkopfes«, Don Esteban war äußerst ungehalten und rieb sich sein faltiges Gesicht.
»Wenn Sie mich demnächst wieder dem Moolo zum Fraß vorwerfen lassen, bedenken Sie bitte auch die Höhe, in der Sie sich befinden«, tobte der kleine Mann.
Zweihundert
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