Gegenwind
Relin unterbrach ihn barsch.
»Ich muss zurück auf die Herold !«, erklärte der Jedi. Verzweiflung und Zorn rangen in seiner Stimme.
Khedryn stellte seine Tasse ab. »Ja, das erwähntest du bereits – und ganz gleich, wie oft du es noch sagst, es ist und bleibt Wahnsinn. Dieser Kreuzer mag zwar fünftausend Jahre alt sein, aber selbst seine Transportshuttles haben vermutlich mehr Feuerkraft als die Schrottkiste .«
»Relin«, sagte Jaden, offensichtlich in einem Versuch, an die Vernunft des anderen Jedi zu appellieren. »Ich glaube nicht, dass …«
Relin hob seinen Armstumpf. Er schien vergessen zu haben, dass sich keine Hand mehr daran befand, die er abweisend hätte heben können. »Als ich zum ersten Mal das Lignan erwähnte, wirktet Ihr verwirrt«, sagte er, während er seine Tasse hin und her drehte. »Habt Ihr je von diesem Erz gehört?«
»Nein«, gab Jaden unumwunden zu.
»Dann wisst Ihr also nichts von seinen Fähigkeiten. Da Khedryn vorhin allerdings die Sith erwähnte, gehe ich davon aus, dass ihr Orden noch existiert. Ihnen das Lignan zu überlassen, würde ein gewaltiges Unheil heraufbeschwören, stimmt Ihr mir da nicht zu?«
Jaden nickte. »Wenn dieses Erz tatsächlich die Dunkle Seite verstärkt, so wie Ihr es behauptet, dann ja.«
Relins Stimme wurde eisig. »Ihr habt es doch selbst gespürt. Zweifelt Ihr etwa auch an meinen Worten?«
»Nein«, sagte Jaden nach einem kurzem Augenblick. »Ich habe es gespürt. Ich weiß, dass Ihr recht habt. Aber …«
»Kein Aber«, fuhr ihm Relin ins Wort. »Ganz gleich, ob Saes – der Kommandant des Kreuzers – herausfindet, dass wir durch die Zeit gereist sind oder nicht … Er ist ein Sith, und er wird das Lignan zu seinen Ordensbrüdern bringen. Wenn wir zulassen, dass er dieses System verlässt, haben wir vielleicht unsere letzte Chance vertan, ihn aufzuhalten. Mir bleibt nicht viel Zeit. Ich muss jetzt handeln, solange die Schäden am Hyperantrieb und die Folgen des Fehlsprungs sie ablenken.«
Jadens Schultern sanken wie unter einem unsichtbaren Gewicht herab. Als er den Kopf hob, wusste Khedryn sofort, dass der Jedi nachgegeben und seinen Wunsch, sich auf dem Mond umzusehen, in den Hintergrund gerückt hatte. Mit Relins Blatt schien sich an diesem Tisch wohl niemand messen zu können.
»Ihr habt recht«, sagte Jaden mit leiser Stimme. »Das Erz muss im Augenblick unsere größte Sorge sein. Ich habe mich von … persönlichen Gedanken beeinflussen lassen. Dafür entschuldige ich mich. Der Mond kann warten. Ich werde Euch an Bord dieses Kreuzers begleiten.«
Relin fuhr mit dem Finger über den Rand seiner Teetasse. »Nein … es sei denn, Ihr könnt Eure Präsenz in der Macht vollständig verschleiern. Ansonsten wird Saes Euch aufspüren und alles wäre umsonst.«
»Ihr könntet meine Präsenz verwischen.«
»Eure Aura ist zu stark, Jaden«, sagte Relin. »Sie zu verbergen, würde einen großen Teil meiner Kräfte in Anspruch nehmen – einen Teil, den ich auf andere Weise effektiver einsetzen könnte.«
Jaden beobachtete die beiden Jedi, und was er sah waren zwei Männer, die versuchten, dem jeweils anderen einen Vorwand zu liefern, sein Ziel zu verfolgen, während sie gleichzeitig selbst in die genau entgegengesetzte Richtung strebten. Es erinnerte ihn an einen Witz über zwei rodianische Kopfgeldjäger, aber leider fiel ihm die Pointe nicht mehr ein.
»Die Macht hat Euch an diesen Ort geführt«, sagte Relin nun. »Ihr solltet ihrem Ruf folgen und Euch auf dem Mond umsehen. Erforscht Eure Gefühle, dann werdet Ihr feststellen, dass das Euer Weg ist.«
»Ich bin mir nicht mehr über meine Gefühle im Klaren.«
Dieses Eingeständnis schien Relin zu überraschen. »Ihr könnt mich nicht begleiten, Jaden. Das ist meine Aufgabe.«
»Meine Präsenz in der Macht ist nicht sehr stark«, sagte Marr plötzlich, was ihm fragende Blicke von Khedryn und den beiden Jedi einbrachte. »Ich könnte Euch begleiten.«
Danach herrschte für mehrere Sekunden völlige Stille in der Bordküche.
Khedryn wollte protestieren, seinem Navigator befehlen, dieses Angebot zurückzuziehen, aber alles, was schließlich über seine Lippen kam, war: »Und warum solltest du das tun wollen?«
Marr seufzte und blickte wie um Hilfe heischend in seine Kaf-Tasse, dann zuckte er mit den Schultern. »Ich habe Jaden davon erzählt, wie ich als Kind die Wahrscheinlichkeit verschiedener Laufbahnen berechnet habe.«
»Oh nein!«, stöhnte Khedryn. »Die
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