Gegenwind
wieder Marr zu. »Es tut mir leid, dass ich dich ohne Vorwarnung damit konfrontiere. Eigentlich hatte ich vor, es dir erst nach unserer Rückkehr zu erzählen – oder gar nicht.«
»Was genau soll das bedeuten: machtsensitiv ?«, fragte Khedryn.
»Es bedeutet, dass er eine intuitive Verbindung mit der Macht hat«, erklärte Jaden. »Wäre er jünger, könnte er sich zum Jedi ausbilden lassen. Angesichts deines Alters ist das aber vermutlich nicht mehr möglich, Marr – trotz deiner verblüffenden mathematischen Fähigkeiten.«
Die Vorstellung, seinen besten – seinen einzigen – Freund an den Jedi-Orden zu verlieren, so unwahrscheinlich und weit hergeholt sie auch war, zog Khedryn den Boden unter den Füßen weg. Er hob die Hände und verschüttete dabei ein wenig von seinem eigenen Kaf. »Jetzt mal ganz langsam. Was soll das alles? Und warum erzählst du uns das ausgerechnet jetzt?«
»Das ist eine gute Frage«, meinte Marr. Seine Stimme war heiser, und er blickte den Jedi aus schmalen Augen an.
»Weil ich euch klarmachen will, dass es die Macht war, die uns alle hier zusammengeführt hat. Dass du dir deiner Fähigkeiten nicht bewusst warst, ändert nichts an der Tatsache, dass sie dich geleitet haben. Du hast den Kurs berechnet, der euch zu diesem Signal geführt hat. Habe ich recht?«
Khedryn schnaubte. »Er ist der Navigator . Natürlich hat er den Kurs berechnet.«
Marr schien ihn überhaupt nicht zu hören. »Ja, ich habe den Kurs berechnet.«
Jaden nickte. Sein Gesicht zeigte, dass er genau das erwartet hatte. »Es war kein Zufall, dass ihr in diesem System aus dem Hyperraum gesprungen seid. Die Macht fließt durch dich hindurch, Marr. Durch uns alle.«
»Durch mich fließt nur Blut und Pulkay«, brummte Khedryn. Er wusste, dass er klang wie ein schmollendes Kind, aber das war ihm gleich. Er fühlte sich immer mehr auf verlorenem Posten, und das auf seinem eigenen Schiff.
Jaden schenkte ihm ein versöhnliches Lächeln, das ihn aber nur noch mehr irritierte. »Die Macht berührt uns alle. Dass wir uns jetzt darüber unterhalten, ist der Beweis dafür.«
Khedryn blickte von einem zum andern, und er musste zugeben, dass es schon eines sehr, sehr großen Zufalls bedurft hätte, um sie alle hier um einen Tisch zu versammeln: zwei Schrottsammler aus den Randgebieten der zivilisierten Galaxis, einen Jedi von Coruscant und einen Jedi aus grauer Vorzeit. Die Wahrscheinlichkeit, hundert Sabacc-Spiele nacheinander mit einer Plus Dreiundzwanzig zu gewinnen, war vermutlich doppelt so groß.
Marr neigte den Kopf. »Ich möchte nicht im Umgang mit der Macht unterrichtet werden«, sagte er.
Jaden nickte. Auch das schien ihn nicht im Mindesten zu verblüffen. »Natürlich. Ich wollte dich zu nichts Derartigem ermuntern. Es ging mir darum, euch klarzumachen, was hier vor sich geht. Wir alle müssen uns dessen bewusst sein.«
»Er hat recht«, meinte Relin. Endlich hob er den Blick wieder von seiner Teetasse.
Khedryn versuchte zu begreifen, was sich hier innerhalb der letzten zwei Minuten zugetragen hatte, aber es wollte ihm einfach nicht gelingen. Anstelle von Antworten schwirrten Fragen durch seinen Kopf. Hatte Jaden recht? Waren sie wirklich von der Macht hierhergeführt worden? Es schien fast so. Aber was bedeutete das für ihn? Konnte er dem Schicksal einfach den Rücken zukehren und davonfliegen?
»Die Zeit läuft uns davon.« Relin blickte zu ihm auf. »Khedryn, bitte, Ihr müsst es nun doch einsehen!«
Der Captain seufzte und trank den letzten Schluck Kaf. Bitter und kalt rann die Flüssigkeit seine Kehle hinab, und er wünschte sich, er hätte mehr Pulkay hineingeschüttet. Betrunken wäre es ihm sicher leichter gefallen, sich für ein Himmelfahrtskommando bereit zu erklären. »Was erwartet ihr denn von uns?«
»Helft uns zu tun, was getan werden muss«, meinte Jaden. »Bringt mich auf die Oberfläche dieses Mondes. Dort unten ist jemand, der meine Hilfe braucht.«
Khedryn spielte seine letzte Karte – und es war eine sehr schlechte Karte. »Was, wenn wir dich auf diesem Mond absetzen und du dort niemanden findest? Was dann? Hast du darüber schon einmal nachgedacht? So etwas kann den stärksten Glauben erschüttern. Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe so etwas schon mit eigenen Augen gesehen.«
Jaden schüttelte den Kopf – ein wenig zu schnell, ein wenig zu heftig. »Nein, das wird nicht geschehen. Irgendjemand muss schließlich dieses Signal senden.«
»Jaden …«, begann Khedryn, doch
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