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Gegenwind

Gegenwind

Titel: Gegenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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überzeugt, dass hier jemand mit einem Lichtschwert zugange gewesen war.
    Um erst einmal ein besseres Gefühl für die Ausmaße des unterirdischen Komplexes zu bekommen, beschloss er, die Türen zunächst außen vor zu lassen und dem Korridor zu folgen, bis er den kleinen Vorraum wieder erreichte.
    Seine Vermutung stellte sich als richtig heraus: Der Gang formte einen großen Kreis. Darüber hinaus bemerkte er auch, dass die Türen in regelmäßigen Abständen voneinander angebracht waren, und dass sie einander exakt gegenüberlagen. Würde man eine Linie von einer Doppeltür zu ihrem Gegenstück auf der anderen Seite ziehen, würde diese den Kreis in zwei gleichgroße Hälften teilen. Ein Musterbeispiel für den imperialen Symmetriewahn.
    Die Tür zum Vorraum war der einzige Durchgang auf der Außenseite des Korridors, und als Jaden sie wieder erreichte, blieb er kurz stehen. Die Länge des Ganges entsprach fast genau einem halben Kilometer, und während seines Rundgangs hatte Jaden zwölf Türen gezählt. Abgesehen von dem Kartenleser war eine jede von ihnen auch noch durch ein manuelles Schloss und einen Riegel gesichert gewesen. Was auch immer sich hinter diesen Türen befunden hatte – die Wissenschaftler hatten alles unternommen, um zu verhindern, dass es herauskam. Aber letzten Endes hatten all ihre Vorsichtsmaßnahmen sich als unzureichend erwiesen. Sämtliche Schlösser waren aufgebrochen, und die Riegel, die aus einer Titaniumlegierung bestanden, hatte man verbogen und auf den Boden geworfen. Die Probanden waren ausgebrochen und hatten ihre Schöpfer und jedes andere lebende Wesen in der Einrichtung niedergemetzelt.
    Jaden kehrte zur ersten Tür zurück, an der er vorbeigekommen war, legte seine Hand auf das Metall, atmete ein – und schob.
    Die Tür öffnete sich ohne den geringsten Widerstand. Dahinter lag ein schmaler, durch Leuchtröhren an den Wänden erhellter Gang, der nach ungefähr sieben Metern an einer weiteren Metalltür endete. Sie wirkte ungemein massiv, und an der Wand darüber stand:
    OBSERVATIONSRAUM
    Drei offen stehende Türen zweigten von diesem kurzen Gang ab. Der Durchgang zu Jadens Linker führte in ein Büro mit umgekipptem Schreibtisch und zerstörten Regalen; Flimsiplastblätter und Datenkristalle bedeckten den Boden. Von den beiden Räumen zu seiner Rechten entpuppte sich einer als kleines Konferenzzimmer, mit einem runden Tisch, der von einem Lichtschwert in Stücke geschnitten worden war, und einem großen Vidschirm an der Wand, den Blasterschüsse durchbohrt hatten. Der dritte Raum war ein Labor, aber Jaden registrierte das Durcheinander zerborstener Phiolen und zerschmetterter Forschungsinstrumente nur aus den Augenwinkeln. Ein Tablett mit zwei Tassen und einer halbvollen Kaf-Kanne, das unversehrt inmitten all der Zerstörung stand, zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Es bildete eine Insel der Unversehrtheit, ein Denkmal für den Arbeitsalltag, der diesen Ort vor dem Blut und dem Tod beherrscht hatte.
    Er wollte sich schon abwenden und zu der schweren Metalltür weitergehen, als ihm noch etwas auffiel. Einer der Arbeitstische war umgeworfen worden, sodass seine Beine in die Luft ragten. Auf einem davon stand ein einzelner Schuh. Er war braun, der Größe nach ein Damenschuh, und er steckte in einem vergilbten Steri-Stoffüberzieher, wie man sie in Laboren häufig sah. Blut war darauf getrocknet.
    Der Anblick erfüllte Jaden mit Abscheu und Grauen. Jemand hatte diesen blutigen Schuh ganz bewusst dort platziert – so, als ob es wichtig wäre, dass er genau auf diesem Tischbein stünde. Als ob es eine Art Trophäe wäre, die es zu präsentieren galt. Ebenso wie das über die Wände geschmierte Blut, ebenso wie der abgetrennte Kopf in der Aufzugkabine, ebenso wie der Teppich aus menschlichem Haar, war auch das hier das Werk eines gestörten Geistes.
    Jaden knirschte mit den Zähnen. Die Klone waren verrückt geworden. Vermutlich waren sie nicht in der Lage gewesen, die beiden Pole ihres Wesens – ihr Jedi- und ihr Sith-Erbe – miteinander in Einklang zu bringen. Die helle Seite der Macht war ein Drahtseil, ihre dunkle Seite der Abgrund, der darunter klaffte. Wenn beides eines wurde, wenn man weder im Licht noch im Schatten lebte – vielleicht wurde man dann zwangsläufig wahnsinnig.
    Jadens Gedanken wanderten zu Khedryn, zu dem, was er ihm über das Extragalaktische Flugprojekt erzählt hatte. Damals war Meister C’baoth verrückt geworden, und sein Handeln hatte etliche

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