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Gegenwind

Gegenwind

Titel: Gegenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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Vielleicht würde sie wieder zurückkehren, um zu beenden, was sie begonnen hatte – um ihm ihre Tentakel durch die Nase ins Gehirn zu treiben! Er schauderte und suchte den Boden um sich nach dem Blaster ab. Doch auch der war verschwunden.
    Khedryn blickte mit angespannten Sinnen in die Dunkelheit, wartete darauf, dass Schritte ertönten und eine zischende Stimme Befehle in sein Bewusstsein projizierte. Doch nichts dergleichen geschah, und als ein paar Sekunden ereignislos verstrichen waren, lösten seine Gedanken sich aus ihrer Schreckstarre und wirbelten weiter um den Mahlstrom aus Angst und Schmerz, der sich in Khedryns Innerstem aufgetan hatte.
    Eine andere Möglichkeit kristallisierte sich aus diesem Wirbelwind heraus. Was, wenn der Fremde es überhaupt nicht auf ihn abgesehen hatte? Was, wenn es ihm nur darum gegangen war, ihn zu entwaffnen und ihm sein Komlink wegzunehmen – damit er Jaden nicht warnen konnte? Was, wenn der gebrochene Arm und die zerschmetterte Nase nur eine Warnung gewesen waren, eine Botschaft? Verschwinde von hier, und dir wird nichts weiter geschehen! War er vielleicht nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen?
    Zumindest diese letzte Frage ließ sich leicht beantworten – seitdem er Jaden Korr zum ersten Mal begegnet war, befand er sich scheinbar ständig zur falschen Zeit am falschen Ort.
    »Hätte ich doch nur nie versucht, diesen zeltronischen Tänzerinnen zu imponieren«, murmelte er.
    Ein heftiges Schwindelgefühl überkam ihn. Seine Beine knickten ein, und er sank langsam an der Wand entlang auf den Boden. Die Schmerzen ließen ihn stöhnen, aber den Schrei, der sich in seiner Kehle zusammenballte wie eine Faust, hielt er zurück. Allerdings begann er immer mehr zu bezweifeln, dass der Fremde zurückkehren würde. Er war nicht hinter ihm her, sondern hinter Jaden.
    Seufzend legte Khedryn den Kopf gegen die Wand. Seine Gedanken kreisten um den Jedi, wanderten von ihm weiter zu Relin und schließlich zu Marr. Sie alle riskierten bereitwillig ihr Leben – aber wofür?
    Für etwas, das größer war als sie selbst. Für etwas, an das sie glaubten. Das war die einzige Erklärung, die sich ihm offenbaren wollte. Es sei denn natürlich, es gab irgendwo einen gewaltigen imperialen Goldschatz, von dem ihm niemand etwas erzählt hatte.
    Er verzerrte das Gesicht. So sehr er sich auch in Zynismus und schlechte Scherze flüchtete, musste er sich doch der Frage stellen, woran er glaubte. Seine Finger begannen, auf dem kalten Boden des Korridors zu trommeln, als warteten sie ungeduldig auf eine Antwort.
    Nun, da können sie lange warten.
    Die Erinnerung an sein letztes Gespräch mit Marr schoss durch Khedryns Kopf. Sein Freund hatte gesagt, dass es richtig wäre, den Jedi zu helfen. Er hatte so überzeugt geklungen.
    Seine Finger hörten auf zu trommeln. Er konnte nicht immer davonlaufen.
    »Dieser verkriffte Sohn eines Murglak hat mir die verkriffte Nase gebrochen …«
    Er kämpfte den Schwindel nieder und seinen Körper wieder in die Höhe. Die Schulter an die Wand gedrückt ging er los – zurück in die Tiefen der Einrichtung. Sein gebrochener Arm brannte in einem unseligen Feuer, und aus der pochenden Nase rann weiterhin Blut in seinen Bart. Es fühlte sich an, als hätte man sie mit einem Hammer bearbeitet. Doch die Schmerzen waren nun zweitrangig. Er hatte genug vom Davonrennen.
    Er würde den Aufzug finden und Jaden helfen. Zunächst musste er aber noch einem anderen Teil der Einrichtung einen Besuch abstatten.
    Jadens Kehle schnürte sich immer weiter zu, je tiefer der Aufzug ins Innere des Mondes hinabsank. Als das Summen des Aufzugs schließlich leiser wurde und die Kabine zum Stehen kam, hatte er sich wieder gefangen.
    Die Türen glitten auf, und der alte, seit Jahrzehnten nicht mehr gewartete Mechanismus quietschte laut. Gelbes Licht und ein Schwall warmer Luft wehten ihm entgegen – mindestens zehn Grad wärmer als im Erdgeschoss der Einrichtung. Der Geruch von lange toten Körpern breitete sich in der Kabine aus.
    Khedryn trat entschlossen aus dem Aufzug, hinein in einen kreisförmigen Vorraum, der durch Leuchtröhren an der Decke erhellt wurde. Eine einzige Tür führte aus dieser Kammer, daneben befand sich ein umgestürzter Schreibtisch und ein zertrümmerter Stuhl. Eine Kruste braunen, getrockneten Blutes bedeckte die Wände.
    Allerdings war es nicht an das Metall gespritzt – jemand hatte es mit seinen Händen über die Wände geschmiert. Als wäre es Farbe.

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