Gegenwind
Leben gekostet.
Die geistige Balance eines Jedi schien längst nicht so unerschütterlich, wie er gedacht hatte. Nun, da er darüber sinnierte, musste er sich eingestehen, dass auch er sein inneres Gleichgewicht verloren hatte. Überall um ihn herum gähnte ein finsterer Abgrund, und doch konnte er nicht stillstehen. Die Suche nach Antworten, nach Gewissheit, trieb ihn immer weiter. Er musste dieses Ziel erreichen, so wie ein Ertrinkender die Wasseroberfläche erreichen musste.
Er aktivierte das Komlink, und Statik zischte ihm entgegen. »Khedryn«, sagte er. Natürlich wusste er, dass er nicht zu ihm durchdringen würde, aber er spürte das dringende Bedürfnis, etwas zu sagen, laut und klar, um die Grabesstille der Einrichtung zu durchbrechen. Natürlich hätte er auch einfach Selbstgespräche führen können, aber nach all den Gedanken über Wahnsinn erschien ihm das keine gute Idee zu sein.
Wie erwartet antwortete Khedryn nicht – dafür reagierte jemand anderes. Irgendwo jenseits der schweren Metalltür erklang ein Klirren. Jaden stellte das Komlink augenblicklich wieder auf stumm und zündete sein Lichtschwert. Das Summen der Klinge beruhigte seine Nerven, während er langsam auf die Tür zuging und angestrengt auf ein weiteres Geräusch lauschte. Doch das Klirren wiederholte sich nicht. Stille hatte sich wieder über die Einrichtung gelegt.
Jaden nahm die Hand vom Griff seines Blasters und drückte die massive Tür auf, gerade weit genug, um hindurchschlüpfen zu können. Geduckt und kampfbereit huschte er in den Beobachtungsraum.
Er fand sich in einer großen, runden Kammer wieder. Die Lampen an der hohen Decke waren allesamt zerschossen worden, und die Scherben glitzerten auf dem Boden wie zerbrochenes Eis. Er war also einmal mehr auf den Schein seines Lichtschwertes angewiesen. Natürlich hätte er auch einen Glühstab benutzen können, er zog es allerdings vor, die Hand nahe am Blaster zu behalten. Das grüne Glühen verlor sich nach ein paar Dutzend Schritten in der Schwärze, aber indem er die Wölbung der Wände und die Länge des Korridors in Betracht zog, der sich um diese Einrichtung herumzog, kam er zu dem Ergebnis, dass dieser Raum einen Durchmesser von über einhundert Metern haben musste. Hie und da ragten hüfthohe Computerterminals wie Stalagmiten aus dem Boden auf. Jeder von ihnen stellte eine verkleinerte, aber beunruhigend genaue Kopie des Funkturms an der Oberfläche dar.
Jaden trat langsam von der Tür fort. Bereits nach wenigen Schritten fiel ihm die seltsame Beschaffenheit des Bodens auf. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend und der Erinnerung an den Teppich aus Haarbüscheln im Hinterkopf beugte er sich vor und hielt das Lichtschwert neben seine Stiefel.
Er stand auf einer gewaltigen Transparistahlplatte. Sie war von einem trüben Grau – die Cockpitscheiben vieler Raumschiffe ließen sich zu einem ebensolchen Farbton verdunkeln, um die Augen des Piloten bei Hyperraumflügen vor dem grellen, blauen Wirbel zu schützen. Ein Netzwerk hauchdünner Drähte zog sich Adern gleich durch das Material. Welchem Zwecke es diente, blieb Jaden aber verborgen. Er kniete sich hin und hielt sein Gesicht über den Transparistahl, doch alles, was er in dem darunterliegenden Raum ausmachen konnte, waren vage Umrisse und Schatten.
Mit tiefen Falten auf der Stirn richtete Jaden sich wieder auf. Er ging weiter, erforschte die höhlenartige Tiefe der Kammer. Der Boden war in zwölf gleichgroße Segmente unterteilt – und der Jedi hatte eine sehr genaue Vorstellung davon, was sich darunter befand. Er hielt sich am Rande des Raumes, entfernte sich nur so weit von den Wänden, dass er sie im Schein seines Lichtschwertes noch ausmachen konnte. In regelmäßigen Abständen prangten dort dicke Metalltüren, identisch mit der, durch die er eingetreten war. Er hatte den Raum beinahe umrundet, als er den dunklen Umriss eines Liftschachts entdeckte. Die Türen waren nur halb geschlossen, das Metall verbogen.
Jaden brummte nachdenklich, dann ging er zu einem der Computerpulte hinüber. Die Tasten waren klar beschriftet: Sie kontrollierten die Beleuchtung, die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit in den einzelnen Räumen der unteren Etage. Achselzuckend drückte der Jedi die Taste für das Licht. Er erwartete weder, dass das Pult nach all der Zeit funktionierte, noch, dass die Lampen in der Kammer unter ihm intakt waren – aber er irrte sich. In beiderlei Hinsicht. Ein mattes Leuchten stieg um ihn
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