Gegenwind
Ferrobeton, als er sagte: »Wer an diesem Tisch eine Waffe zieht, sollte auch bereit sein, sie zu benutzen. Also denk noch mal darüber nach, Earsh!« Unter dem Tisch legte er den Finger an den Abzug seines IR-5.
»Setz dich wieder hin!« Reegas klopfte mit der flachen Hand auf die Tischplatte, als würde er einem Haustier ein Kommando geben. »Wir brauchen vier Spieler.«
Earsh machte ein Gesicht, als hätte er gerade in eine verfaulte Frucht gebissen, aber er gehorchte: Er nahm Platz und legte beide Hände auf den Tisch. »Eines Tages, Faal …«, zischte er. »Eines Tages …«
»Wann immer es dir beliebt, Earsh.« Khedryn trank seinen Pulkay mit einem langen Zug aus und knallte das leere Glas auf den Tisch.
»Beginnen wir mit dem Spiel, meine Herren«, sagte der Kartengeberdroide, der bislang schweigend zwischen Reegas und Flaygin gesessen hatte. Dabei wechselte seine Stimme mitten im Satz von männlich zu weiblich – ein Defekt, der entweder den Qualitätsprüfern entgangen war oder aber den seltsamen Humor eines Arbeiters in den Droidenfabriken widerspiegelte. Jedenfalls verdankte die Maschine dieser Fehlfunktion ihren Namen: Ersie. Wie sie hierher nach Farpoint und in Milsins Besitz gelangt war, wusste Khedryn nicht, aber mittlerweile gehörte sie zum festen Inventar des Lochs .
»Wir spielen Corellianisches Gambit. Sie sind mit den Regeln vertraut, meine Herren?«
Die Männer nickten, und Ersie begann, mit vier wirbelnden Händen die Karten zu mischen. Seine Bewegungen waren so schnell und so komplex, dass einem schwindelig wurde, wenn man zu lange hinsah. Karten aus der oberen rechten Hand wanderten in die untere linke, dann wieder in die obere rechte und anschließend in die rechte untere – und immer so weiter, schneller und schneller. Nach einer halben Minute beruhigte sich dieser Wirbelwind metallener Finger wieder, und Ersie verteilte die Karten. Khedryn versuchte, den Zwischenfall mit Jaden Korr und die Auseinandersetzung mit Earsh zu vergessen und sich ganz auf seine Karten zu konzentrieren. Die Welt schrumpfte zusammen zu einem Tisch und vier Gesichtern, zu einem Deck Karten und vier Farben – Münze, Kolben, Schwert und Stab.
Credits wurden über den Tisch geschoben, und mit jeder Runde stiegen die Einsätze. Die Tänzerinnen, die sich nicht gerade auf der Bühne räkelten, wechselten sich auf Reegas Schoß ab. Wenn er die Runde gewann, gab er ihnen ein paar Credits und einen Klaps auf den Hintern. Wenn er verlor, scheuchte er sie wütend davon. Als die Summen im Topf immer höher wurden, nahm auch die Zahl der Zuschauer zu. In gebührendem Abstand versammelten sie sich um den Tisch, und Khedryn musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass Jaden Korr hinter ihm stand. Er konnte den durchdringenden Blick dieser grauen Augen deutlich auf seinem Hinterkopf spüren.
Anfangs unterhielten die Spieler sich noch nebenbei oder warfen einander scherzhafte Beleidigungen an den Kopf. Aber im selben Maße, wie die Einsätze stiegen, nahm ihre Redseligkeit ab, und bald schon herrschte völlige Stille am Tisch, abgesehen von den quietschenden Gelenken Ersies und dem gelegentlichen Kichern einer Tänzerin, die auf Reegas Knien herumrutschte und versuchte, nicht in den Falten seines Wanstes zu verschwinden. Flaygin lutschte auf einem Zahnstocher herum und schüttelte jedes Mal den Kopf, wenn man ihm ein Getränk anbot. Reegas hingegen nippte mit übertriebener Gleichgültigkeit an seinem Keela, den Blick mehr auf die Gesichter der anderen Spieler als auf seine Karten gerichtet. Earsh hielt sich anfangs mit dem Alkohol zurück, doch nachdem er die ersten Runden verloren hatte und ihm immer mehr die Zornesröte ins Gesicht stieg, kippte er den Pulkay schneller hinunter als die Bedienung nachschenken konnte. Khedryn ließ sich sein Glas zwar wieder auffüllen, rührte es aber kaum an.
Leider wurde seine Selbstdisziplin nicht belohnt. Während der nächsten vier Standardstunden ließen schlechte Karten, schlechte Entscheidungen und eine große Menge Pech seinen Creditstapel ins Nichts zusammenschrumpfen. Den Großteil des Geldes verlor er an Reegas, und auch Earsh und Flaygin mussten einen Großteil ihrer Einsätze an den fetten Kerl abgeben. Khedryn versuchte, sich seine Wut nicht anmerken zu lassen, aber seine Zähne waren so fest zusammengebissen, dass er auf Fragen nur noch mit einem Nicken oder einem Kopfschütteln antwortete, und in seiner linken Schläfe begann ein dumpfer Schmerz zu pochen. Er
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