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Gegenwind

Gegenwind

Titel: Gegenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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wusste, dass er dieses Bewusstsein, diese scharfen, in der Macht erprobten Sinne mit seiner Tarnung nicht narren konnte, also versuchte er es gar nicht erst. Stattdessen machte er gedankenschnell noch einen weiteren Schritt nach vorne und rempelte Korr an der Schulter an.
    Wie ein Betrunkener wankte er zurück, dann blickte er den Jedi überrascht an und hob die Hand. »Pardon«, brummte er mit verstellter Stimme und in brüchigem Basic. Er grinste weinselig, wollte sich gerade umdrehen, um in Richtung Bar zu torkeln und dort in der Menge unterzutauchen – als ihn plötzlich eine Bedienung anstieß. Die Frau trug ein hölzernes Tablett mit Pulkay-Gläsern, aber obwohl zwei davon umkippten, ging sie weiter, als hätte sie den Zusammenprall überhaupt nicht bemerkt.
    Der Jedi trat vor, streckte den Arm nach ihm aus. Kell fluchte innerlich. Doch gerade, als er seine Maske fallen lassen und nach dem Vibroschwert greifen wollte, erkannte er, dass weder Misstrauen, noch Vorsicht in Korrs Aura lagen. Der Jedi wollte ihn nicht festhalten, sondern nur stützen.
    Der Anzati verbannte seine Erleichterung in sein Innerstes, verwandelte das leise Aufatmen in ein unwilliges Brummen und blickte den Jedi dann mit glasiger Verwirrung in den Augen an. Verschütteter Alkohol glänzte auf seinem Mantel.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Korr.
    Kell sah dunkle Ringe unter den Augen des Jedi, und die geplatzten Adern in seiner Bindehaut kündeten von Stress und Übermüdung. Doch da war noch etwas anderes. Ein tiefes Verlangen. Der unbedingte Wille zu finden, was er suchte. In diesem flüchtigen Moment, während er Jaden Korr anblickte, erkannte der Anzati, dass sie Verwandte im Geiste waren. Sie suchten beide nach dem Wie und Warum des Lebens. Der einzige Unterschied bestand darin, dass Kell die Antworten finden würde – und zwar, indem er sich am Bewusstsein des Jedi weidete.
    »Mir geht’s gut«, lallte er. »Danke.«
    Der Jedi ließ ihn wieder los, und Kell ging mit schwankendem Oberkörper zu einem leeren Platz an der Wand hinüber. Er spürte Korrs bohrenden Blick auf seinem Rücken, und die Aufmerksamkeit des Jedi hielt ihn zur Vorsicht an. Er unterdrückte seine Gefühle – die Wut über seinen Leichtsinn, die Erleichterung, dass er nicht enttarnt worden war – und ließ sich schwer auf den Stuhl fallen. Nach ein paar Sekunden wandte Korr sich dann von ihm ab. Dennoch blieb Kell noch eine geraume Weile vornübergebeugt sitzen, die Arme auf den Tisch gestützt, den Kopf auf der Brust, ehe er es wagte, dem Jedi einen Seitenblick zuzuwerfen. Doch da hatte Korr sich bereits abgewandt und war in dem Durchgang verschwunden, der ins Nebenzimmer mit dem Sabacc-Tisch führte.
    Kell ordnete seine Gedanken, beruhigte seinen Herzschlag, und erst dann, als er wieder völlig ruhig und konzentriert war, stand er auf und folgte dem Jedi.
    »Du bist neunzehn Minuten und neun Standardsekunden zu spät«, sagte Marr. Er hatte Khedryn eine Hand auf die Schulter gelegt und steuerte seinen Freund nun mit derselben Zielstrebigkeit auf den Sabacc-Tisch zu, mit der er auch seinen Düsenschlitten steuerte.
    »Musst du immer so verflucht genau sein?«
    »Neunzehn Minuten und vierzehn Standardsekunden.«
    »Warum bist du denn so besorgt? Ich dachte, du hast etwas dagegen, dass ich so oft spiele.«
    Der Cereaner zuckte die Achseln. »Ich habe etwas dagegen, dass du so oft verlierst .«
    Khedryn lächelte – aber nur kurz. Die Begegnung mit diesem Jaden Korr beschäftigte ihn immer noch. Da war etwas gewesen … Er konnte es nicht beschreiben, aber was immer es gewesen war, es war merkwürdig. Er blickte noch einmal über die Schulter zurück. Der Mensch stand immer noch mit vor der Brust verschränkten Armen da, und seine tiefliegenden, grauen Augen schienen in unendliche Weiten zu blicken.
    »Erinnerst du dich noch an diese Pilger vom Geheiligten Weg, die wir nach Hoogon Zwei geflogen haben, damit sie das Monument ihres Religionsstifters besuchen konnten?«, fragte Khedryn seinen Freund.
    Marr nickte.
    »Und erinnerst du dich auch noch an den Ausdruck in ihren Gesichtern, als sie herausfanden, dass dieses Monument überhaupt nicht existierte?«
    Noch einmal nickte der Cereaner. »Sie wirkten … gequält.«
    »Genau, gequält.« Er deutete mit dem Kinn in Korrs Richtung. »Dieser Mensch erinnert mich irgendwie an sie. Er hat denselben Blick. Als ob er etwas erfahren hätte, das sein ganzes Weltbild infrage stellt.«
    »Ich kann ihn abwimmeln, wenn du

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