Gegenwind
spielte nicht, um zu gewinnen, sondern, weil es zum Geschäft gehörte – aber dass er gegen Reegas verlor, machte ihn wahnsinnig.
»Bring mir noch einen Keela, ja?«, sagte dieser zu der schlanken, blonden Tänzerin, die gerade das Vergnügen hatte, auf seinem Schoß zu sitzen. Er drückte ihr sein Glas in die Hand und schenkte ihr ein lüsternes Lächeln, das ihr heute Nacht bestimmt Alpträume bereiten würde. Aber sie nickte tapfer und stemmte sich in die Höhe.
»Bring mir einen Pulkay mit!«, rief Earsh, aber an ihm stapfte die Tänzerin nur mit einem verächtlichen »Pft!« vorbei.
Reegas nutzte diesen Moment, um sich vorzubeugen. Über den Berg aus Credits, der vor ihm aufragte, blickte er Khedryn an. »Dir scheint allmählich das Spielgeld auszugehen, Faal.«
»Vielleicht gibst du mir ja ein paar von deinen Credits ab, wenn ich mich kichernd auf dein Knie setze«, entgegnete der Schrottsammler.
Ein paar der Umstehenden grinsten, andere blickten unsicher zu Reegas hinüber und warteten auf seine Reaktion. Das Grinsen auf seinem Gesicht versteinerte, und die Augen blitzten auf wie die eines Raubtiers.
Wie auf ein unsichtbares Zeichen hin verließen die beiden Weequays ihren Platz hinter Reegas. Sie gingen um den Tisch herum, wobei die Zuschauer ihnen respektvoll Platz machten, und stellten sich dann hinter Khedryn. Eine Hand legten sie auf die Lehne seines Stuhls, die andere auf ihren Blaster.
»Da ist wohl jemand frustriert, weil er immerzu verliert«, sagte Reegas.
Khedryn ließ sich von der Nähe der beiden Leibwächter nicht einschüchtern. »Manche Leute haben Glück im Spiel, andere Leute sehen gut aus. Man kann nie beides haben.«
Selbst Earsh musste nun losprusten, aber er versuchte, es hinter einem Husten zu verbergen.
»Sie sind am Zug, Master Reegas«, erklärte Ersie, ehe die Spannung am Tisch noch weiter ansteigen konnte. Seine Stimme war zunächst männlich und tief, dann, zwischen dem Master und dem Reegas , wurde sie plötzlich hoch und weiblich.
»Ich setze alles«, erwiderte er zischend und schob seinen Credit-Berg in die Mitte des Tisches und starrte Khedryn herausfordernd an.
»Reegas Vance hat soeben seine gesamten Credits gesetzt«, verkündete der Droide noch einmal laut, und ein Raunen ging durch die Menge der Zuschauer.
Earsh grunzte frustriert und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Ich bin draußen.«
Flaygin blickte ein paar Sekunden nachdenklich zu Reegas hinüber, dann wanderten seine Augen zu Khedryn. »Tja, das könnt ihr unter euch ausmachen. Ich bin ebenfalls raus.«
»Sie haben nicht genügend Credits, Master Faal«, sagte Ersie, zunächst weiblich sanft, dann männlich barsch. »Legen Sie bitte die fehlenden sechshundertzweiundvierzig Credits jetzt vor, oder nehmen Sie einen Kredit in dieser Höhe auf. Andernfalls können Sie nicht weiter mitspielen.«
Gemurmel wurde unter den Umstehenden laut. Khedryn blickte auf das kleine Häufchen Credits vor sich hinab, als könne er es durch seine schiere Willenskraft mehren, und wog seine Optionen ab. Er könnte sein Blatt beiseitelegen, Reegas den Pot überlassen und es bei der nächsten Runde noch einmal versuchen. Allerdings widerstrebte ihm der Gedanke, Reegas irgendetwas kampflos zu überlassen, und schon gar nicht so viel Geld. Außerdem wusste er genau, warum dieser ihn so in die Enge trieb. Vermutlich hatten die zeltronischen Tänzerinnen, denen Khedryn von seiner Entdeckung erzählt hatte, zwischenzeitlich auch auf Reegas Schoß gesessen.
»Marr!«, rief er über die Schulter, den Blick unbeirrt auf das Gesicht des feisten Kerls gerichtet. Fast erwartete er, dass Reegas protestieren würde, aber er machte nur eine abfällig Geste und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
Der Cereaner schob sich zwischen den beiden Weequays hindurch und hob fragend die Augenbraue.
»Wie viel haben wir?«, fragte Khedryn. Ein Blick in die Augen seines Freundes genügte, um zu wissen, dass er diese Geschichte immer und immer wieder aufgetischt bekommen würde, selbst, wenn er nach dem heutigen Tag nie wieder eine Sabacc-Karte anrührte.
»Wir haben, was vor dir liegt«, lautete die lapidare Antwort.
Khedryn nickte bedächtig. Damit hatte er gerechnet. Er blickte auf, suchte nach einer ironischen Bemerkung, um nicht wie ein völliger Trottel dazustehen und seine Enttäuschung vor Reegas zu verbergen – da hatte er plötzlich eine verzweifelte Idee. Er drehte sich auf seinem Stuhl herum, blickte in die Zuschauermenge
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