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Gegenwind

Gegenwind

Titel: Gegenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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– gut und gerne zwei Dutzend Menschen, Chiss und Rodianer hatten sich um den Tisch versammelt. Unter ihnen war auch Jaden Korr. Die stechenden, grauen Augen lagen nun in den Schatten seiner zusammengezogenen Brauen, und seine Stirn war von tiefen Furchen durchzogen. Khedryn sah ihn nicht direkt an, lächelte stattdessen der Person vor ihm zu und stieß dann ein erzwungenes Lachen aus, das nicht einmal in seinen eigenen Ohren überzeugend klang. Zu deutlich waren Wut und Scham zu hören.
    »Kann mir hier irgendjemand sechshundertzweiundvierzig Credits leihen?«
    Die Zuschauer lachten. Khedryn zog erwartungsvoll die Brauen in die Höhe, dann blickte er kurz auf die andere Seite des Raums hinüber, um Korr nicht gar so sehr unter Druck zu setzen. Doch als er sich wieder umwandte, war der Mensch verschwunden. Es dauerte einen Moment, ehe Khedryn ihn wieder entdeckte – er hatte sich vom Sabacc-Tisch abgewandt und in der Nähe des Ausgangs an die Wand gelehnt. Von ihm war also keine Hilfe zu erwarten. Schade, aber es war einen Versuch wert gewesen.
    »Niemand?«, fragte er noch einmal. Diesmal folgte kein Gelächter auf seine Frage. Mit erhobenen Armen drehte er sich wieder um. »Tja, dann muss ich wohl auch aussteigen.«
    Reegas grinste triumphierend. »Nicht unbedingt. Vielleicht hast du ja etwas anderes von Wert zu bieten.«
    Khedryn wusste genau, worauf er hinauswollte – worauf er schon den ganzen Abend hinausgewollt hatte –, aber er übte sich dennoch in der Rolle des Ahnungslosen. »Woran denkst du?«
    Reegas nahm einen Schluck Keela, dann fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen, bis sie feucht und fettig glänzten. »Wie wäre es denn mit den Koordinaten dieses Signals, das du aufgefangen hast. Man sagt sich, dass an seinem Ursprungsort etwas Wertvolles verborgen sein könnte. Natürlich ist das nur ein Gerücht und somit eigentlich keine sechshundertzweiundvierzig Credits wert, aber ich will heute mal großzügig sein.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du ins Bergungsgeschäft eingestiegen bist. Wirft der Drogenhandel nicht mehr genug ab?«
    Die Menge stieß ein kollektives Oh aus, und die Zuschauer, die sich zuvor in die erste Reihe gedrängt hatten, versuchten nun, sich in die letzte Reihe zu drängen.
    Zum ersten Mal an diesem Abend hörte Reegas auf zu grinsen. Seine Oberlippe zuckte. »Ich versuche nur, dir einen Gefallen zu tun, Khedryn Faal.«
    »Aber du weißt doch nicht einmal, was es mit diesem Signal auf sich hat – und ich weiß es auch nicht. Es könnte sich als völlig wertlos herausstellen. Vielleicht nur ein abgestürzter Aufklärungsdroide.«
    Natürlich glaubte Khedryn das nicht wirklich. Sein Gefühl sagte ihm, dass er da auf etwas Großes gestoßen war, vielleicht eine verlassene Basis oder etwas in dieser Richtung. Dort musste sich ganz einfach etwas von Wert befinden, und wenn es nur elektronische Komponenten waren. Er hätte es sich ungestört holen können – wenn er nur nicht versucht hätte, diese zeltronischen Tänzerinnen zu beeindrucken. Verdammt! Er musste wirklich lernen, seinen Mund zu halten.
    Reegas beugte sich vor, und sein Doppelkinn schwabbelte hin und her. »Alles, was im All herumfliegt, kann man zu Geld machen. Ist das nicht das Motto von euch Schrottsammlern?«
    Khedryn nickte. Das war das Motto aller Schrottsammler, und bislang hatte es ihm gefallen – aber nun, da er es aus dem Mund von Reegas gehört hatte, klang es plötzlich … schmutzig.
    »Na schön«, brummte er schließlich, nachdem es ihm gelungen war, seine angespannten Kiefer auseinanderzuzwingen. »Dann eben das Signal.«
    Reegas blieb noch einen Moment über dem Tisch hängen wie eine aufgedunsene Gewitterwolke, dann lehnte er sich wieder zurück. Sein Mund verzog sich, aber er grinste nicht mehr – er strahlte förmlich. Allein seine Schweinsäuglein blieben kalt und hart. »Dann her mit den Koordinaten!«
    »Was denn, ist mein Wort dir etwa nicht gut genug?«
    »Die Koordinaten«, wiederholte Reegas.
    »Also schön.« Khedryn blickte zu Marr auf, der immer noch neben ihm stand. »Die Koordinaten!«
    Der Cereaner zögerte einen Augenblick, dann zog er widerwillig ein Datapad aus seiner Hosentasche und drückte einige der Knöpfe auf dem Eingabefeld. Als er fertig war, reichte er Khedryn das Gerät, und dieser legte es mit dem Bildschirm nach unten vor sich auf den Tisch. Anstatt den flachen Kasten zu den Credits in die Tischmitte zu schieben, blickte er aber noch einmal zu Marr auf.
    »Bist du

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