Gegenwind
hinzuspielen. Ersie schob ihm zwei neue Karten zu – die Balance und der Böse. Er musterte die Karten einen Augenblick lang, und erst da wurde ihm bewusst, was er nun in der Hand hielt. Er zählte noch einmal nach, aber es stimmte.
Minus Dreiundzwanzig.
»Master Vance?«
»Ich will sehen«, erklärte Reegas, sein Grinsen so höhnisch und selbstzufrieden wie eh und je.
Bei dem Gedanken, wie sich das Gesicht in ein paar Sekunden verändern würde, musste auch Khedryn grinsen. Genüsslich legte er dann seine Karten auf den Tisch, eine nach der anderen. »Minus Dreiundzwanzig.«
Die Zuschauer brachen in Applaus aus, und auch Flaygin nickte anerkennend. Um gegen dieses Blatt zu bestehen, bräuchte man eine Plus Dreiundzwanzig.
Reegas machte ein langes Gesicht. Er starrte Khedryn an, dann seine Karten – und dann klatschte er sie auf den Tisch. »Dreiundzwanzig – auf der richtigen Seite der Null!«
Diesmal war der Applaus noch stürmischer.
»Was?«, stieß Khedryn hervor. Seine Stimme ging unter im Klatschen und den Ausrufen mehrerer Zuschauer, die laut beteuerten, dass sie so etwas noch nie gesehen hätten.
Earsh neben ihm brach in schallendes Gelächter aus. Dass er seine Schulden bei Reegas noch vergrößert hatte, schien ihm in diesem Moment egal. Flaygin schüttelte den Kopf und zählte dann die Credits, die noch vor ihm lagen.
»Master Vance gewinnt das Spiel«, konnte Ersie gerade noch verkünden, dann wurde auch er von Jubel, Buh-Rufen, Applaus und Betrugsanschuldigungen übertönt. Khedryns Gedanken rasten. Er hielt sich nicht mit Selbstmitleid oder Wut über seinen Leichtsinn auf, sondern ging direkt dazu über, nach einer Lösung für sein Problem zu suchen.
Reegas wartete, bis die Umstehenden sich wieder beruhigt hatten, dann sammelte er triumphierend seinen Gewinn ein. Doch ehe seine Wurstfinger nach dem Datapad greifen konnten, hatte Khedryn seine Lösung gefunden.
»Es wird dich vermutlich ein paar Tage kosten, um eine Bergungsmannschaft zusammenzustellen und sie zum Ursprung des Signals zu führen«, meinte er fast beifällig.
Reegas zog die Schultern hoch. »Vermutlich. Warum? Suchst du Arbeit?«
»Nein. Und selbst wenn: Du wärst der Letzte, bei dem ich anheuern würde. Ich stelle nur gerade einen Zeitplan auf. Wenn Marr und ich gleich morgen aufbrechen, sollten wir früh genug dort ankommen – aber keine Sorge: Ich werde dir genug übrig lassen, um deine Kosten zu decken.«
Von einer Sekunde auf die nächste legte sich völlige Stille über den Raum, über das gesamte Schwarze Loch . Reegas starrte den Schrottsammler an, sein Gesicht puterrot, die Augen zuckend. Die Weequays nahmen ihre Hände von der Stuhllehne und legten sie auf Khedryns Schulter, bereit, ihn auf einen Wink ihres Bosses hin nach draußen zu zerren und zu erschießen. Jaden Korr stand noch immer in der Menge hinter Reegas, aber im Gegensatz zu all den anderen Schaulustigen um ihn herum spiegelte sein Gesicht weder Überraschung noch Empörung oder Besorgnis.
Earshs Augen wanderten unsicher zwischen den beiden hin und her. Er schluckte hörbar.
»Du hast doch wohl hoffentlich nicht geglaubt, dass ich dir die exklusiven Rechte an diesem Fund abtrete«, sagte Khedryn und schüttelte den Kopf, als wäre ein solcher Gedanke völlig abwegig. »Ersie, habe ich je das Wort exklusiv gebraucht?«
»Das Wort exklusiv ist an diesem Tisch nicht gefallen«, bestätigte der Droide, nachdem er sein elektronisches Gedächtnis zurückgespult hatte.
Reegas Mund klappte ein paarmal auf und zu, dann machte die Überraschung in seinen Augen brennendem Hass Platz.
Ein paar der Zuschauer in den hinteren Reihen kicherten leise, andere tuschelten hinter vorgehaltener Hand, und Khedryn musste ein Schmunzeln unterdrücken. Er hatte es geschafft, Reegas aus der Reserve zu locken – und indem er ihn öffentlich bloßstellte, hatte er auch die Schmach seiner Niederlage zumindest teilweise vergessen gemacht.
Einen Moment noch starrte Reegas ihn wutentbrannt an, dann wurde sein Gesicht plötzlich kalt und emotionslos, so plötzlich und so übergangslos, als hätte jemand einen Knopf gedrückt. »Du hast recht«, sagte er. Auch seine Stimme war bar jeglicher Emotion. »Niemand hat das Wort exklusiv gebraucht.« Er schürzte die Lippen. »Also schön: Doppelt oder nichts um die exklusiven Rechte, was sagst du, Faal?«
Khedryn zögerte keinen Augenblick. Er beugte sich auf seinem Stuhl nach vorne. »Die Karten, Ersie!«
Die Menge jubelte und
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