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Gegenwind

Gegenwind

Titel: Gegenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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Schreiend und rufend waren die Gäste des Schwarzen Lochs aus dem Nebenzimmer und dann auf die Straße gerannt. In all dem Chaos hatte Kell Jaden Korr und Khedryn Faal keinen Moment lang aus den Augen verloren – bis sie schließlich zusammen mit dem Cereaner durch ein Loch in der Wand verschwanden. Als der voluminöse Mensch, Reegas, seine Leibwächter hinter ihnen her geschickt hatte, war der Anzati einen Moment lang versucht gewesen, dem Jedi ebenfalls zu folgen. Letzten Endes hatte er sich aber dagegen entschieden. Was er brauchte, um seine Mission voranzutreiben, befand sich in diesem Raum.
    Als alles vorüber war, stand Reegas allein inmitten des nun völlig stillen und verwüsteten Raums. Umgestoßene Stühle und Tische, verstreute Credits, vergossene Drinks und vier Leichen – von dreien stieg noch Rauch auf.
    Kells Blick ruhte auf Reegas, der zur Leiche des Spielers hinüberging, den Jaden Korr getötet hatte: Earsh. Er stieß sie kurz mit dem Fuß an, dann schüttelte er den Kopf. Sein Atem klang wie der Windzug durch ein undichtes Fenster.
    Er blickte in Richtung des Hauptraums und rief: »Ich brauche einen Drink!«
    Keine Antwort. Keine Reaktion. Sämtliche Gäste und Bedienungen hatten das Schwarze Loch verlassen. Reegas fluchte.
    Kell ging langsam um den Menschen herum, unsichtbar für seine wild blinzelnden Augen. Von draußen erklang Blasterfeuer. Ein paar hastige Schüsse, gefolgt von lauten Rufen. Vermutlich waren Jaden Korr und seine Begleiter soeben entkommen. Aber das machte nichts. Er würde sie wiederfinden – und er würde die Vision entschlüsseln. Alles, was er brauchte, war der Datenkristall, auf dem der Cereaner die Koordinaten des Signals gespeichert hatte.
    Reegas schien sich nun ebenfalls daran zu erinnern. Er stapfte durch die Trümmer und ließ sich grunzend und ächzend auf alle viere nieder. Sein Blick wanderte über den Boden, und er stocherte herum. Kell erinnerte der Anblick an ein Zucca-Schwein, das nach Nahrung sucht.
    Der Anzati fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Die Nähe des Jedi hatte ihn hungrig gemacht, und da er Fhost bald schon hinter sich lassen würde, musste er keine Rücksicht mehr auf etwaige Konsequenzen nehmen.
    Immer weiter suchte Reegas japsend den Boden ab. »Wo ist er nur? Wo ist er nur?«
    Er warf Credits beiseite, Eis, Gläser, und schließlich fand er, was er suchte und hielt es wie eine Trophäe in die Höhe. Der durchscheinende Datenkristall glänzte förmlich im Licht.
    »Hab ich dich!«, rief Reegas und kämpfte sich dann stöhnend und schwitzend wieder auf die Füße.
    »Jetzt erst mal ein Glas Keela!«, gurrte er.
    Kell trat vor ihn und ließ seine Tarnung fallen. Reegas erstarrte. Seine Augen wurden weit. Sein Mund stand offen.
    Kell legte mahnend den Zeigefinger auf die Lippen. Er wollte noch einen Moment den Anblick ihrer Daen Nosi genießen, den Tanz der Schicksalslinien, die sich umeinander wanden, ehe eine von ihnen abrupt endete.
    Sei leise , projizierte er in das Gehirn des Menschen. Beweg dich nicht!
    Reegas Körper sackte in sich zusammen, und obwohl seine Stirn sich in tiefe Falten legte, blieb er regungslos vor dem Anzati stehen. Kell nahm ihm den Datenkristall aus der Hand, ehe er zu Boden fallen konnte, und steckte ihn sich in die Tasche. Er spürte, wie Reegas sich gegen seine mentalen Fesseln wehrte, wie seine Verzweiflung wuchs – und er lächelte.
    Während seine Fühler aus ihren Hautfalten krochen wie rosafarbene Schlangen, stellte er sich dicht vor Reegas und packte ihn bei den Schultern. Der Körper seines Opfers blieb schlaff, aber sein Geist warf sich hin und her, versuchte, dem Griff von Kells Gedanken zu entgehen. Es gelang ihm sogar, den Mund zu öffnen, aber alles, was herauskam, war ein unhörbares Ächzen.
    Einen Augenblick später bohrten sich Kells Fühler in die Nasenlöcher des Menschen. Sie stießen durch Gewebe und Knorpel direkt ins Gehirn. Reegas versteifte sich. Blut tropfte aus seiner Nase in den offenstehenden Mund.
    Der Anzati verdrehte genüsslich die Augen und verschlang die Suppe seines Opfers. Leider war sein Geist schwach, und kaum, dass Kells Bewusstsein sich den Tiefen des Schicksals geöffnet hatte, wurde es auch schon wieder in die engen Grenzen seines Verstandes eingepfercht. Während dieses flüchtigen Moments der Transzendenz sah er das Geflecht von Daen Nosi , das die Galaxis ausmachte – die Summe der Möglichkeiten und Entscheidungen allen intelligenten Lebens. Die Bedeutung dieses

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