Gegenwind
– wurden von dieser Euphorie hinweggespült.
Als er die Kampfbrücke schließlich erreichte, hatten die Offiziere der Nachtwache bereits ihre Posten eingenommen und damit begonnen, die Systeme hochzufahren. Noch war der große Sichtschirm allerdings schwarz. Die Herold blieb blind. Als er eintrat, erhoben sich alle Anwesenden, Menschen wie Nichtmenschen, Frauen wie Männer, und salutierten. Der Geruch der Angst haftete immer noch an ihren Körpern. Saes’ Nasenlöcher zuckten.
»Captain!«, grüßte ihn Lieutenant Llerd strahlend. Seine vorgereckte Brust drohte, den Stoff der Uniform zu sprengen.
»Fahrt mit eurer Arbeit fort!«, sagte der Sith-Lord, und die Mannschaft beeilte sich, diesem Befehl nachzukommen. »Sie nehmen bis auf Weiteres die Pflichten des Ersten Offiziers wahr, Colonel Llerd.«
»Vielen Dank, Sir«, grinste der Mensch. Fast hätte Saes erwartet, dass er sich um Respekt heischend umblickte, aber zumindest das konnte er sich verkneifen.
»Status?«
»Der Großteil der Instrumente ist ausgefallen, Sir. Deshalb habe ich den Befehl gegeben, die Bremsdüsen zu zünden und das Schiff zum Stillstand zu bringen«, ereiferte sich Llerd. »Zahlreiche Reparaturmannschaften sind bereits damit beschäftigt, die Energie umzuleiten und die zerstörten Sektionen zu versiegeln.«
»Instrumente hochfahren und dann umgehend einen Scan der Umgebung durchführen! Ich möchte wissen, wo wir sind. Und, Llerd …«
»Ja, Sir?«
»Ich möchte, dass der Hauptschirm funktioniert.«
»Jawohl, Sir.« Der Offizier schlug die Hacken zusammen und wandte sich der Mannschaft zu.
Jemand aktivierte das Kommunikationssystem der Brücke, und nachdem einen Moment lang nur statisches Rauschen aus den Lautsprechern gedrungen war, erklangen schließlich die ersten Schadensmeldungen. Saes lauschte ihnen, aber seine Gedanken wanderten immer wieder zu seinem ehemaligen Lehrmeister zurück. Er erinnerte sich an die Zufriedenheit in Relins Augen, kurz bevor die Sprengladungen in der Hyperantriebskammer explodiert waren, und eisige Wut kochte in ihm hoch. Geistesabwesend hob er die Hand und drückte die Spitze seines Zeigefingers gegen das Kieferhorn – so fest und so lange, bis schließlich Blut an seinem Finger hinabrann und er seinen Zorn wieder unter Kontrolle hatte.
Relin war vermutlich noch vor dem Sprung von der Herold geflohen. Allerdings konnte Saes nicht völlig ausschließen, dass der Jedi sich noch an Bord aufhielt, und so suchte er die verschiedenen Decks des Kreuzers mit seinen machtverstärkten Sinnen ab. Wie nicht anders zu erwarten, blieb die Suche ergebnislos. Doch selbst, wenn der Jedi hier wäre, könnte Saes ihn nicht aufspüren, das wusste er. Relin war in der Lage, völlig in der Macht unterzutauchen und jede Spur seiner Präsenz zu verwischen. Nachdenklich blickte der Sith auf seinen blutenden Finger hinab. Er konnte spüren, wie Llerd ihn aus den Augenwinkeln beobachtete. Der Anblick des Blutes schien ihn zu beunruhigen.
»Colonel Llerd?«
Der Offizier blinzelte. »Äh … Ja, Sir?«
»Ich brauche mehrere Sicherheitsteams. Sie sollen das Schiff Raum für Raum durchsuchen. Es besteht die Möglichkeit, dass wir immer noch einen Jedi an Bord haben.«
»Jawohl, Sir.«
Saes ließ sich in den Kommandosessel sinken und sah der Mannschaft dabei zu, wie sie Befehle in die anderen Teile des Kreuzers entsandte und die Wiederbelebung der Herold koordinierte. Eines nach dem anderen erwachten die Systeme wieder zum Leben.
»Scanner sind einsatzbereit«, verkündete Llerd schließlich. Er stand neben dem Pult des Sensoroffiziers, und als er den Kopf hob, lag seine Stirn in Falten. »Sir«, erklärte er in ernstem Tonfall, »wir haben ein Schiff auf dem Schirm, Sir. Es hat eine merkwürdige Signatur.«
Als Saes nichts dazu sagte, wandte der Colonel sich an den Kommunikationsoffizier. »Der Hauptschirm.«
Ein weißer Punkt tauchte in der Mitte des Schirms auf, der sich nach ein paar Sekunden in eine Linie verwandelte. Er wurde breiter – und dann erhellte mit einem Mal das Bild eines gewaltigen, blauen Gasriesen die Kampfbrücke. Die orangefarbene Sonne des Systems strahlte auf die Oberfläche eines nahen Mondes, und vor diesem eisverkrusteten Rund zeichnete sich ein kleines Schiff ab.
»Vergrößern!«, befahl Saes.
Das Bild löste sich kurz auf – woraufhin Llerd dem Kom-Offizier einen bitterbösen Blick zuwarf – und als es wieder aufflackerte, beherrschte das fremdartige Schiff den Schirm. Es sah aus wie
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