Gegenwind
Sitzfläche. »Präzisiere das!«
»Es gibt eine Divergenz zwischen den Daten der Astronavigation und dem Basischrono der Herold , Sir.«
Diese Worte zogen den Sith aus seinem Sessel und an die Seite des Droiden. Allerdings versicherte er sich erst, dass Llerd beschäftigt war, ehe er fragte: »Wie kann das sein?«
»Das ist mir unbekannt, Sir. Aber die Astronavigations-Markierungen sind nicht dort, wo sie dem Chrono zufolge eigentlich sein sollten.«
8L6 legte die Daten auf einen kleinen Schirm, damit Saes sie sich selbst ansehen konnte. Die Augen des Kaleesh verengten sich. Was er sah, ergab keinen Sinn. »Vielleicht hat irgendetwas das Schiffschrono durcheinandergebracht«, überlegte er. »Überprüfe das!«
»Ich habe bereits mehrere Diagnoseläufe durchgeführt, ehe ich mit diesem Problem an Euch herangetreten bin, Sir. Das Chrono funktioniert einwandfrei.«
Ein eisiger Finger strich über Saes’ Nacken. »Dann hast du unsere Position falsch berechnet. Die Astronavigation wurde vermutlich während des Sprungs beschädigt.«
»Sir, ich habe unsere Position mit einer Wahrscheinlichkeit von über neunundneunzig Komma sieben fünf Prozent korrekt berechnet. Ich weiß, wo wir sind.«
Die Andeutung, die sich in diesen Worten verbarg, ließ Saes’ Augen nervös zucken. Er blickte in das emotionslose, ewig höfliche Gesicht des Droiden, sah, wie seine gelben Augen sich auf dem silbernen Metall spiegelten und zu ihm zurückstarrten. »Worauf willst du hinaus, Elsechs?«
Der Droide passte seine Stimme der des Sith an und antwortete mit gedämpftem Flüstern. »Angesichts unserer Position und der Daten der Astronavigation sowie in Anbetracht meiner Langstreckenscans, lautet die logische Schlussfolgerung, dass sehr viel Zeit vergangen ist, seitdem wir in den Hyperraum gesprungen sind, Sir.«
Saes blickte sich unauffällig um. Alle Offiziere waren mit ihren Instrumenten beschäftigt oder blickten gebannt auf den Hauptschirm. Niemand sah in seine Richtung. »Von welchem Zeitraum sprechen wir hier, Elsechs?«
»Mehr als fünftausend Jahre, Sir.«
Die Worte trafen ihn wie Peitschenhiebe. Ihre Bedeutung legte sich einem schweren Gewicht gleich auf seine Schultern. Er griff nach der Rückenlehne des Kommandosessels, als seine Knie taub wurden. Fünftausend Jahre . Eine eisige Kälte kroch seine Wirbelsäule empor, breitete sich in seinem ganzen Körper aus. Er drehte sich um, starrte aus blicklosen Augen auf den Hauptschirm. Die Sterne sahen genauso aus wie vor dem Hyperraumsprung, aber ihre Position war um fünftausend Jahre verschoben.
»Wie konnte das geschehen?«, fragte er.
»Die wahrscheinlichste Erklärung ist, dass die Herold aufgrund des Fehlsprungs nie wirklich in den Hyperraum eingetreten ist, Sir. Vor uns lag zwar ein Hyperraumtunnel, aber wir haben ihn nicht betreten. Stattdessen beschleunigte das Schiff lediglich bis fast auf Lichtgeschwindigkeit. Für uns ist nur eine kurze Zeit vergangen, für den Rest der Galaxis waren es fünftausend Jahre.«
Saes schüttelte den Kopf. Die Gedanken wirbelten wild und unkontrolliert in seinem Kopf herum. Es schien, als würde sein ganzer Verstand aus den Grundfesten gehoben.
Fünftausend Jahre.
Er versuchte, sich zu konzentrieren, die Situation ruhig und objektiv zu analysieren. Allerdings fehlte ihm jegliche Information, um eine solche Analyse durchzuführen. Da waren nur Fragen. Dutzende Fragen. Hunderte Fragen. Fünftausend Fragen. Wie hatte sich die Galaxis entwickelt? Wie stand es um das Sith-Imperium? War der Krieg mit den Jedi vorüber? Hatten sie ihn gewonnen? Oder verloren? Und was war mit seiner Heimatwelt?
Noch einmal schweifte sein Blick über die Kampfbrücke, aber diesmal lag ein anderer Ausdruck in seinen Augen. Sie – sie alle – waren Artefakte, lebende Fossilien. Ein Stück Vergangenheit, das durch einen misslungenen Hyperraumsprung in die Zukunft katapultiert worden war.
»Kein Wort darüber zu irgendjemandem«, befahl er 8L6. »Ich muss erst über unsere Situation nachdenken, ehe ich die anderen davon wissen lasse.«
»Ja, Sir.« Der Droide nickte mit surrenden Gelenken und wandte sich wieder seiner Station zu.
»Die Klingen nähern sich jetzt den Ringen, Sir«, sagte Llerd, und die Dienstbeflissenheit seiner Worte stand dabei in krassem Gegensatz zu dem kehligen Unterton in seiner Stimme. Er wollte den Jedi sterben sehen, der ihn fast das Leben gekostet hatte.
Saes schürzte die Lippen. Relin war genauso verloren wie er – sie
Weitere Kostenlose Bücher