Gegenwind
beide hatten nur für ihre Überzeugungen gelebt, und nun mussten sie feststellen, dass diese Überzeugungen von einer Sekunde auf die andere bedeutungslos geworden waren. Selbst, wenn es Jedi und Sith noch gab, waren es nicht mehr die Orden, denen sie angehört hatten. Die Schlacht um Kirrek war schon längst geschlagen. Der Sith war allein in einer fremden Welt, und das Einzige, was ihm noch geblieben war, war sein Hass auf Relin. Plötzlich schien es noch viel wichtiger, seinen ehemaligen Lehrmeister zu vernichten.
Dieses Bedürfnis gab ihm eine neue Aufgabe und seinem Tun einen Sinn. Relin musste sterben.
Aber was dann?
Nun, er hatte einen beschädigten, jedoch immer noch funktionsfähigen Kreuzer, einen Frachtraum voller Lignan und eine Mannschaft fähiger Offiziere, Kampfpiloten und kriegerischer Massassi. Das war eine alles andere als schlechte Ausgangsposition. Sobald er sich einen Überblick über die Verhältnisse in dieser neuen Galaxis verschafft hatte, würde er sich mit dem gegenwärtigen Sith-Orden in Verbindung setzen, so es denn einen gab. Mithilfe des Lignans sollte es ihm möglich sein, sich einen Platz weit oben in der Hierarchie zu sichern oder gleich selbst die Führung der Sith zu übernehmen.
Falls es hingegen keinen Orden mehr gab … nun, dann würde er ihn persönlich wieder zum Leben erwecken.
Jetzt, da er wieder mentalen Halt gefunden hatte und der Schock der Erkenntnis verarbeitet war, trat er vor den Hauptschirm und blickte Llerd an. »Sämtliche Kom-Kanäle schließen! Auch die lokalen Frequenzen werden nicht abgehört, verstanden?«
Der Colonel blickte zwar verwirrt drein, bestätigte den Befehl aber mit einem obligatorischen »Jawohl, Sir.«
Saes wollte nicht das Risiko eingehen, dass irgendeine Kom-Nachricht Fragen über ihr Wo und Wann aufwarf. Nicht jetzt. Die Erkenntnis, dass sie durch die Zeit gereist waren, hatte ihn, einen langjährigen, kaltblütigen Sith-Lord, aus der Bahn geworfen – seine Besatzung würde sie in nackte Panik versetzen. Er musste sie erst auf diese Wahrheit vorbereiten, ehe er sie ihnen enthüllte.
Aber zunächst einmal musste er sicherstellen, dass Relin starb. Sein Blick heftete sich wieder auf den Schirm, folgte den Klingen, die in wildem Zick-Zack zwischen den Eis- und Felstrümmern der äußeren Ringe hindurchrasten, die Entfernung zu Relins Schiff immer weiter verkürzten.
Einen flüchtigen Moment lang fragte er sich, wer sich wohl noch an Bord dieses merkwürdigen Gefährts befand, dann zuckte er die Achseln. Es waren jedenfalls sicherlich keine Jedi.
Kell hatte gebannt beobachtet, wie der angeschlagene Kreuzer aus der Dunkelheit auftauchte und auf die Schrottkiste zuraste. Noch nie war dem Anzati ein derartiges Schiff begegnet, und auch die Sternenjäger, die es ausspie, waren in ihrer Fremdartigkeit überaus faszinierend. Sie hatten sich in zwei Gruppen aufgeteilt und anschließend die Verfolgung von Khedryn Faals Frachter aufgenommen. Der Schrottsammler musste absolut verzweifelt sein, denn er steuerte sein Schiff direkt in die Ringe des blauen Gasriesen.
»An diesem Ort überkreuzen sich die Linien«, murmelte er. Sein Herz schlug wild gegen seine Rippen.
Alles, was er jetzt noch tun musste, war, diese Linien zu entwirren und eine von ihnen zu durchtrennen, dann erwartete ihn die Offenbarung. Er konnte es spüren. Er konnte es schmecken. Jaden Korr war der Schlüssel.
Kell benutzte die Kamera im Bug der Prädator , um Bilder von der Schrottkiste , dem Kreuzer und den Sternenjägern zu machen und speicherte diese dann in einem Holokristall ab. Anschließend sah er zu, wie Khedryn Faals Frachter in das Durcheinander der Ringe eintauchte, dicht gefolgt von den Jägern. Zu keinem Moment war er versucht, in das Gefecht einzugreifen, um Korr zu beschützen. Er musste nur die Augen zusammenkneifen, um zu sehen, dass es nicht das Schicksal des Jedi war, hier zu sterben. Seine Daen Nosi reichten weiter, bis zu seiner nächsten Begegnung mit dem Anzati.
In sicherer Entfernung und perfekt getarnt, überprüfte er sämtliche Subraum-Frequenzen, bis er schließlich das Signal auffing, das vom Mond ausgestrahlt wurde – das Signal, mit dem alles begonnen hatte. Das Signal, mit dem alles enden würde. Es schien ihn zu rufen, und schon sehr bald würde er ihm folgen und an den Altar der Weisheit treten.
Er verstärkte den Empfang und drehte am Lautstärkeregler, bis die kurze, sich ständig wiederholende Tonfolge durch das Cockpit dröhnte. Vor
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