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Gegner des Systems

Gegner des Systems

Titel: Gegner des Systems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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obwohl sie ihn von dort wegen der Bäume nicht sehen konnten. Wenn er es schaffte, auf die andere Seite zu schwimmen, wäre er damit mit ziemlicher Sicherheit zunächst außerhalb der Reichweite ihrer Suchtrupps, aber es war fast genauso gefährlich, in das Wasser einzutauchen, als dort zu bleiben, wo er war. Er würde wohl lebendig auf der anderen Seite ankommen; es war keine lange Strecke, und er würde wahrscheinlich nicht entdeckt werden. Aber die wirkliche Gefahr lag in den Mikroorganismen, die in dem Wasser lebten und fast stündlich zu Verursachern der einen oder anderen neuen Virus- oder Infektionskrankheit mutierten.
    Die Chemikalien, die von der Aufbereitungsanlage zugesetzt wurden, schränkten die Wirkung dieser Organismen zwar ein, bevor das Wasser die Häuser erreichte, aber in dem Reservoir selbst waren die Organismen so virulent, wie sie nur irgend sein konnten. Das Wasser war der perfekte Nährboden für Kulturen, die eine neue Krankheit nach der anderen entwickelten. Jede Woche mußte eine neue Chemikalie bei der Aufbereitung zugesetzt zu werden, da die Organismen nacheinander so mutierten, daß sie gegen die Zusätze der letzten Woche immun wurden. Der Mensch war dazu verurteilt, dieses Rennen zu verlieren, und im Abstand von einigen Monaten tauchte immer wieder ein besonders widerborstiger Virus auf, der die Menschen im gesamten Distrikt dazu brachte, sich zu übergeben. Der Distrikt hatte bisher nur insofern Glück gehabt, als es noch keinen Stamm mit tödlicher Wirkung gegeben hatte, aber es war unwahrscheinlich, daß dieses Glück noch lange anhalten würde.
    Welsh war inzwischen nicht mehr so sehr außer Atem, und er begann, nach links auf dem Weg entlangzulaufen. Er kam hier viel besser voran als durch das Unterholz. Obwohl der Weg sehr viele Kurven hatte und manchmal Ausläufer bildete, die ihm den Ausblick versperrten, kam er gut in Richtung auf die Straße voran. Aus irgendeinem Grund aber wuchs die Angst in ihm, als würde er sich plötzlich seiner Verfolger völlig bewußt, aber sie schien trotzdem in keinerlei Beziehung zu seiner Lage zu stehen. Es war eine namenlose Angst ohne besonderen Anlaß, allumfassend, aber an nichts Konkretes angebunden, eine Art mutierter Angst, die ebenso virulent wie die mutierten Organismen in dem Wasser war, an dem er entlangrannte.
    Ein Plätschern im Wasser ließ in zusammenzucken, aber statt sofort in eine Verteidigungsposition zu gehen, rannte er nur schneller. Zu seiner Rechten schwamm eine Ratte, so groß wie ein Hund, ein paar Meter am Ufer entlang und kam dann schleimig aus dem Wasser, um interessiert hinter ihm herzusehen. Er sagte sich ständig, daß er die Panik unterdrücken müsse und daß es ihm nur eben jenen Tod bringen würde, den er vermeiden wollte, wenn er so weiterrannte, aber es half nichts. Er wurde sie durch Überlegungen nicht los; die Quelle seiner Angst lag vor ihm und zog ihn weiter, statt hinter ihm zu liegen und ihn zu jagen. Er konnte sie weder verstehen noch unter Kontrolle bringen.
    Die plötzliche Beschleunigung beim Laufen hatte seine Lungen wieder geöffnet, die nun wie Stücke von offenem Fleisch brannten. Vorher war er in zwar schnellem, aber stetigem Tempo den Weg entlanggerannt, und durch den Spurt war der stetige Schmerz in seinen Lungen aufgebrochen. Er hatte sich an das ständige Brennen in Kehle und Lungen schon fast gewöhnt, aber der plötzliche Spurt hatte es so sehr verstärkt, daß er trotz seiner Panik beinahe hätte anhalten müssen.
    Der Weg folgte nun einer engen Landzunge, und er wußte, daß es nur noch ungefähr fünfzig Meter bis zur Straße waren. Wenn er erst um die scharfe Kurve herum war, dann kam ein kurzes Stück von ebener Oberfläche, eine weitere Landzunge und dann die Straße. Er hatte vor, sich an der Straße auszuruhen, bis ein Auto kam. Er wußte aber, daß kein Fahrer freiwillig halten würde, und ebenso wußte er, daß er, wenn es sein mußte, den Fahrer erschießen würde, um das Auto zum Stehen zu bringen. Eve war jetzt ebenfalls in Gefahr.
    In seinem Kopf klopfte sein Pulsschlag, als er um die Kurve kam. Er ließ seinen Kopf herunterhängen und sah beim Laufen auf den Boden, um ein klareres Bewußtsein zu gewinnen. Die Auswirkungen der Explosion in dem Anhänger machten sich jetzt bemerkbar, und er hatte entsetzliche Kopfschmerzen. Beim Laufen konnte er nicht mehr scharf sehen, und kurz vor der Kurve wäre er beinahe von dem Pfad heruntergerutscht und ins Wasser gefallen. An der

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