Gegner des Systems
nahm die Maske und die Mütze ab und legte sie neben sich auf den Sitz.
Von der anderen Straßenseite aus wirkte er nun wie ein völlig normaler Fahrer, bis auf den Bart vielleicht, aber es gab keinen besonderen Grund, ihn deshalb anzuhalten, es sei denn, daß die Säuberung bereits allgemein im Gange war. Jetzt konnte er auf der Hauptstraße weiterfahren und eine andere Straße zum Parkway nehmen. Darauf könnte er bis zu einer Ausfahrt bleiben, die sich fünf Meilen von seinem Haus entfernt befand, aber zwanzig Minuten würde er für den Weg noch benötigen.
Wenn sie vielleicht auch bereit waren, ihren Standort zu verlassen, um einen Troupier in einem Zivilfahrzeug zu überprüfen, so würden sie wahrscheinlich wegen eines Zivilisten mit einem Bart nicht soweit gehen. Selbst wenn sie ihm folgen sollten, standen seine Chancen noch erheblich besser als bei einer Straßensperre. Er entschloß sich, das Risiko einzugehen, wendete das Auto und beschleunigte.
Er fuhr an der Straßensperre mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von siebzig Meilen vorbei. In dem Augenblick, als er mit der Straßensperre auf einer Höhe war, drehte er den Kopf nach rechts. Den Spiegel hatte er so eingestellt, daß er die Sperre auch mit abgewendetem Kopf sehen konnte, während er vorbeifuhr. Jetzt standen dort nur noch zwei Wagen. Einige Rehabs sahen die Straße hinauf, während ein anderer in das Funkgerät in seinem Wagen sprach. Sie hatten offensichtlich die Leiche des Majors gefunden. Er hoffte, daß sie die Todesursache noch nicht herausgefunden hatten.
Die vierspurige Schnellstraße führte noch weitere drei Meilen in südlicher Richtung weiter, bevor sie eine Biegung machte und nach Osten in Richtung auf den Ozean verlief. Welsh war immer noch eine gute Viertelstunde von seinem Haus entfernt. Er hätte schon lange zu Hause sein müssen, und er hoffte, daß Eve noch da war.
10
Welsh fuhr von der Schnellstraße ab und bog in seine Straße ein. Vor seinem Haus standen keine Troupiers. Sie hatten entweder Eve mitgenommen oder sie nicht gefunden. Er hielt mit quietschenden Bremsen vor seinem Haus und lief zur Tür. Das Auto ließ er auf der Straße mit offener Tür stehen. Die halboffene Rehab-Uniform fing an, von seiner Hüfte herunterzurutschen, und er mußte sie mit einer Hand hochhalten, als er durch die Tür ins Haus rannte. Zwei Troupiers saßen auf dem Sofa und hatten ihre Gewehre auf ihn gerichtet.
Wenn er die Uniform nicht hochgehalten hätte, dann hätte er schneller reagieren können, aber jede Schnelligkeit hätte ihm hier nichts genützt, weil er sein Gewehr im Auto gelassen hatte. Sie waren zu weit entfernt, um etwas gegen sie unternehmen zu können, und schon bevor er sich darüber Gedanken machen konnte, trat ein dritter hinter der Tür hervor und schlug ihm auf den Hinterkopf. Welsh fiel schwer zu Boden.
Als er zu sich kam, lag er immer noch auf dem Teppich in der Eingangshalle. Er konnte nicht lange bewußtlos gewesen sein, weil sie ihn sonst entweder weggebracht oder terminiert hätten.
Offensichtlich brauchten sie ihn für irgend etwas, wahrscheinlich für eine öffentliche Hinrichtung. Er versuchte aufzustehen, aber sein Kopf hing zwischen seinen Knien, und als er versuchte, ihn zu heben, fing das Zimmer an, sich zu drehen. Ein schwerer Stiefel trat einen Arm unter ihm weg, und er wäre fast auf diese Seite gefallen. Die plötzliche Bewegung brachte seinen Kopf dazu, fast vor Schmerz zu explodieren, aber das Drehen hatte momentan aufgehört.
„Bleiben Sie, wo Sie sind“, sagte eine Stimme, die von irgendwo hinter ihm kam. „Sie haben uns heute eine Menge Ärger gemacht, Welsh. Aber ich denke, daß Sie jetzt mit uns zusammenarbeiten werden.“ Die anderen Rehabs (vier weitere konnte er sehen) vollführten kaum merkliche Bewegungen, um die Drohung zu unterstreichen. Wie er wußte, würde die Vernehmung von leichten Veränderungen der Position und der Haltung begleitet werden.
Er wußte außerdem, daß man seine Reaktionen auf die verschiedenen Komponenten der Drohung beurteilen würde, wenn dies hier wirklich eine Vernehmung war. Der Fahrer des Wagens, den er übernommen hatte, würde ohne Befragung terminiert werden: Das Ausmaß seiner Angst würde als Indiz für die Größe seiner Schuld angenommen werden. Er würde sich selbst sein Todesurteil sprechen. Bestimmte Bewegungen, mehr noch als konkrete Fragen, würden bei dem Befragten Angst auslösen, und zwar bei jedem, aber sie waren so angelegt,
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