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Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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leider.«
    »Aber eins wissen wir, nämlich, dass wir noch nie etwas Derartiges in unserer biederen, heiteren Stadt Göteborg erlebt haben.«
    Ard überlegte, ob Boursé einen Witz machen wollte, aber der Mann meinte es ernst.
    »Dessen bist du dir sicher?«
    »Ja, ich hab ein wenig recherchiert. Das, was da geschehen ist, hinterher, ist neu. Die Tat als solche ist natürlich entsetzlich. Andererseits ist es für uns von Vorteil, dass eine derartige Handlungsweise so wenig alltäglich ist.«
    Sie redeten um den heißen Brei herum; es war wie eine Konzentrationsübung vor der eigentlichen mühseligen Arbeit.
    »Wir müssen noch andere Fälle untersuchen. In diesem Distrikt. In allen Distrikten.«
    »Natürlich.«
    »Im ganzen Land.«
    »Ja, sicher.«
    Kajsa Lagergren erhob sich und stellte sich ans Fenster, ohne hinauszusehen. Sie drehte sich zum Raum um, kratzte mit dem linken Daumen am Nagelbett ihres Mittelfingers, schaute auf.
    »Es gab keine Spuren sexueller Gewalt?«
    »Keine sichtbaren zumindest. Die Kleidung war ordentlich. Aber genau wissen wir es noch nicht. Morgen.« Ard hatte wieder einen Blick auf das Papier geworfen, obwohl er die Antwort schon kannte. Er hatte die Stimme gesenkt, als das Thema zur Sprache kam. Aus Respekt?
    »Aber das, was er ihr hinterher angetan hat … Könnte das nicht einen sexuellen Hintergrund haben, ein perverses sexuelles Motiv? Ich weiß, das sind Spekulationen, aber ich möchte keine Möglichkeit auslassen.«
    »Wir unterhalten uns mit den Experten, wenn wir ein wenig mehr wissen.«
    »Ja.«
    Ove Boursé machte ein paar Schritte, hängte sein Jackett über die Stuhllehne und ließ sich dann schwer auf seinen Stuhl fallen, der über den Boden schabte.
    »Wenn wir wieder mit einem zu tun haben, der in der Kindheit von perversen Eltern oder Stiefeltern sexuell missbraucht worden ist und sich jetzt rächt, dann kann ich nicht mehr.«
    Sten Ard warf ihm einen scharfen Blick zu. Kajsa Lagergren erhob die Stimme:
    »Was zum Teufel meinst du damit?«
    Boursé sah sie mit einem Anflug von Scham an.
    »Entschuldigung, das war blöd ausgedrückt. Ich hab nur so ein Gefühl, dass das die erste mögliche Ursache sein könnte, auf die sich alle stürzen.«
    Sten Ard wurde laut.
    »Jetzt reicht es. Wir fangen mit dem an, was wir wissen. Diese Diskussion führen wir erst später.«
    Es wurde still im Raum. Calle Babington war der Erste, der wieder das Wort ergriff.
    »Ich sollte die Decke untersuchen. Aber die stammt aus einer Massenproduktion, das heißt, solche gibt es wie Sand am Meer. Das sind Militärdecken oder Krankenhausdecken.«
    »Aha.«
    Ove Boursé stand auf und legte sich das Jackett über die Schultern.
    »Etwas anderes war wohl nicht zu erwarten.«
    Ard stand ebenfalls auf.
    »Was unsere Decke verbirgt, erfahren wir bald, und jeder weiß, was er jetzt zu tun hat.«
    Er spürte eine unangenehme Steifheit in der rechten Halsseite; er hatte sie schon seit dem Morgen gespürt, und er hegte den Verdacht, dass eine Genickstarre im Anzug war und er den Kopf bald nicht mehr würde drehen können. Vielleicht brauchte er in Kürze einen Drehstuhl.
     
    Im »Bolaget« war es still, ein milder Hauch von Tabak schwebte im Raum, und Jonathan nahm einen schwachen, angenehmen Duft nach der frischen gelben Rose wahr, die in einer hohen, schmalen Vase vor ihm stand. Der Mann hinter der Theke war an seinen Tisch gekommen. Wide hatte zuerst erklärt, dass er auf jemanden warte, dann aber doch hinzugefügt: »Ein kleines Bier, bitte.«
    Er brauchte es, oder? Es war schwerer gewesen, als er geglaubt hatte, der Gedanke an das Gespräch beim NK. Er wollte ganz entspannt hingehen, so entspannt, dass er nicht für den Job in Frage kommen würde.
    »Hab mich ein wenig verspätet.«
    Plötzlich stand Peter Sjögren hinter ihm. Wide saß mit dem Rücken zur Tür. Er drehte sich um.
    »Ist mir noch gar nicht aufgefallen.«
    »Die Besprechung hat etwas länger gedauert.«
    »Zu viele Besprechungen.«
    »Es werden immer mehr Chefs.«
    Peter Sjögren warf einen Blick auf Wides leeres Glas und gab dem Barkeeper, der zwanzig Meter entfernt stand, mit zwei Fingern ein Zeichen.
    »Das kann alles bedeuten, von zwei Vichy bis zwei Whisky.«
    Sjögren schüttelte den Kopf und zog seinen hellgrauen Regenmantel aus.
    »Wenn ich in diesem Lokal zwei Finger hebe, wissen sie, was es bedeutet.«
    Es bedeutete zwei große Bier, die Gläser wurden vor sie hingestellt und Sjögren trank wie ein Verdurstender.
    »Was für ein

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