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Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Zunge aus seinem Mund flattern lassen.
    »Du wirkst etwas verwirrt, Jonathan. Niemand verlässt den Polizeidienst und macht dann weiter, als wäre nichts passiert.«
    »So was kennst du doch.«
    »Ich kann mich in dich hineinversetzen.«
    »Aha.«
    »Im Präsidium hat es viel Gerede gegeben, als du aufgehört hast.«
    »Aha.«
    »Du willst nichts davon hören?«
    »Nein.«
     
    Der Abend war mild und still, als Jonathan Wide das »Bolaget« verließ. Peter Sjögren saß jetzt an einem anderen Tisch dort drinnen, um den sich eben entfernte Bekannte von ihm geschart hatten. Wide sah ihn von der Tür aus, zwei Finger in Richtung Bar. Jetzt ging es um die großen Dinge, um die großen Reportagen.
    Die Avenyn schimmerte indigofarben und golden, er sah zum tiefblauen Himmel hinauf, der hinter den grauen Schleiern des Nachmittags aufgetaucht war. Es war wärmer geworden. Plötzlich lag etwas wie ein Hauch von Spätsommer in der Luft, so etwas kam Anfang November manchmal vor.
    Er begann in südliche Richtung zu gehen. Die wenigen Menschen, denen er begegnete, empfanden offenbar genau wie er, das sah er ihnen an: den Kopf einen halben Grad gehoben, gelockerte Schals um die Hälse, Hände ohne Handschuhe, wie um die Sanftheit des Abends direkt mit der Haut aufnehmen zu können. Zwei Radfahrer kamen an ihm vorbei; lange hörte er ihre Stimmen und verfolgte sie mit den Augen, bis sie weit entfernt nach rechts auf den Götaplatsen abbogen. Vor dem Kino »Royal« hatte sich eine kleine Schlange gebildet. Er sah Leute die Speisekarten vor den Restaurants lesen. Vier Jungen schlenderten in einem vielschichtigen Bewegungsmuster heran, XL-Shirts und XL-Hosen, Mützen, XL-Schuhe; die Gruppe teilte sich, ließ ihn in der Mitte hindurch und schloss sich wieder hinter ihm.
    Wide nahm die Gerüche der Stadt wahr, er sog sie tief ein und dachte über sie nach, bis er rechts in die Vasagatan einbog. Dort wurden alle Gerüche in Höhe der Würstchenbude sehr deutlich und konkret. Es war ein Abend zum Wandern. Er beschloss nach Hause zu gehen. Er spürte die Wärme der Stadt. Göteborg umarmte sich.
     
    Sie waren immer tiefer hineingegangen. »Nein, nicht hier«, hatte sie gesagt, und er war ihr gefolgt, sein Körper war mit Gänsehaut überzogen, als hätte er Fieber. »Nein, nicht hier«, und schließlich hatte er sich entschieden und gesagt: »Hier ist es ruhig«, und sie hatte sich entspannt.
    Sie hatte geglaubt, sie würde frieren, aber plötzlich war der Abend warm geworden. Trotzdem war es gut, dass sie eine Jacke anhatte; die schützte sie vor der groben Rinde, als sie sich mit dem Rücken gegen den Baumstamm lehnte. Sie zuckte zusammen, als seine Hand ihre linke Brust berührte, die Hand war ein wenig kalt.
    Er küsste sie, ihr Lippenstift schmeckte wie süßer Klebstoff; seine rechte Hand klemmte zwischen ihrem Rücken und dem Baumstamm, und er schaffte es nicht, die verflixte Öse zu öffnen, die den Büstenhalter zusammenhielt. Er zog die Hand weg und schob stattdessen die Körbchen über den Brüsten zu ihrem Hals hoch.
    Sie spürte, dass sie erstarrte, und merkte, wie er mit der einen Hand an ihrem Gürtel zu fingern begann und dann versuchte, den Reißverschluss der Jeans herunterzuziehen, und sie sagte: »Nein« und gleich noch einmal etwas schärfer: »Nein!«, weil sie es so meinte. Er zog seine Hand rasch zurück und legte sie wieder auf eine ihrer Brüste. Die Bewegung war so heftig und plötzlich, dass seine Füße auf dem nassen Laub den Halt verloren. Er rutschte zur Seite, zog sie mit sich und beide glitten langsam am Baumstamm entlang. Als sie einen Schritt machte, um die Bewegung zu bremsen, hatte er genau dasselbe getan, und das hatte zur Folge, dass sie die Richtung änderten und hinter dem Baum niederstürzten, ein Stück fast rollten. Seine Hand, die unter dem BH oberhalb der Brust geblieben war, schmerzte. Dort, wo sie lagen, war es weicher als vorher, trocken. Jetzt spürte er Stoff an seiner Wange, es roch feucht und säuerlich, und er zog die schmerzende Hand von ihrem Körper. Sie lachte auf, sagte, wie dämlich sie sich doch verhalten hätten, aber er antwortete nicht. Er hatte das Gefühl, als wären seine Augen größer geworden im Kopf, immer größer fühlten sie sich an, als er das Gesicht zu dem Hellen neigte, das dort schimmerte, wo er eben seine Hand hingelegt hatte, was er mit der Hand erfühlt hatte. Es hatte sich haarig und sehr kalt angefühlt, und jetzt sah er, dass es der Arm eines Menschen

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