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Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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entstanden. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass es sich so entwickelt hat, dachte sie, als sie vor dem Tresen stand. Sie sah ein paar Tropfen Blut griechisch-zypriotischer Abstammung, von einem Eisensplitter, der eine Wunde verursacht hatte.
    Die Behörden handelten unter immer lauterem Beifall und immer mehr gereckten Daumen. Die Stimmen jener, die Fremde früher mit offenen Armen empfangen hatten, wurden schwächer. Gleichzeitig wurde der Blick jener, die nichts sehen und nichts wissen wollten, immer schärfer und gleichzeitig immer blinder. Schließlich war es still geworden. Dann ertönten neue Stimmen, derbere. Eine Verfolgung war eingeleitet worden. Ihr fiel kein anderes Wort ein: Ver-folgung.
    Dinos Zavallis in seinem Bett im Östra-Krankenhaus hatte nicht viel gesagt; sein Gesicht hatte einen blauen Schimmer von dem Bartwuchs eines Tages, und Kajsa Lagergren sah, wie ausgeliefert er war. Hass, Schläge und Gesetze verschmolzen immer mehr miteinander, bis es schließlich nur noch eine einzige Art Schuld gab, und die lag hier vor ihr, den Arm in sauberem, weißem Gips: eine Verantwortung nicht nur für die Lahmen und Gebrechlichen, sondern auch für die Geschundenen und Todmüden.
    Ich muss diese Gedanken abstellen, dachte sie. Eine Weile blieb sie still am Bett sitzen, dann verließ sie das Krankenzimmer und das Gebäude.
    Krankenhäuser betreten, Krankenhäuser verlassen. Wie viel Zeit verbrachte die Polizei damit? Kajsa Lagergren sog die feuchte Luft tief ein, zog ihre grauen gestrickten Handschuhe an und wandte sich nach rechts zur Smörslottsgatan und hinunter zum Stabbetorget. Mitten am Tag war es in Björkekärr ganz still; vielleicht holte sich der Stadtteil seine Ruhe vom Härlanda-Teich, der ein Stück südlich vom Reihenhaus ihrer Eltern lag, eine Ruhe, die vom Wasser herüberstrich. Als sie klein gewesen war, hatte sie sich Phantasiebilder von der großen Stadt gemacht, die beim Redbergsplatsen begann. Wenn sie die Augenlider zusammenpresste und aufmerksam lauschte, konnte sie die Laute von Göteborg wie eine brummende Hummel hören, dort unten, weit entfernt. Sie war erregt gewesen, wie nur ein Kind sein kann, und hatte sich davor gefürchtet, was passieren würde, wenn die Hummel hier heraufkäme.
    Jetzt lebte sie in Heden, mitten im Brummen der Hummel, hatte sich für einen Job entschieden, der oft mit Entsetzen und Erniedrigung verbunden war. Sie war nicht mehr erregt. Aber manchmal hatte sie Angst, als ob die Ängste der Kindheit sie eingeholt hätten.
    Eine schnelle Tasse. Warum nicht. Sie ging den vertrauten Weg entlang. Eine Überraschung. Wie viele Male war sie nur aus Pflichtbewusstsein hierher gefahren, zum Sonntagsessen, meist Rinderbraten, untermalt von Fußball, den ihr Vater sich im Fernsehen anschaute: Sie hatte den Apparat für sein persönliches Eigentum gehalten. Sonntage.
    Aber jetzt: Lass den Berg kommen und all das, und sie öffnete die Tür, ohne zu klingeln. Im Wohnzimmer mit all den Fenstern, die ins Grüne schauten, saßen Tina und ihre Mutter.
    »Kajsa! Du bist aber groß geworden.«
    Sie mochte den Humor ihrer Schwester. Ja, es war eine Weile her, seit sie von sich hatte hören lassen.
    »Tina.«
    »Was für eine Überraschung, Kajsa! Lange nicht gesehn.«
    »Nein, Mama, aber war es nicht vorgestern?«
    »Was redest du da, im Oktober war das.«
    »Ach, wirklich. Wo ist Papa?«
    »Das fragst du?«, sagte die Mutter und zeigte zum Fenster hinaus. »Er macht einen seiner ewigen Spaziergänge. Aber jetzt ist er ja nicht allein.«
    Die kleine, mollige, dunkelhaarige und manchmal wunderbare Frau, die ihre Mutter war, verließ das Zimmer, um noch ein Gedeck zu holen, und Kajsa setzte sich ihrer Schwester gegenüber.
    »Deine Kinder sind bei Papa?«
    »Ja, zum Glück macht ihm das Spaß.«
    Tina gähnte, Kajsa sah schwache dunkle Ringe unter ihren Augen.
    »Sind sie anstrengend?«
    »Nicht so schlimm.«
    »Hast du Hilfe?«
    Tina lachte. Gähnte wieder. Lachte.
    »Kajsa Lagergren aus dem Orbit ruft die Welt. Hallo? Hallo? Hat sich in den letzten dreißig Jahren etwas auf dem Gebiet der Gleichberechtigung geändert? Hallo?«
    »Dann hilft dir Peder also hin und wieder?«
    »In deiner Stimme ist irgendwas.«
    »Vielleicht Zweifel?«
    »Nein. Enttäuschung.«
    »Oje, wollen wir so früh am Tag ans Eingemachte gehen?«
    »Entschuldige, Kajsa, entschuldige. Aber es gibt tatsächlich Männer, die begriffen haben, dass es nicht nur einen angeht, wenn mehr als zwei zur Familie

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